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Vor 25 Jahren sagte Zürich Ja zu einer neuen Drogenpolitik

Medienmitteilung

Jubiläum: Drei Veranstaltungen und ein Tag der offenen Türen

Mit dem Entscheid, Überlebenshilfe für Süchtige zu finanzieren, wurde vor einem Vierteljahrhundert die Zürcher Drogenpolitik revolutioniert: Die drei Säulen «Repression», «Prävention» und «Therapie» wurden damit um die Säule «Schadensminderung» ergänzt. Die mit dem Volksentscheid definitiv eingeführten Angebote für Süchtige leisteten einen grossen Beitrag zum Verschwinden der offenen Drogenszene. Aus Anlass dieses Jubiläums hält die Stadt Zürich diese Woche Rückschau.

2. November 2015

Vor knapp 25 Jahren, am 2. Dezember 1990, sagte die Zürcher Stimmbevölkerung Ja zum Gemeindebeschluss mit dem Titel «Sozialhilfe an Suchtmittelabhängige, psychisch Behinderte und sozial Auffällige in Not». Die 34 Seiten umfassende Weisung gibt einen guten Einblick in die drogenpolitische Situation, in der sich die Stadt vor einem Vierteljahrhundert befand. Der Beschluss markiert die offizielle Wende der städtischen Drogenpolitik. Versuchsweise aufgebaute Angebote an Süchtige wurden damit definitiv eingeführt. Sie sind seither die wichtigsten Hilfsangebote für Menschengeblieben, die aufgrund von Suchterkrankungen auf Unterstützung angewiesen sind, stehen aber zum Teil heute auch anderen offen, die in eine prekäre Lebenssituation geraten sind.

Raphael Golta, Vorsteher des Sozialdepartements, und Claudia Nielsen, Vorsteherin des Gesundheits- und Umweltdepartements, würdigten anlässlich einer Medienkonferenz in der Kontakt- und Anlaufstelle (K&A) Kaserne die Leistungen ihrer Amtsvorgängerinnen und -vorgänger. Der Beschluss, Hilfe nicht mehr von einem Ausstieg aus der Sucht abhängig zu machen, habe die Weichen für die heutige Drogenpolitik gestellt, sowohl in der Stadt Zürich, als auch im Rest der Schweiz. Das Volk habe mit seinem Ja damals einem neuen, vernünftigen Umgang mit Suchtfragen sein Siegel aufgedrückt.

Versuchsangebote wurden 1990 definitiv eingeführt

Kern der Vorlage war die definitive Einführung von vier zuvor probehalber geführten Angeboten. Zentral waren die Kontakt- und Anlaufstellen (K&A), in denen Süchtige selbst mitgebrachten Stoff konsumieren konnten. Diese «Fixerstübli» trugen massgeblich dazu bei, dass die Bilder von Menschen, die sich in der Öffentlichkeit die Nadel an die Vene setzen, verschwanden.

Die Stimmbevölkerung bewilligte damals auch die Einführung von Arbeitsintegrationsprojekten. In Beschäftigungsprogrammen konnten Süchtige auf freiwilliger Basis Einsätze leisten und so ein kleines Einkommen erzielen – vor allem aber verschaffte ihnen dies eine Tagesstruktur.

Notschlafstellen betrieb die Stadt damals noch an mehreren Standorten, allerdings mit geringer Bettenzahl. Die heutige Notschlafstelle an der Rosengartenstrasse kam erst später dazu. Das ebenfalls 1990 eingeführte Begleitete Wohnen – ein ambulant betreutes Angebot für sozial desintegrierte und suchtmittelabhängige Erwachsene – ist noch heute eine zentrale städtische Einrichtung für Menschen, die nicht in der Lage sind, ihren Wohnalltag alleine zu meistern.

Schon damals gehörten zu den städtischen Angeboten auch die Suchtbehandlung Frankental, wo Entzug, Therapie und Integrationsangebote vereint sind, sowie das Ambulatorium Kanonengasse, das Menschen in prekären Lebenssituationen mit ambulanten medizinischen Leistungen beisteht.

Stadt lädt zur Diskussion und zum Augenschein

Anlässlich des 25-Jahre-Jubiläums haben die beiden Departemente ein Sonderheft zum Thema herausgegeben. Es ist als PDF online einsehbar (www.stadt-zuerich.ch/drogenhilfe). Zudem finden im Zentrum Karl der Grosse drei Veranstaltungen dazu statt. Am kommenden Mittwoch, 4. November, ein Podium mit Zeitzeugen, die damals für die Wende in der Drogenpolitik mitverantwortlich waren. Am Donnerstag, 5. November, treffen sich dreimal zwei Persönlichkeiten zu öffentlichen Zwiegesprächen. Und am Freitag, 6. November, findet die Kultveranstaltung «Tätschquiz» zum Thema Drogen statt.

Am Samstag, 7. November, öffnen sich vier städtische Einrichtungen dem interessierten Publikum: die K&A Kaserne, das Ambulatorium Kanonengasse, der Treffpunkt T alk sowie die Notschlafstelle.