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Zürcher Drug Checking: Potentere Substanzen – steigende Nachfrage

Medienmitteilung

2019 hat das Team von Saferparty Streetwork im Drogeninformationszentrum Zürich und bei mobilen Einsätzen rund 2300 eingereichte Substanzproben getestet und 3700 Freizeitdrogenkonsumierende über gesundheitliche Risiken und Gefahren des Konsums informiert. Der Wirkstoffgehalt des getesteten Kokains ist 2019 weiter gestiegen. Er blieb auch während des Corona-Lockdowns hoch. Der Trend zu immer stärkeren Ecstasy-Tabletten hat sich ebenfalls fortgesetzt.

15. Juli 2020

Im Drogeninformationszentrum (DIZ) und bei mobilen Drug Checkings wurden in der Stadt Zürich im vergangenen Jahr 2280 Substanzproben getestet. Rund 15 Prozent der Substanzproben wurden im Rahmen mobiler Drug Checkings an Partys abgegeben. Über 40 Prozent der Proben wiesen erhöhte Risiken aus, die teilweise zu Substanzwarnungen auf der Webseite saferparty.ch und auf Social Media führten. Allein die Webseite wurde 2019 über 900 000 Mal aufgerufen. Rund 3700 Personen haben das Angebot im DIZ in Anspruch genommen. Mehr als drei Viertel von ihnen waren Männer. Da das DIZ 2019 regelmässig Personen abweisen musste, wurde per Juli 2020 die Testkapazität erhöht. Zu den Tests und Beratungen im DIZ kamen 2019 mobile Drug Checkings an zehn Anlässen, bei denen im Schnitt 150 Personen pro Anlass beraten und 33 Substanzen getestet wurden.

Abhängigkeitserkrankungen frühzeitig erkennen

Zu einem Drug Checking gehört ein obligatorisches Beratungsgespräch. Bei rund 270 Personen wurde ein konkreter Abhängigkeitsverdacht ausführlich besprochen, mehr als 60 Personen wurden an spezifische Angebote wie beispielsweise eine ambulante Suchtbehandlung vermittelt.

Einblicke in das Konsum- und Kaufverhalten

Kokain bleibt auch 2019 Spitzenreiter bei den analysierten Proben der Zürcher Freizeitdrogenkonsumierenden, gefolgt von MDMA-Pillen oder -Pulver sowie Amphetamin. Substanzen wie Methamphetamin, Ketamin oder die sogenannten neuen psychoaktiven Substanzen (NPS) wurden vergleichsweise selten getestet. Die grosse Mehrheit der Personen, die das Drug-Checking-Angebot von Saferparty Streetwork 2019 nutzten, haben die abgegebene Substanz innerhalb ihres privaten Netzwerks gekauft. Jede zehnte Probe wurde online erworben.

Trends 2019: gefährliche Reinheitsgrade

Der Trend zu immer «reinerem» Kokain hielt 2019 an, der Anteil an psychoaktiven Streckmitteln ist weiter zurückgegangen. Das ist nur vermeintlich positiv, denn ein hoher Kokaingehalt kann zu gefährlichen Überdosierungen führen. Zudem ist noch immer jede dritte Probe mit pharmakologisch wirksamen Streckmitteln verunreinigt. Meist handelt es sich dabei um das bei Tieren gegen Wurmbefall eingesetzte Medikament Levamisol, das zu schweren gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen kann und im Verdacht steht, Hirnschäden zu verursachen. Der Amphetamingehalt von «Speed» stieg ebenfalls weiter an (+8,4 % im Vergleich zum Vorjahr). Die Substanz wurde letztes Jahr rund 300 Mal (13 %) getestet. Die Zahl der mit toxischen oder karzinogenen Substanzen verunreinigten Proben – oft aufgrund von unprofessioneller Herstellung – liegt bei rund einem Viertel. Die stärkste Ecstasypille enthielt 2019 rund 280 Milligramm MDMA. Dies entspricht bei einem 70 kg schweren Mann mehr als der dreifachen maximalen Dosis.

Steigendes Interesse an LSD

Der Anteil an getesteten LSD-Proben hat in den letzten Jahren stetig zugenommen und betrifft inzwischen rund 10 Prozent aller Analysen. Auffallend ist dabei die häufigere Thematisierung von «Microdosing» in der Beratung.

Niederschwellige und anonyme Angebote

Die Angebote von Saferparty Streetwork bieten einen niederschwelligen Zugang und sind anonym und kostenlos nutzbar. «Kein Konsum ohne Risiko», ist die elementare Botschaft bei der Beratung. Saferparty Streetwork leistet so einen Beitrag zur Schadensminderung und Prävention.

Drug Checking während Corona-Pandemie

Das Drug-Checking-Angebot im DIZ konnte nach einem Unterbruch zwischen Mitte März und Mitte April auch während des Lockdowns aufrechterhalten werden. Die bisher verfügbaren Analyseresultate geben keine Hinweise darauf, dass die Substanzen aufgrund der verfügten Grenzschliessungen stärker verunreinigt waren.

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