Mein Kitakind – der Papablog
Der Geschäftsbereich Kinderbetreuung der Stadt Zürich lancierte im August 2018 einen Papablog. Monatlich berichtet darin der junge Familienvater Morris Vock, was ihn im ersten Kita-Jahr seines im Februar 2018 geborenen Sohnes so beschäftigt. Untermalt wurde der Blog jeweils mit einem Puzzleteil. So ergibt sich den Leserinnen und Lesern im Verlauf eines Jahres ein Bild: vom Puzzle und vom städtischen Kita-Alltag.
- Über Morris Vock, unseren Papablogger
- Kind in die Kita – nicht ohne Vorbereitung
- Die Eingewöhnung – Freude, Unsicherheit und Stolz
- Achtung, fertig – Virus!
- Langweilig: Was jetzt?
- Mit dem Schnellzug durch die ersten drei Monate Kita
- Alle Jahre wieder und unsere ersten Weihnachten in der Kita
- Sechs Monate Kita und der erste Geburtstag
- Alles zu seiner Zeit
- Der erste Elternabend
- Ob Regen, Schnee oder Wind – ich will raus!
- Schreien, Stampfen, Täubele: Überforderung im Alltag
- Ein Jahr Kita
- Puzzle zum Papablog
- Kennen Sie schon den Kita-Newsletter?
Über Morris Vock, unseren Papablogger

Ich bin Morris, Jahrgang 1990, Ehemann einer wunderbaren Frau und stolzer Vater vom im Februar 2018 geborenen Pablo. Nach drei Jahren Ausbildung zum Fachmann Betreuung im städtischen Kinderhaus Entlisberg habe ich noch weitere vier Jahre dort gearbeitet. Im Sommer 2019 werde ich mein Studium der Sozialen Arbeit abschliessen. Die Praxisausbildung dafür absolviere ich ebenfalls im Sozialdepartement der Stadt Zürich, und zwar im Begleiteten Wohnen.
Angefangen hat meine «Stadtkarriere» jedoch schon viel früher: Als Dreikäsehoch habe ich bereits selber die Kita im Kinderhaus Artergut besucht. Rund 15 Jahre später bin ich als Praktikant dorthin zurückgekehrt und habe im Anschluss beschlossen, die Berufsausbildung in diesem Bereich zu machen. Und nun darf rund ein Vierteljahrhundert später auch unser Sohn in eine Kita der Stadt Zürich eintreten: Ab August 2018 besucht er an zwei Tagen in der Woche die Kita Selnau. Da ich auch in der Stadt Zürich aufgewachsen bin, bezeichne ich mich als richtiges «Stadtkind». In diesem Blog schreibe ich einmal im Monat über das erste Kita-Jahr meines Kindes – mit all seinen spannenden, lustigen und stolzen Momenten, die manchmal von Herausforderungen, Ängsten und Sorgen begleitet werden.
Kind in die Kita – nicht ohne Vorbereitung
Für uns war von Anfang an klar: Pablo wird in die Kita gehen. Doch was bedeutet das genau? Ich sage oft: «Eine Familie ist ein Kleinunternehmen.» Es ist eine organisatorische Meisterleistung, alles unter einen Hut zu bringen! Nachdem wir diverse Szenarien durchgespielt hatten, wie die Betreuung unseres Sohnes aussehen könnte, sind wir auf folgende Lösung gekommen: Meine Mutter macht den Wochenstart. Nachdem der Kleine am Montag nach Strich und Faden verwöhnt wird, folgt am Dienstag der Papa-Tag, am Mittwoch der Mama-Tag, und am Donnerstag und Freitag geht er in die Kita. Am Wochenende haben wir glücklicherweise meistens beide frei. Neben dem Kinderalltag muss natürlich auch noch das Privatleben geplant werden. Kompromiss da, Kompromiss dort… Wer kennt das nicht?
Wir haben uns entschieden, dass Pablo eine Kita besucht, weil wir beide arbeitstätig und unter anderem überzeugt sind, dass die Kita einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft leistet. Kitas sind nicht einfach Hütedienste; sie bieten Bildung, Förderung, Erziehung und die Möglichkeit, Freundschaften zu knüpfen (wir werden wohl Pablos nächste Geburtstage mit einer Schar Kitakinder verbringen…).
Die Professionalität und die Unterschiede der Kitas zeigen sich in den pädagogischen Konzepten, nach denen gearbeitet wird, in der Infrastruktur und, für mich zentral, dem Personal. Mein Tipp: Gut recherchieren und vorinformieren, es lohnt sich!
Als erstes haben wir die Homepages der Kitas durchforscht und dann unsere Favoriten persönlich besichtigt. Manche haben fixe Besichtigungsdaten, andere bieten individuelle Termine. Neben Räumen und Konzepten war uns das Betreuungsteam am allerwichtigsten. Schliesslich will man wissen, wem man sein Kind anvertraut!
Leider ist ein Platz in der Wunsch-Kita nicht garantiert. Die Wartelisten sind teilweise seeeeeeehr lang. Am besten würde man sich wohl grad in dem Moment anmelden, in dem man beschliesst, eine Familie zu gründen ;-)
Nach langem Hangen und Bangen und mit Riesenglück haben wir von einem unserer Favoriten, der Kita Selnau, die Einladung zu einem Eintrittsgespräch erhalten.
Das Betreuungsteam hat uns mit seiner herzlichen Art sofort überzeugt. Auch die Innenräume haben uns sehr gefallen. Der, wenn auch gut ausgenutzte, doch eher kleine Aussenraum hat mich erst etwas verunsichert, was der fixe Waldtag, den die Kita macht, aber mehr als kompensiert hat. Überglücklich sind wir nach Hause.
Weil unser steuerbares Einkommen unter 120'000 Franken liegt, durften wir einen Antrag auf Subventionen stellen. Die Kita-Leiterin hat uns alles erklärt und schriftlich mitgegeben. Beim zweiten Anlauf – und einem Weizengetränk für meine Nerven dazwischen – hat es dann funktioniert.
In wenigen Tagen ist es soweit – wie wird der erste Tag wohl sein?
Die Eingewöhnung – Freude, Unsicherheit und Stolz
Die Eingewöhnung verläuft individuell nach den Bedürfnissen des Kindes. Wir planen acht Tage auf zwei Wochen verteilt mit stetig steigenden Präsenzzeiten ein – sofern Pablo mitspielt. Schon vor dem offiziellen Eingewöhnungsstart habe ich das erste Mal in der Kita angerufen: Etwas unsicher habe ich Serena, der Bezugsperson von Pablo, erklärt, dass sich der Schlafrhythmus von Pablo einmal mehr geändert hat und wir daher lieber eine Stunde später kommen würden.
1. Woche Dienstag: Tag eins
Viel zu früh, wie bei einem ersten Vorstellungsgespräch, warten wir aufs Tram. Pablo spielt noch mit «Nicolas», seinem Lieblingstier. Meine grösste Befürchtung trifft während der Tramfahrt ein – unser Pablo fällt ins Land der Träume! Leicht nervös kommen wir mit dem schlafenden Pablo in der Kita an. Serena nimmt uns herzlich in Empfang und reagiert nicht gross, dass Pablo noch schläft. Sie zeigt uns nochmals die ganze Kita. Zu meiner Erleichterung wacht Pablo plötzlich auf und strahlt gleich das erste Mal Serena an. Mein Gefühl der Unsicherheit wechselt blitzartig hin zu einem stolzen Papa und mir wird bewusst, dass ich ganz sicher viel nervöser bin als mein Sohn. Pablo gefällt es so gut, dass wir bereits etwas länger in der Kita bleiben und gleich noch den Zvieri-Brei geben dürfen. Womit wir einen Einblick in das Zvieri-Ritual erhalten. Es fühlt sich an wie in einer Grossfamilie.
1. Woche Mittwoch: Tag zwei
Pablo gefällt es rundum in der Kita. Das ist nicht die Regel, darum ist eine langsame Eingewöhnung in jedem Fall sehr wichtig.
1. Woche Donnerstag: Tag drei
Heute steht die erste Trennung von 30min an. Meine Frau erlebt sie – ich darf zu Hause an meiner Bachelorarbeit schreiben. Pablo und auch meine Frau «überleben» die erste Trennung mit einem Lächeln: Das sorgsam aufgebaute Vertrauen zeigt Wirkung!
1. Woche Freitag: Tag vier
Nun heisst es zum ersten Mal auch für mich Abschied nehmen. 30 bis 40 Minuten soll ich weg. Liebevoll will ich mich verabschieden. Aber Pablo spielt lieber mit der Rassel. Etwas enttäuscht, was ich mir natürlich auf keinen Fall anmerken lasse, gehe ich einen Kaffee trinken. Die 30 Minuten fühlen sich an wie 30 Stunden. Macht Pablo alles gut? Läuft alles richtig? Ich habe mich umsonst gesorgt: Die Fotos, die Serena gemacht hat, zeigen einen glücklich spielenden Pablo.
2. Woche kitafreier Montag
Am Montagabend bin ich alleine mit Pablo zu Hause. Heute ist kitafrei. Trotzdem komme ich nicht um das Thema herum. Pablo ist es sichtlich langweilig mit dem Spielbogen, er reklamiert immer wieder. Ich glaube, er vermisst den Lärm der anderen Kinder und die Aufmerksamkeit von Serena. Viele Gedanken kreisen in meinem Kopf: Erkennt Pablo Serena morgen noch? Freut er sich? War es nicht eine zu lange Pause übers Wochenende? Als ich noch als Erzieher gearbeitet habe, habe ich mir nie solche Gedanken gemacht. Ich habe mich darauf verlassen, dass, wenn die Eltern positiv eingestellt sind, die Kinder von alleine gut mitmachen. Doch es ist gar nicht so einfach, in der Kita so sicher aufzutreten, wenn man sein eigenes, Herzallerliebstes abgibt.
2. Woche Dienstag und Mittwoch: Tag fünf und sechs
Glücklicherweise macht es Pablo an seinem fünften Kita-Tag immer noch so gut, dass wir am sechsten Tag eine Trennung von drei Stunden machen. Ich kann nach langer Zeit wieder einmal ohne Kinderwagen, alleine mit meiner Frau, durch die Stadt schlendern!
2. Woche Donnerstag: Tag sieben
Wieder bringt meine Frau Pablo in die Kita. Damit er sich nicht überanstrengt, wird die Trennung gleich lang wie am Vortag. Das ist sicher eine gute Entscheidung. Auch wenn alles reibungslos läuft, wird zu Hause von Pablo viel verarbeitet. Woran wir das merken? Falls ihr jemanden mit schwarzen Augenringen seht: Das könnte ich sein.
2. Woche Freitag: Tag acht
Der letzte Eingewöhnungstag dauert von 9 bis 15 Uhr. Um 8.55 Uhr schleiche ich in den Gruppenraum. Die Kinder bereiteten den Morgenkreis vor. Serena setzt sich neben mich und nimmt Pablo auf ihren Arm. Pablo schaut mich mit einem Lächeln vom Schoss von Serena an. Sie fragt, wie die Nacht war und ich sage ihr, wann er ungefähr Hunger haben könnte. Dann wünscht sie mir einen schönen Tag. Um 9.05 laufe ich zur Tramstation und denke: Oha, jetzt bleibt mein Pablito den ganzen Tag alleine dort. Irgendwie fühle ich mich ausgeschlossen. Sonst haben wir jeweils noch geplaudert – und heute werde ich nach fünf Minuten verabschiedet. Gleichzeitig freue ich mich auf ein paar freie Stunden. Ich habe einiges geplant, von dem ich natürlich nicht mal die Hälfte erledige. Gerade will ich noch am Blog schreiben, da sollte ich schon wieder zurück in der Kita sein. An diesem Nachmittag erlebe ich endlich den Moment, auf den sich wohl viele Eltern freuen: Pablo lächelt mich an, wedelt wild mit den Ärmchen und will zu mir. Nach einem ganzen Tag ohne sein Kind, ist das eines der schönsten Erlebnisse – Glücksgefühl pur!
2. Woche Samstag: Kita Selnau Begrüssungsmorgen
Mit allen anderen neuen Kitakind-Eltern sind wir zum Begrüssungsmorgen geladen. Für mich ein spezielles Erlebnis, da ich jetzt nicht wie bis anhin als Betreuer, sondern als Vater eines Kindes teilnehmen darf. Nach einer Vorstellungsrunde aller neuen Eltern, wird über das Stadtzürcher Eingewöhnungsmodell berichtet, über die Pädagogik und über die Elternarbeit. Danach wartet auf uns ein mit viel Liebe angerichtetes Zmorgenbuffet und, zu meiner grossen Freude, starker Kaffee! Beim Zmorgen tröpfeln weitere Eltern dazu, die ihre Kinder bereits länger in der Kita Selnau betreuen lassen. Für uns ergibt sich so die Möglichkeit, sich mit Kita-erfahrenen Eltern auszutauschen. Es wäre alles pannenlos über die Bühne, hätten wir nicht «Nicolas» in der Kita vergessen. Uns blühen schlaflose Nächte. Dank Grossmutters vorsorglich gekauften «Ersatz-Nicolas», kommen wir mit einem blauen Auge davon – wir haben die Lektion gelernt!
Die Eingewöhnung ist nun vorüber und der Kita-Alltag steht bevor. Wir bleiben gespannt.
Links zum Thema
Achtung, fertig – Virus!
Eine Woche nach der Eingewöhnung: Pablo hat einen heftigen Schnupfen. Ganz normal, denn in den Kitas laufen die Nasen zwischen September und Mai permanent. Man witzelt ja auch, dass in den Kitas nebst den herkömmlichen auch die unentdeckten Bakterien und mutierte Viren kursieren, die nur schwer wieder loszubringen sind. Dann trifft es am Sonntagabend zuerst mich, sodass ich am Montagmorgen kaum aus dem Bett kriechen kann. Zum Glück ist heute Grossmuttertag. Dienstag 7 Uhr, Pablo glüht vor sich hin. Beim Arzt erhalten wir die Diagnose Mittelohrenentzündung. Das heisst: Antibiotika!
Als ich mich um 20 Uhr zusammen mit Pablo ins Bett begebe, geht mein strengster Papatag zu Ende. Am Mittwochmorgen schrecke ich auf. Wir haben uns vor lauter Fiebermessen und Antibiotika geben gar nicht überlegt, wie wir uns organisieren, wenn Pablo am Donnerstag nicht in die Kita darf! Als ehemaliger Kitamitarbeiter weiss und verstehe ich, dass kranke Kinder sich zu Hause am wohlsten fühlen und es den anderen gegenüber nur fair ist, sein fieberndes und vermutlich ansteckendes Kind zu Hause zu behalten. Ich werde wohl zu Hause bleiben, da ich selbst sowieso nicht fit genug bin um zu arbeiten. Aber wann kuriere ich mich aus? Pablo wacht kurz darauf wie gewöhnlich auf und begrüsst uns mit einem Lächeln. Das Fieber ist weg und er ist wieder fit. Glücklicherweise darf er somit am Donnerstag und Freitag in die Kita – umsonst gesorgt. Meine Frau geht arbeiten und ich «päpple» mich zu Hause wieder gesund. Blog und Bachelorarbeit bleiben liegen, der Stapel mit Pendenzen im Büro steigt.
Kaum eine Woche nach dieser ersten Krankheitsprobe hat Pablo erneut hohes Fieber – 39.9 Grad. Zum Glück ist unser Hausarzt auch am Sonntag für uns da! Die Diagnose heisst erneut Mittelohrenentzündung. Ich erwähnte ja schon, dass man munkelt, dass es sich um hartnäckige Viren und Bakterien handelt. Trotzdem schlägt auch dieses Mal das Antibiotika erfreulicherweise an. Meine Frau und ich überstehen die zweite Welle ohne grösseren Schaden und decken die Betreuung alleine ab. Doch mit meiner Bachelorarbeit bin ich noch immer gleich weit wie vor einem Monat und so langsam sind Schweissperlen auf meiner Stirn sichtbar. Fast vergesse ich, dass in einer Woche die Taufe von Pablo stattfindet. Jetzt wird’s doch wieder enger als geplant.
Freitag vor der Taufe 12:30 Uhr: Die Kita ruft mich zum ersten Mal an. Pablo hat 39.8 Fieber. Jetzt wird’s aber lustig... In 15 Minuten habe ich eine wichtige Sitzung und kann nicht weg. Meine Frau hört das Telefon nicht. Meine Mutter ist unterwegs und kauft für den Tauf-Apéro ein. Danach geht sie auf schnellstem Weg in die Kita. Ich organisiere in dieser Zeit einen Termin beim Kinderarzt. Jetzt ruft mich meine Frau etwas nervös an. Sie kann auch nicht sofort weg, weil im Restaurant über den Mittag viel los ist. Sie arbeitet im Service. Im Anschluss trifft meine Frau meine Mutter aber direkt beim Kinderarzt. Pablo, wahrscheinlich am entspanntesten von uns allen, hat sich die dritte Mittelohrenentzündung eingefangen. Nun muss er neben den Antibiotika noch einen «Magenschoner» einnehmen. Als wäre das nicht genug, wird mein bestellter Apéro für 15 Personen nicht geliefert. Kein Apéro für die Gäste, dafür ein krankes Kind zu Hause. Somit wäre also alles vorbereitet für den Samstag – haha. Irgendwie stellen wir doch noch alles auf die Beine und am Samstag tauft der Pfarrer wie vorgesehen Pablo. Ich muss wegschauen, weil das Taufwasser Pablo drei Mal – Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes – ins Ohr fliesst. Ist zu hoffen, dass sein Ohr jetzt geschützt ist und er nicht mehr so schnell eine Ohrenentzündung bekommt. Auch wenn bekannt ist, dass Kinder in der Anfangszeit in der Kita viel krank sein können, sind drei Mittelohrenentzündungen in nur sechs Wochen doch sehr herausfordernd. Mit viel Engagement, Humor und wenig Schlaf haben wir diese erste von wahrscheinlich vielen weiteren Krankheitswellen überstanden.
Ich hoffe, dass wir jetzt für die Wintermonate bestens abgehärtet sind. Ich wünsche allen, die ihr Kind am Eingewöhnen sind prophylaktisch gute Besserung und viel Energie für die bevorstehenden Wochen. Als kleine Aufmunterung: Der Volksmund sagt, je mehr Krankheiten ein Kind durchmacht, desto immunisierter sind sie für später. Ich trinke jetzt statt eines Weizengetränks noch eine Tasse Ingwer-Zitronen-Tee und Pablo bekommt sein Antibiotikum – das er übrigens gern mag – und seinen verdienten Abendschoppen.
Langweilig: Was jetzt?
Kennt ihr das Gefühl von Langeweile? Ich kenne das noch gut aus Vorträgen in der Schule, wenn der Chemielehrer wieder mal einen Monolog über das Periodensystem führte und wir in der hintersten Reihe anfingen «Stadt, Land, Fluss» zu spielen. In der Kita wird zum Glück noch kein Periodensystem gelehrt. Da dürfen Kinder noch Kinder sein. Eine Zeit, die meiner Meinung nach viel zu kurz ist.
Ich hole Pablo in der Kita ab und die Fachfrauen/-männer Betreuung erzählen mir jeweils, wie sein Tag war. Wenn er nicht gerade an einer Mittelohrenentzündung leidet, liebt er es, andere Kinder zu beobachten. Beim Freispiel ist Pablo immer dort, wo viele Kinder spielen und legt sich mittig in sie hinein. Dabei sein ist alles, denkt er sich wohl.
Am liebsten würde er alles, was die grösseren Kinder machen, auch schon können. Geduld scheint nicht seine Stärke zu sein. Das zeigt sich auch beim Mittagessen. Er bekommt noch Gemüsebrei. Und weil er eigentlich fixe Essenszeiten hat – er ist ein Kind, das Rituale braucht – isst er etwas später als die anderen Kinder, die schon etwas grösser sind. Da er aber die anderen Kinder beim Essen beobachten kann, greift er immer wieder nach deren Tellern und Essen. Da hilft ein Microc oder eine saftige Gurke, um die Zeit ein bisschen zu überbrücken.
Zuhause sieht es anders aus: Dort sind keine anderen Kinder, die herumspringen, spielen, schreien und lachen. Das Mittagessen ist ganz ruhig und Pablo wird kaum durch andere Geräusche abgelenkt. Er hat viel Zeit, in der er sich selbst beschäftigt und mit mir spielen kann. Seit er in der Kita ist, beobachte ich, dass es ihm zu Hause manchmal zu langweilig ist. Langeweile sei ja gesund, und wir müssten wieder lernen, nichts zu machen, kommen Studien und Experten zum Schluss. Die scheinen aber kein Baby oder kleines Kind zu Hause zu haben, das lautstark reklamiert. Es ist egal, was ich anbiete, es ist Pablo nichts recht. Meistens hilft nur noch, wenn er bei allem, was ich tue, dabei sein kann: Beim Kochen, Waschen, Staubsaugen oder Post holen. Wohlbemerkt alles während ich ihn vom einen zum anderen Ort trage. Dabei beobachtet er mich ganz genau... Eine Hilfe ist er mir noch nicht, aber das Fitnessabo kann ich mir momentan sparen. Mittlerweile wiegt er fast 10 Kilogramm.
Eine gute Alternative zur Hausarbeit ist das Babysingen bei uns im Quartier und der anschliessende Spieltreff. Ähnlich wie in der Kita hat es dort viele Kinder, die herumrennen, schreien, essen und singen. Pablo kann dann endlich wieder seiner Lieblingsbeschäftigung, dem Beobachten, nachgehen und ihm ist keine Sekunde langweilig.
Ist es ihm dann am Abend daheim wieder zu eintönig, halte ich seine Reklamationen auch mal eine Zeit lang aus. Ich kann ja nicht immer ein Programm bieten. Langeweile ist ja gesund, soll die Kreativität fördern und damit umzugehen muss gelernt werden!
Es freut mich, wie gerne Pablo in die Kita geht, wie er dort soziale Kontakte pflegt und Kompetenzen entwickelt. Auch wenn es ihm dafür zu Hause gerne mal zu öd wird. Denn ich glaube, die Kita ist ein ausgezeichneter Lernort und er fühlt sich wohl in der Kita, was am Ende für mich das Wichtigste ist. Doch jetzt ist Schluss mit meinem Monolog. Ich hoffe, ihr habt noch nicht angefangen «Stadt, Land, Fluss» zu spielen …
Angebote für Kinder & Familien
- FamilienTreff Entlisberg: Ein Angebot für Familien mit Kleinkindern Zum FamilienTreff Entlisberg
- Der Familientreff Hard ist ein Ort für Austausch und Aktivitäten für die ganze Familie. Zum Familientreff Hard
- Weitere Angebote der Stadt Zürich für Familien Zur Seite Familienfreizeit
Mit dem Schnellzug durch die ersten drei Monate Kita
Pablo ist nun seit gut drei Monaten in der Kita. Zeit für das Dreimonatsgespräch, das den Abschluss der Eingewöhnung bildet. Dabei geht es um einen Rückblick, wie wir als Eltern die Eingewöhnung erlebt haben, wie sich Pablo in der Kita eingelebt hat, wie er sich verhält und entwickelt. Ich muss gestehen, zuerst fand ich es nicht wirklich nötig, dass ich zum Gespräch antraben musste, weil ich den Kitaalltag ja bereits aus eigener Arbeitserfahrung nur zu gut kenne und ich mich wöchentlich bereits beim Bringen und Abholen mit den Erzieherinnen und Erziehern austausche. Zum Glück hat Serena das Gespräch super auf uns abgestimmt. Mit meiner Frau unterhielt sie sich über ihr Gefühlschaos bei der Eingewöhnung und darüber, was ihr bei den ersten Trennungen geholfen hat. Ich konnte mit ihr über entwicklungspsychologische Aspekte diskutieren und unsere Fragen zum Essverhalten von Pablo klären. Das Gespräch war sehr professionell, wir haben uns als Eltern ernst genommen, eingebunden und auf Augenhöhe behandelt gefühlt.
Ein bildlicher Einblick in den Kitaalltag gab uns der sorgfältig und liebevoll gestaltete Portfolioordner. Darin ist die Eingewöhnung fotografisch und schriftlich festgehalten und sind viele weitere Kitaszenen mit Fotos dokumentiert. Serena hat zu Pablos Entwicklung eine Lerngeschichte geschrieben. Diese und der Portfolioordner bilden die Grundlagen des pädagogischen Konzepts «Bildungs- und Lerngeschichten», kurz BULG. Die Kinder werden genau beobachtet und diese Beobachtungen sorgfältig dokumentiert. Mit der Beobachtungs- und Dokumentationsmethode sollen Fortschritte und Interessen von Pablo erkannt werden, damit man ihn in diesen gezielt fördern und unterstützen kann. Beispielsweise haben sie Pablo fotografiert, wie er vor dem Badezimmer in den Spiegel schaut und selbständig spielt. Wir erleben die gleiche Situation zu Hause. Mit dieser Erkenntnis können in der Kita und zu Hause spezifische Spielangebote für Pablo bereitgestellt werden. Durch den Austausch sehen wir, was Pablo in der Kita zurzeit beschäftigt und können unsere Betreuung zu Hause ergänzen. Genauso geht es auch der Kita. Nicht ohne Grund heisst es familienergänzende Kinderbetreuung.
Es ist schön, so anschaulich zu sehen, wie sich unser Sohn in der Kita wohlfühlt und wie er sich entwickelt hat. Eine grosse Veränderung war, dass Pablo nun selbstständig aufstehen kann und sich überall hochzieht. Etwas mühsam ist, dass er noch nicht richtig sitzen kann und er dann nicht immer alleine vom Stehen wieder auf den Boden kommt. Das Coldpack ist also immer griffbereit. Wenn wir nun manchmal bei den Tür- und Angelgesprächen hören, dass Pablo wieder hingefallen ist, schmerzt uns das als Eltern. Aber er hat nun mal sein eigenes Lern- und Entwicklungstempo und offenbar ist er noch nicht bereit zum Sitzen. So hat jedes Kind sein eigenes Tempo und das wird in der Kita auch respektiert. Denn in der Kita wird der Ansatz von Emmi Pikler hochgehalten, dass die Bewegungsentwicklung bei jedem Kind individuell ist. Materialien und Bewegungsobjekte sollen die Kinder lediglich in ihrer selbständigen Entwicklung fördern und Interessen wecken.
An dieser Stelle möchte ich der Kita und dem ganzen Betreuungspersonal «Danke» sage. Dafür, dass sie auch in schwierigen Situationen professionell sind, freundlich arbeiten, viel Herz zeigen und sich mit uns den Herausforderungen stellen.
Neben der Eingewöhnung und den Stürzen ist das Anziehen an Regentagen und in der Winterzeit eine weitere typische Kita-Herausforderung. Ich bin ja so froh, dass wir Pablo im Sommer eingewöhnt haben. Wenn ich daran denke, wie viel länger ich jetzt im Winter habe, um mit Pablo aus dem Haus zu kommen, wäre ich wahrscheinlich damals permanent zu spät gekommen. Als ich noch nicht Papi war, hatte ich für zwei Wochen Ferien weniger Kleider dabei als heute für einen Kita-Tag. Besonders lustig wird’s, wenn meine Frau Pablo am Morgen bringt und ich ihn dann am Abend abhole. Früher schrieb man sich noch romantische Tageswünsche. Heute bekommt man stattdessen eine Liste: «Hose mit Minions, dunkelblaue Kappe, blauer Pullover, zwei Strumpfhosen und vergiss nicht, das Zahngel wieder mitzunehmen!». Die Herausforderung am Abend besteht aber nicht nur darin, alle Kleider einzupacken, sondern diese auch zu finden – zum Glück hat es eine Fundkiste. Meistens komme ich schweissgebadet aus der Kita. Ich freue mich schon jetzt wieder auf die wärmeren Tage, wenn man nur an Badehose und Sandalen denken muss. Bis die sommerlichen Temperaturen wiederkommen, wünsche ich allen eine schöne Adventszeit und frohe Festtage – hoffentlich mit Schnee, dass sich das Schneeanzug-Mitschleppen auch mal lohnt…
Pädagogische Konzepte und Arbeitsweise der Kitas
- Innovative Ansätze und Konzepte der städtischen Kitas Zu den Schwerpunktthemen der städtischen Kitas
Alle Jahre wieder und unsere ersten Weihnachten in der Kita
Am letzten Kita-Tag im 2018 wurde mir bewusst, wie schnell die Zeit vergeht. Eigentlich war ich ganz gespannt, wie die Kita den «Samichlaus» mit den Kleinsten feiert. Aber irgendwie flog dieser Tag an mir und vermutlich auch an Pablo vorbei. Auf jeden Fall packte ihn Schmutzli nicht in den Samichlaussack. Glück gehabt…
Ein bildlicher Einblick in den Kitaalltag gab uns der sorgfältig und liebevoll gestaltete Portfolioordner. Darin ist die Eingewöhnung fotografisch und schriftlich festgehalten und sind viele weitere Kitaszenen mit Fotos dokumentiert. Serena hat zu Pablos Entwicklung eine Lerngeschichte geschrieben. Diese und der Portfolioordner bilden die Grundlagen des pädagogischen Konzepts «Bildungs- und Lerngeschichten», kurz BULG. Die Kinder werden genau beobachtet und diese Beobachtungen sorgfältig dokumentiert. Mit der Beobachtungs- und Dokumentationsmethode sollen Fortschritte und Interessen von Pablo erkannt werden, damit man ihn in diesen gezielt fördern und unterstützen kann. Beispielsweise haben sie Pablo fotografiert, wie er vor dem Badezimmer in den Spiegel schaut und selbständig spielt. Wir erleben die gleiche Situation zu Hause. Mit dieser Erkenntnis können in der Kita und zu Hause spezifische Spielangebote für Pablo bereitgestellt werden. Durch den Austausch sehen wir, was Pablo in der Kita zurzeit beschäftigt und können unsere Betreuung zu Hause ergänzen. Genauso geht es auch der Kita. Nicht ohne Grund heisst es familienergänzende Kinderbetreuung.
Es ist schön, so anschaulich zu sehen, wie sich unser Sohn in der Kita wohlfühlt und wie er sich entwickelt hat. Eine grosse Veränderung war, dass Pablo nun selbstständig aufstehen kann und sich überall hochzieht. Etwas mühsam ist, dass er noch nicht richtig sitzen kann und er dann nicht immer alleine vom Stehen wieder auf den Boden kommt. Das Coldpack ist also immer griffbereit. Wenn wir nun manchmal bei den Tür- und Angelgesprächen hören, dass Pablo wieder hingefallen ist, schmerzt uns das als Eltern. Aber er hat nun mal sein eigenes Lern- und Entwicklungstempo und offenbar ist er noch nicht bereit zum Sitzen. So hat jedes Kind sein eigenes Tempo und das wird in der Kita auch respektiert. Denn in der Kita wird der Ansatz von Emmi Pikler hochgehalten, dass die Bewegungsentwicklung bei jedem Kind individuell ist. Materialien und Bewegungsobjekte sollen die Kinder lediglich in ihrer selbständigen Entwicklung fördern und Interessen wecken.
An dieser Stelle möchte ich der Kita und dem ganzen Betreuungspersonal «Danke» sage. Dafür, dass sie auch in schwierigen Situationen professionell sind, freundlich arbeiten, viel Herz zeigen und sich mit uns den Herausforderungen stellen.
Neben der Eingewöhnung und den Stürzen ist das Anziehen an Regentagen und in der Winterzeit eine weitere typische Kita-Herausforderung. Ich bin ja so froh, dass wir Pablo im Sommer eingewöhnt haben. Wenn ich daran denke, wie viel länger ich jetzt im Winter habe, um mit Pablo aus dem Haus zu kommen, wäre ich wahrscheinlich damals permanent zu spät gekommen. Als ich noch nicht Papi war, hatte ich für zwei Wochen Ferien weniger Kleider dabei als heute für einen Kita-Tag. Besonders lustig wird’s, wenn meine Frau Pablo am Morgen bringt und ich ihn dann am Abend abhole. Früher schrieb man sich noch romantische Tageswünsche. Heute bekommt man stattdessen eine Liste: «Hose mit Minions, dunkelblaue Kappe, blauer Pullover, zwei Strumpfhosen und vergiss nicht, das Zahngel wieder mitzunehmen!». Die Herausforderung am Abend besteht aber nicht nur darin, alle Kleider einzupacken, sondern diese auch zu finden – zum Glück hat es eine Fundkiste. Meistens komme ich schweissgebadet aus der Kita. Ich freue mich schon jetzt wieder auf die wärmeren Tage, wenn man nur an Badehose und Sandalen denken muss. Bis die sommerlichen Temperaturen wiederkommen, wünsche ich allen eine schöne Adventszeit und frohe Festtage – hoffentlich mit Schnee, dass sich das Schneeanzug-Mitschleppen auch mal lohnt…
Sechs Monate Kita und der erste Geburtstag
Ich weiss noch – als wäre es gestern gewesen – wie ich einen Tag vor der Geburt unseres Sohnes den Bauch meiner Frau fotografierte. Und jetzt ist er bereits sechs Monate in der Kita und hat seit Kurzem eine Eins auf dem Rücken. Das heisst, auch ich bin wieder ein Jahr älter. Früher ging das irgendwie nicht so schnell.
Pablo geht gern in die Kita. Ich merke das, weil Pablo am Morgen in der Kita-Garderobe, die Erzieherinnen und Erzieher sofort anstrahlt und ein charmantes «ÜH» von sich gibt, was so viel wie «hoi» oder «bom dia» auf Portugiesisch, der Sprache seiner Mutter, heissen könnte. Ich bin sehr froh, dass Pablo gern in die Kita geht. Dazu hat sicher auch die liebevolle und individuelle Eingewöhnung beigetragen. Trotzdem werde ich vielleicht auch noch Tage erleben, an denen er sich fest um meinen Hals klammert und nicht gehen möchte. Es ist ja ganz normal, dass Kinder auch Phasen haben, in denen sie am liebsten nur bei Mama und Papa bleiben möchten.
Nach der Eingewöhnung begleiteten uns drei Mittelohrenentzündungen und der eine oder andere Kita-Käfer. Das brachte mich und meine Frau ziemlich an unsere Grenzen. Wenn Pablo am Samstag nach zwei Tagen Kita eine warme Stirn hatte und einen ungewohnt langen Mittagsschlaf machte – was meist zu einer kurzen Nacht führte – fing es in meinem Kopf bereits an zu brodeln. Sofort überlegte ich, wie ich die nächste Woche umorganisieren konnte, sollte er krank sein, damit ich mit drei Stunden Schlaf nicht wieder bei der Sitzung mit dem Gesicht auf den Tisch klopfte.
Auch wenn die Kita viel Organisation, Vertrauen und Herausforderungen von uns abverlangt hat, bin ich ungemein froh, dass Pablo in die Kita geht. Nach einer strengen Woche mit wenig Schlaf gibt es s wenig Vergleichbares zu dem Glücksgefühl, das einen durchdringt, wenn man abends sein Kind aus der Kita abholt und es freudig strahlend auf einen zu kriecht. Die Tür- und Angel-Gespräche am Abend erfüllen mich jedes Mal mit Stolz und bringen mich zum Schmunzeln. Ich bekomme ausserdem wichtige Informationen über Pablos Spielzeit und darüber, was er gern macht, ob oder wie lange er geschlafen hat und was er alles so gegessen hat. Ich bin froh über diesen Austausch, denn immer wieder tauchen bei mir Fragen über das Verhalten von Pablo auf und die Erzieherinnen und Erzieher der Kita Selnau haben immer ein offenes Ohr sowie gute Inputs und Ideen, worüber wir froh sind. Wir merken, dass in der Kita Selnau viel Energie in die Tagesgestaltung investiert wird und der Portfolioordner trotzdem nicht mit Fotos überfüllt ist. Das zeigt mir, dass die Kernaufgabe, nämlich die Betreuung und Bildung der Kinder, im Vordergrund stehen und sie sich bemühen, die Interessen der Kinder zu erkennen und auf sie einzugehen. Die verschiedenen Projekte unterstreichen das.
Der erste Geburtstag berührt uns als Eltern wahrscheinlich mehr als unsere Kinder. Leider war ich in der Kita nicht dabei. Meine Frau jedoch durfte schon vor der offiziellen Abholzeit am Geburtstagsritual vor dem Zvieri teilnehmen. Sie erzählte mir, dass Pablo am Singen nicht sonderlich interessiert war, sondern sich vor allem auf das Essen freute. Tja, seine Hamsterbacken kommen nicht von irgendwo, mein «Bäuchli» ja auch nicht. Jedenfalls waren die Äpfel und Crackers für einmal zweitranging. Wir finden es schön, dass es zu einem speziellen Anlass wie dem ersten Geburtstag auch mal etwas Süsses geben darf. Sonst wird in der Kita Selnau ja immer sehr gesund und ausgewogen gegessen. Und da wir auch zu Hause bisher sehr konsequent auf Zucker verzichtet haben, durfte Pablo nun zum ersten Mal die süsse Versuchung ausprobieren. Ihm hat's geschmeckt. Pablos erster Geburtstag war eine schöne Möglichkeit wieder einmal einen Einblick in den Kitalltag zu erhalten und mitzuerleben, was und wie dort gearbeitet, gefeiert und gelebt wird. Auf das erste Jahr haben wir natürlich auch zu Hause gebührend angestossen, jeder mit seinem Schoppen.
- Mehr erfahren über das Stadtzürcher Eingewöhnungsmodell Zum Stadtzürcher Eingewöhnungsmodell
- Mehr über die Elternzusammenarbeit der städtischen Kitas erfahrenKonzept Elternzusammenarbeit (PDF, 6 Seiten, 198 KB)Dokument vorlesen Dokument herunterladen
Alles zu seiner Zeit
Mit dem ersten Geburtstag von Pablo sind gleich zwei grosse Themen aktuell geworden. Zum einen die Essenssituation und das Essverhalten, die sich bei uns wie auch in der Kita markant verändert haben, und zum anderen Pablos Mobilität. Pablo steht nun auf eigenen Beinen. Beide Entwicklungsschritte verlaufen je nach Kind individuell und erfordern von uns als Eltern, aber auch von der Kita eine einfühlsame und aufs Kind abgestimmte Begleitung und Betreuung.
Ich will jetzt sofort Chicken Nuggets...
Zuhause trinkt Pablo nun seinen Kuhmilchschoppen. Wir schätzen uns glücklich, denn er hat ihn von Anfang an gemocht. Dazu isst er, wie auch der Papa, unheimlich gerne Papaya, Mango oder Birnen. Ein Butterbrot mit Käse darf auf seinem Kinderteller natürlich auch nicht fehlen. Mittags gibt es nun nicht mehr den aufgetauten Kartoffel-Karotten-Brei, sondern feine «Nüdeli» mit Tomatensauce oder Ähnliches. Anfangs haben wir ihm die «Nüdeli» aufgespiesst und ihn «gefüttert». Jetzt reklamiert er, wenn er die Gabel nicht alleine zum Mund führen darf. Manchmal hält er kurz vor dem Mund an, schaut uns mit einem schiefen Blick an, die Augenbrauen leicht hochgezogen, und schwingt dann die Gabel fest nach oben und nach unten, so dass die «Nüdeli» samt Sauce in der Gegend herumfliegen. Ihr könnt euch unsere Küche bestimmt vorstellen.
Pablo ist ein guter Esser. Das hören wir auch immer wieder von der Kita. Er ist sich von zu Hause her aber gewohnt, dass, wenn er von etwas nachgeschöpft haben möchte, dies zeitnah geschieht. Wenn nun in der Kita ein anderes Kind seine Chicken Nuggets noch nicht aufgegessen hat, meldet Pablo sofort sein Interesse an. Er isst nicht nur viel, sondern auch sehr schnell. In der Kita muss er sich dann manchmal auch in Geduld üben, wenn zum Beispiel das Kind neben ihm gerade den Becher voller Wasser ausgeleert hat, das Kind vis-à-vis seine Birne quer durch den Raum schmeisst und ein weiteres weint, weil es vom Wasser, das das Kind daneben ausgeleert hat, nass wurde. Genau solche Momente finde ich für Kinder wichtig. Beruhigt sich die etwas hektische Situation, sind alle wieder trocken, haben zu essen und Pablo wieder ein Nugget, dann wenden sich auch die Erzieherinnen und Erzieher wieder voll und ganz der Essenssituation zu. Jedes Kind hat seinen eigenen Rhythmus. Dieser wird in der Kita respektiert. Die Essenssituation fängt in der Kita Selnau bereits bei der Sitzordnung an. Die Kinder dürfen den Sitzplatz – nach ihren Möglichkeiten –selbständig wählen und auch selber entscheiden, was sie essen. Natürlich wird auf gesunde, ausgeglichene Ernährung geachtet. Und es steht auch immer etwas Grünes zur Wahl. Dass Partizipation und Autonomie der Kinder von den Erzieherinnen und Erziehern in der Betreuung aber grossgeschrieben werden, schätzen wir als Eltern sehr.
Auf eigenen Beinen...
«Unser Kind konnte mit zwölf Monaten alleine laufen», «Unseres bereits mit zehn Monaten» sind Aussagen, die ich immer wieder höre. Ich muss zugeben, manchmal habe ich mich dann schon gefragt, ob mein Sohn langsam ist oder wir ihn mehr fördern müssten. Dann erinnere ich mich jeweils zurück an die liebe Frau Dr. Emmi Pikler. Emmi Pikler ist im pädagogischen Konzept der städtischen Kitas ein fester Bestandteil. In der Bewegungsentwicklung bedeutet Pikler-Pädagogik, dass sich Erzieherinnen und Erzieher nicht als antreibende Kraft verstehen, sondern im Raum lediglich Bewegungsmöglichkeiten für die Kinder bereitstellen und eine aufmerksame und beobachtende Haltung einnehmen. Mit den Bewegungselementen sind nicht Laufhilfen gemeint, in die Kinder hineingesetzt werden, wenn sie noch nicht selbständig gehen können, sondern Bewegungsobjekte, die zum Klettern, Krabbeln und Aufstehen anregen und so die grob- und feinmotorischen Fähigkeiten der Kinder fördern. Die Kinder werden auch nicht an der Hand herumgeführt, bevor sie alleine laufen können. So kann sich jedes Kind individuell und in seinem Tempo weiterentwickeln sowie Bewegungen üben und ausprobieren. Pablo ist jetzt 13 Monate alt und steht frei auf eigenen Beinen. Die ersten Schritte alleine zu machen, traut er sich noch nicht so ganz zu. Wir haben jedoch das erste freie Stehen festgehalten und das wurde auch mit viel Applaus gefeiert.
Mit dem Wissen, dass die Kita Pablo dort abholt, wo er gerade in der Entwicklung steht, habe ich mich in dieser Thematik relativ entspannt. Ein wenig ungeduldig bleibe ich trotzdem. Das zeigt sich darin, dass ich es kaum erwarten kann, ihm seine ersten Lernlaufschuhe zu kaufen und ihn darin laufen zu sehen. Bis dahin werde ich mich noch in Geduld üben, genau wie Pablo in der Kita, wenn sein Nuggets-Nachschub nicht sofort wieder auf seinem Teller liegt…
- Mehr erfahren über die Arbeitsweise der städtischen Kitas am Beispiel der Kita Selnau Zum pädagogischen Konzept der Kita Selnau
- Mehr erfahren über die Raumgestaltung der städtischen Kitas am Beispiel der Kita Selnau Zu den Räumen der Kita Selnau
- Mehr erfahren über die gendergerechte Raumgestaltung in den städtischen Kitas Zum Dossier über gendergerechten Raumgestaltung in Kitas
Der erste Elternabend
Einmal jährlich findet in den städtischen Kitas ein Elternabend zu einem pädagogischen Thema statt. Danach ist ein Apéro verbunden mit einem Osterbasteln angekündigt. Weil meine Frau und ich beschlossen, gemeinsam an den Elternabend zu gehen, springt einmal mehr unsere «Super-Fee», Pablitos Grossmutter, ein und bringt ihn zu Bett. Mit gebackenen Käseküchlein als Proviant machen wir uns auf den Weg in die Kita. Meine Motivation hält sich in Grenzen. Ich hatte heute den ganzen Tag Frontalunterricht an der ZHAW, mehr geht nicht, denke ich. Doch wie sagt man so schön: Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt. Und für die lieben Kleinen geht immer noch so einiges. Also bin ich gespannt auf den Input und was mich beim Osterbasteln erwartet.
Der Raum ist bereits gefüllt mit Eltern. Ein kurzes «Hallo» hier und da, ein Winken dort und schon beginnt der Elternabend. Conny, die Kita-Leitung, gibt uns einen Input zum Thema «Interaktionen zwischen Kindern – von den ersten sozialen Kontakten hin zu Freundschaften in der Kita». Dann erläutert sie, wie das Team in seiner täglichen Arbeit die verbalen wie nonverbalen Interaktionen unterstützt. Anhand der Bildungs- und Lerngeschichten (BULG), dem Situationsansatz und auf der Grundlage des Orientierungsrahmens für frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung in der Schweiz wird die Arbeit mit den Kindern und deren Qualität stets überprüft und bei Bedarf verbessert. Nach ihrem anspruchsvollen, aber nicht weniger interessanten Input zeigt Conny verschiedene Videosequenzen aus dem Kita-Alltag, auf denen die verbalen und nonverbalen Interaktionen gut zu beobachten sind, sowie ältere Kinder, die von ihren Freundschaften in der Kita erzählen. Auch Pablo wurde mehrmals gefilmt. Meiner Frau und mir fällt auf, dass Pablo wie auch zu Hause sehr aktiv und immer mitten im Geschehen ist. Wir stellen fest, dass Pablo mit den anderen Kindern auf eine andere Art interagierte als mit uns zu Hause, was für uns interessant zu beobachten ist und uns freut. Die Kinder spielen in einer Sequenz mit demselben Spielzeug und imitieren sich gegenseitig. Natürlich macht er auch uns zu Hause nach. In den Videosequenzen spielt sich aber ein Spiel auf «Augenhöhe» ab, weil die Kinder sich in einem ähnlichen Alter und Entwicklungsstand befinden.
Nach vielen Lachern dürfen wir die Tische zusammenstellen und ein Osternästli für unsere Kinder basteln. Ich sähe mich zwar lieber nur mit einem Weizengetränk in der Hand als mit Glitzer, Schere und Leimstift. Doch auch mit verklebten Händen ergeben sich lustige Interaktionen. Denn einem anderen Vater ergeht es ähnlich wie mir und wir kommen ins Gespräch. Das war vorher auch in den Videosequenzen bei den Kindern gut zu beobachten, nur, dass dort nicht Glitzer, sondern ein Holzkuchenstück der Gesprächsöffner war. Durch die Bastelarbeiten und den Austausch von Farben und Bastelmaterialien können wir uns mit anderen Eltern unterhalten und lernen uns etwas besser kennen. Immer wieder spannend, welche Eltern zu welchem Kind gehören... Zum Schluss ein kleiner Osternestbastel-Tipp für die weniger Kreativen: Mit dem Bostitch ist alles möglich.
- Mehr zum Thema Freundschaft in Kitas lesen Zum Kita-Newsletter 01|19 Freundschaft vom März 2019
- Mehr über die Elternzusammenarbeit der städtischen Kitas erfahrenKonzept Elternzusammenarbeit (PDF, 6 Seiten, 198 KB)Dokument vorlesen Dokument herunterladen
- Mehr erfahren über die Arbeitsweise der städtischen Kitas am Beispiel der Kita Selnau Zum pädagogischen Konzept der Kita Selnau
Ob Regen, Schnee oder Wind – ich will raus!
Bei Sonnenschein und angenehm warmen Temperaturen trifft man schnell und gerne ganz Zürich draussen an. Und bei «schlechtem» Wetter? Also wenn es regnet und schüttet?
Ich stehe am Fenster. Regentropfen prallen auf die Scheibe. Pablo steht auf dem Fenstersims, in einer Hand einen farbigen Bauklotz, mit der anderen hält er sich an meiner Schulter fest. Er schaut mich an, tippt mit der Hand ans Fenster – das schon total verschmiert ist – und sagt «Detä». Ich antworte ihm: «Vielleicht regnet es am Nachmittag etwas weniger. Komm, wir bauen einen Turm und schmeissen ihn dann um».
Noch kann er nicht gut genug argumentieren, dass ihm egal ist, dass es regnet, und lässt sich von meinem kleinen Turm noch beindrucken. Wenn ich ganz ehrlich bin, ich hatte gerade nicht sonderlich Lust auf einen Regenspaziergang mit Kinderwagen. Dafür habe ich anschliessend mit ihm die Wohnung gesaugt, das macht ihm immer riesigen Spass. Ich glaube, die meisten Eltern kennen das Gefühl und die Situation, wenn die Zeit und die Motivation zu knapp sind, um raus zu gehen. Dazu kommt, dass es sich an Regentagen besser Staubsaugen lässt als bei Sonnenschein.
In der Kita gibt es solche Ausreden nicht. Dort gehen sie mit den Kindern täglich an die frische Luft, egal welches Wetter tobt. In der Kita gilt offenbar: «Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung.» Also werden bei prasselndem Regen Regenhosen, Regenjacken und Gummistiefel montiert. Als ehemaliger Kita-Mitarbeiter erinnere ich mich nur zu gut an die Szenen: Kaum vor der Tür springt das erste Kind in eine Pfütze und spritzt sich und alle, die nahe genug herumstehen, auch gleich nass. Wie bei umfallenden Dominosteinen werden sich die restlichen Kinder anschliessen und schon hat man eine «Pfützenspringen-Party». Eine andere Kindergruppe sieht einen Regenwurm und baut ein kleines Regenwurmhüttli aus Gras und kleinen «Holzstäckli». Es braucht keine Planung und keine Spielsachen, Natur und Wetter sind Spielplatz genug.
Jetzt als Vater beeindruckt es mich viel mehr, wie oft und wie lange Pablo in der Kita draussen ist. Dazu kommt, dass in den wärmeren Monaten die Kinder am Nachmittag beim Abholen jeweils immer noch im kitaeigenen Garten spielen. Das ist auch für uns Eltern super praktisch, weil das anziehen ausfällt. Wenn Pablo lange im Garten gespielt hat, merken wir zu Hause, dass er am Abend müde ist und dann jeweils sehr gut schläft – wie ein Murmeltier im Winterschlaf. Und wir auch!
Es ist keine Schande, mal einem Tag nicht an die frische Luft zu gehen. Doch an dem Tag, als ich mit Pablo am Fenster stand und zu wenig Motivation aufbrachte, die Haustür zu öffnen, wurde mir klar, wie froh ich bin, dass ich weiss, dass er am Tag darauf in der Kita rausgeht. Denn Pablo ist das Wetter egal und so kann er die Jahreszeiten und die Natur in all ihren Facetten erfahren und erleben.
Übrigens: Auch im Wald oder im Garten kann man einen Turm bauen, am besten gleich aus Naturmaterialien…
Schreien, Stampfen, Täubele: Überforderung im Alltag
Müde und hungrig kommen Pablo und ich vom Spielplatz nach Hause. Aber Pablo hat noch immer genug Energie die Treppe hoch zu steigen. Neuerdings krabbelt er nicht mehr, sondern geht aufrecht, wenn man ihn an der Hand nimmt. Ich habe jedoch einiges in den Händen und möchte schnell anfangen zu kochen, damit es nicht zu spät wird. Das ist Pablo natürlich egal. Als er sich doch überzeugen lässt zu krabbeln, will er nach dem ersten Stock, auf dem wir wohnen, gleich noch in den zweiten. Ich erkläre ihm kurz, dass wir jetzt in unsere Wohnung müssen und nicht noch «Treppenfangis» spielen können. Pablo setzt sich vor die Treppe und schreit laut los.
Ich kann ihn ja nicht alleine im Treppenhaus lassen, also nehme ich ihn hinein. Meine Erklärungen, weshalb er nicht alleine im Treppenhaus spielen kann, gehen in seinem Geschrei unter. In der Küche schreit er weiter und stampft mit den Füssen auf den Boden. Der Nuggi hilft auch nicht. Dieser fliegt in hohem Bogen an den Backofen. Dann: Zehn Sekunden Ruhe, weil Pablo sich im Spiegel sieht. Zu früh gefreut, es fällt ihm wieder ein, dass er eigentlich auf die Treppe möchte und ich «gemeiner» Papa ihn nicht lasse. Zur Krönung schlägt er seinen Kopf, gekonnt und nicht allzu hart, auf den Boden. Ich nehme ihn auf und versuche ihn zu beruhigen. Als ich ihn wieder auf den Boden stelle, entdeckt er hinter der Heizung ein Spielzeug. Pablo liebt es mit mir «Spielzeugversteckis» zu spielen. Wenn ich es hinter der Heizung hervorhole, kann er es nämlich wieder hinten runter schmeissen... Heute findet er es glücklicherweise auch alleine lustig. Als er seine Bettdecke aus seinem Bett holt und sich in der Küche neben mir auf den Boden kuschelt, weiss ich, jetzt ist alles wieder in Ordnung.
Pablo hat sein Temperament sicher nicht gestohlen, sondern zu gleichen Teilen von Mama und Papa geerbt. Aber ich glaube, auch weniger temperamentvolle Eltern kennen solche Szenen und auch das Fachpersonal in der Kita. Pablos Erzieherin Serena erzählte mir letzte Woche, dass Pablo im Garten wütend wurde. Sie hatten alles aufgeräumt und einige Kinder gingen bereits in die Garderobe zurück, um sich umzuziehen. Es regnete, weshalb es etwas länger dauerte, bis alle sechs Kinder bereit waren für das Mittagessen. Pablo jedoch wollte unbedingt noch etwas aus der Spielkiste und reingehen war nicht in seinem Interesse. Serena erklärte ihm, dass es jetzt nichts mehr gebe, sie zu den anderen Kindern gehe und er auch kommen könne. Sie fügte an, dass es bald etwas zu essen gebe. Der Essenstrick funktioniert sonst eigentlich gut bei Pablo. Nicht dieses Mal. Nachdem er sich «ausgetäubelt» hatte, Serena mehrmals auf ihn eingegangen war und er gemerkt hatte, dass er ganz alleine im Garten stand, ging er in die Garderobe zum Rest der Kindergruppe.
Wenn ein Kind Emotionen wie Frust, Wut oder Ärger zeigt und diese mit «täubelen» auch noch lautstark zum Ausdruck bringt, ist das für uns als Eltern oft sehr anstrengend. In der Kita brauchen Sie zwar nicht Kind und Haushalt jonglieren, aber dafür die verschiedenen gleichzeitigen Bedürfnisse der Kinder. Trotzdem nahm sich Serena die Zeit, mehrmals auf Pablo einzugehen. Die Erzieherinnen und Erzieher gehen da gelassener mit solchen Situationen um, vermutlich auch wegen ihrer professionellen Distanz, wodurch es sie emotional nicht so stark berührt wie uns Eltern. Ausserdem freuen sie sich auch darüber, denn Trotzen bedeutet auch, dass das Kind sich in seiner Persönlichkeit entwickelt und merkt: Hey, damit erreiche ich etwas, was ich will und zwar jetzt! Die Erzieher nehmen dieses Bedürfnis wahr und die Kinder in ihrer emotionalen Überforderung ernst und gehen individuell darauf ein. Das heisst nicht, dass die Kinder alles bekommen was sie wollen, nur weil sie trotzen, aber sie werden begleitet und es wird ihnen geduldig erklärt.
Die Kita Selnau empfindet es daher als direkte positive Rückmeldung. Und ich sage immer: Kinder sind das ehrlichste Publikum! Wir müssen uns also nicht für unsere trotzenden Kinder schämen oder entschuldigen, sondern können stolz darauf sein, dass sie sich noch so authentisch verhalten. In diesem Sinne wünsche ich viel Geduld ...
Ein Jahr Kita
Vor einem Jahr startete ich mit meinem Sohn und meiner Frau ins Abenteuer der familienergänzenden Kinderbetreuung – auch bekannt als Kita. Gleichzeitig begann ich hier im Blog monatlich von diesem ersten Kita-Jahr zu berichten. Das Jahr neigt sich nun dem Ende zu. Zum Abschluss des Papablogs lasse ich unser erstes Kita-Jahr deshalb nochmals Revue passieren.
Vor einem Jahr standen wir als Eltern mit Pablo noch kitaunerfahren und nervös beim ersten Kita-Fest in der hintersten Reihe. Bereits vor dem Fest waren wir nervös. Heute gehen wir entspannt und ohne grosse Vorbereitung an die Kita-Feste. Wir sind ein eingespieltes Team und Pablo braucht keine elterliche Nervosität mehr auszuhalten, sondern kann sich voll und ganz auf die Erzieherinnen, Erzieher und Kinder freuen. Es sind die Folgen des ersten Kita-Jahres. Dieses erste Kita-Jahr hat uns sehr viel Sicherheit in unsere Erziehung gegeben und uns als Familie wirklich gut ergänzt. Dabei haben wir als Eltern einige Phasen durchlaufen. Diese möchte ich euch gerne kurz beschreiben.
1. Phase: Die Unsicherheit
Nach dem ersten Fest, wo man die Gelegenheit hatte, die Erzieherinnen und Erzieher, die anderen Kita-Eltern und deren Kinder kennenzulernen, folgte die Eingewöhnung. Wenn ihr meinen Blog zur Eingewöhnung gelesen habt, wisst ihr, dass ich vor dem ersten Tag schon sehr nervös war und alles richtig machen wollte. Das Schöne bei der Kita ist aber, dass man gar nichts wirklich falsch machen kann, denn das Kind bestimmt, wie es läuft. Nach noch so guter Planung kommt alles anders. Da gibt’s nur eins: Vertraut euch, vertraut eurem Kind und der sorgfältig ausgewählten Kita... Wow, nach einem Jahr Kita-Erfahrung schreibt sich das übrigens viel einfacher.
2. Phase: Der Stress
Nach einer sehr angenehmen Eingewöhnungsphase ging bei Pablo die bekannte Kita-Virus-Zeit los. Nicht ganz der Norm entsprechend, doch wer entspricht schon der Norm. Pablo hatte vier Mittelohrenentzündungen und zwischendurch noch Fieber. Ich weiss gar nicht mehr, wie wir das mit unserer Arbeit alles hingekriegt haben. In dieser Zeit wurde Pablo auch noch getauft. Anscheinend hat das genützt, denn seit seiner Taufe hatte er keine Mittelohrenentzündung mehr. Zeitgleich mit den Krankheitsfällen ging es leider auch unvermeidbar Richtung Winter und wir alle mussten uns stets wärmer anziehen. Was morgens unvermeidlich zu viel Kleider-Geschleppe führte. Als wäre das nicht genug, kam natürlich auch noch der alljährliche Vor-Weihnachtsstress dazu. Unsere Deko haben wir um den 21. Dezember aufgehängt. Noch gab es nicht viel Selbstgebasteltes von Pablo miteinzubauen. Von Weihnachten hatte er generell noch nicht viel mitbekommen, dafür war er noch zu klein. Pablito war damals einfach froh, wenn es etwas zu essen gab. Ich hingegen bin froh, ist wieder Sommer und es reicht bei diesen Temperaturen ein T-Shirt und kurze Hosen anzuziehen. Manchmal ist Pablo am Morgen sogar barfuss im Wagen, herrlich!
3. Phase: Das Ankommen
Ganz langsam, aber sicher, sind auch wir als Eltern in der Kita angekommen. Nach mehr als sechs Monaten habe ich als Papa im Vergleich zu den ersten drei Monaten viel Vertrauen und Sicherheit gewonnen. Die Organisation hat sich bei meiner Frau und mir gut eingespielt und Pablo hat seine Krankheitsphase bis jetzt überstanden – wir glücklicherweise auch! Der grösste Stress scheint bis auf gelegentliche Trotzphasen des Juniors überstanden oder wir können es einfach gelassener wegstecken. Pablo hat zudem angefangen zu laufen und läuft besonders gerne in die Kita. Es kommt nun auch zu mehr Austausch mit anderen Eltern. So sieht man sich auch mal auf einem Bauernhof-Fest.
Nach einem Jahr Kita sind wir alle drei um unzählige und vielfältige Erfahrungen reicher geworden. Wir sind sehr froh, dass wir uns entschieden haben Pablo die Möglichkeit zu geben am Kita-Leben teilzunehmen. Es sind «nur» zwei Tage und trotzdem bekommen wir zu Hause durch Pablos Verhalten immer wieder mit Themen in Kontakt, die er garantiert in der Kita aufgeschnappt hat. Zum Schluss noch ein kleines persönliches Statement: Kitas sollten nicht nur in den Städten für alle Kinder erreichbar und bezahlbar sein. Neben den schönen und reichen Erfahrungen, die eine Familie durch die Kita macht, fördert sie die ganzheitliche Entwicklung der Kinder und trägt zur Integration bei. Und das nicht nur bei den Kindern!
Pablo, meine Frau und ich bedanken uns bei allen, die meine Blogeinträge gelesen haben und ich hoffe, ich konnte die eine oder den anderen mit meinen Erfahrungen erreichen oder bereichern ...
Herzlich, Morris
Puzzle zum Papablog

Mit jedem Blogeintrag wurde ein Teil des 12-teiligen Puzzles der Illustratorin Kati Rickenbach veröffentlicht. Nun steht das ganze Puzzlebild zum Selberbasteln als Download zur Verfügung.
Puzzle selber basteln
Laden Sie die einzelnen Puzzleteile herunter oder das ganze Bild inklusive Schablone und basteln Sie das Papablog-Puzzle selbst.
Wir wünschen viel Vergnügen!
Puzzle-Download
- Puzzlebild inkl. Schablone zum SelberbastelnPuzzle zum Selberbasteln herunterladen (PDF, 3 Seiten, 7 MB)Dokument vorlesen Dokument herunterladen
Kennen Sie schon den Kita-Newsletter?
Der Kita-Newsletter erscheint zweimal jährlich und richtet sich an die Eltern von Kindern, die eine städtische Kita besuchen aber auch an Eltern, die gerne ihre Kinder in eine städtische Kita geben möchten. Der Kita-Newsletter informiert über Aktuelles aus den einzelnen Kitas und widmet sich jeweils einem Thema aus der Kinderbetreuung, das den städtischen Kitas besonders am Herzen liegt.