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Publikation

September 2017

Persönlich-Kolumne: Sieg und Niederlage

Publikation Tagblatt der Stadt Zürich
Raphael Golta, Vorsteher Sozialdepartement
Raphael Golta, Vorsteher Sozialdepartement
September 2017

Persönlich-Kolumne: Sieg und Niederlage

Publikation Tagblatt der Stadt Zürich

Sieg und Niederlage liegen oft nahe beieinander. Ich musste das am letzten Sonntag erfahren. Einerseits haben die Stimmberechtigten der Stadt Zürich dem Bau des Bundesasylzentrums mit über 70 Prozent zugestimmt, andererseits hat die Stimmbevölkerung auf kantonaler Ebene entschieden, dass vorläufig aufgenommene  Ausländerinnen und Ausländer in Zukunft nicht mehr durch die Sozialhilfe und die damit verbundenen Integrationsleistungen unterstützt werden können. Ich erfuhr die Enttäuschung über die Niederlage und die Freude über den Sieg also gleichzeitig. Wie ich damit umgehe? Im Sieg versuche ich, die Bodenhaftung nicht zu verlieren – will in der Niederlage aber auch nicht verzagen.

Die deutliche Zustimmung zum Bundesasylzentrum bestätigt mir, dass ein Asylzentrum auch mitten in der Stadt von der Bevölkerung getragen wird. Trotzdem können wir uns nach dem Volksentscheid nicht ausklinken: Wir sind mitverantwortlich dafür, dass der Betrieb für die Schutzsuchenden und die Nachbarschaft gleichermassen funktioniert.

Das deutliche Verdikt, vorläufig Aufgenommenen nur noch Asylfürsorge zukommen zu lassen, hat mich enttäuscht. Aber es hat keinen Wert, sich zu lange mit der Enttäuschung herumzuplagen. Es gilt die Niederlage zu akzeptieren und vorwärts zu schauen. Der Ball liegt nun einerseits bei uns Gemeinden und andererseits bei den zivilgesellschaftlichen Organisationen, die  mit viel ehrenamtlichem Engagement die Integrationsarbeit mitprägen. Ich werde in nächster Zeit mit diesen Organisationen zusammensitzen und die Möglichkeiten ausloten, wie wir uns unter den erschwerten Bedingungen noch besser gegenseitig unterstützen können.

Sieg und Niederlage sind letztlich nur Momentaufnahmen. Entscheidend ist, was wir daraus machen.

Raphael Golta
Vorsteher des Sozialdepartements