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Das Spiel- und Spassbad

Hörversion: Das Spiel- und Spassbad

Wasserspiele und Liegestühle

Wasserschlittbahn
Die 1927 erstellte Wasserschlittbahn war ein Publikumsmagnet, wurde aber 1935 wieder abgebaut, weil sie in marodem Zustand war.

Von der Wasserschlittbahn über die hüpfende Boje bis zum Wasserplausch: Im Strandbad Mythenquai kann man auch Spass haben. Liegestühle wurden erst 1930 probehalber angeschafft.

Lange sprachen allein volkshygienische Aspekte für ein Familienbad. Doch schnell wurde klar, dass ein Besuch im Strandbad auch einfach Spass machen kann. Man konnte Strandkörbe mieten, die das Sonnenbad bequemer machten, und es gab einfache Wasserspielgeräte, wie etwa eine Wasserschaukel. Die Firma Jelmoli A.-G. erhielt im Frühjahr 1927 die Bewilligung, eine Rutschbahn im Strandbad aufzustellen, die am 6. Juli in Betrieb genommen wurde. Zehn Meter hoch und 30 Meter lang war die Bahn, auf Holzschlitten sauste man bäuchlings und Kopf voran hinunter und schlitterte über das Wasser. «Nur für gute Schwimmer!», warnte ein Schild. In den Monaten Juli bis September wurde die Rutschbahn von 44 110 Personen benützt. Das Vergnügen kostete Eintrittsgeld, von dem fünf Prozent der Einnahmen an die Stadt gingen. Insgesamt besuchten im Jahr 1927 über 600 000 Menschen das Strandbad.

Im Jahresbericht 1929 vermeldete der Stadtrat die Schenkung von drei weiteren, «aussergewöhnlich beliebten» Sportgeräten, denn nun stellten «die Firma Globus A.-G. eine Wasserschaukel, die Firma Ochsport A.-G. einen Wasserkletterball und die Eptinger Mineralwasser A.-G. drei Paddelboote zur Verfügung. Alle diese willkommenen Wassersportgeräte wurden insbesondere von der Jugend stark benützt.» Später kam auch noch eine «Hüpfende Boje» dazu. «Probehalber» wurden zudem 1930 zehn Liegestühle angeschafft, die offenbar grossen Anklang fanden. Der neue Sprungturm war ab 1933 nur noch durch das Wasser zu erreichen.

Die Schlittenbahn übrigens wurde 1935 wieder abgebaut, nachdem die Stadt beschlossen hatte, die in die Jahre gekommene Bahn Jelmoli nicht abzukaufen.

Linienflüge und Gondelpläne

Sprungturm
Bis 1933 war der Sprungturm über den Steg zugänglich, das neue Modell war nur noch durch das Wasser zu erreichen.

Wasserplausch, Stranddisco und Sandburgenwettbewerb. Das Strandbad Mythenquai ist auch bei Firmen beliebt – und war sogar mal ein Flughafen.

Im Sommer 1924 war im Beiprogramm der Kinos ein «Strandbadfilm» zu sehen. Die NZZ schrieb dazu: «Wie sich die Strandbadbesucher im Wasser tummeln und bei Spiel und Lagerleben auf dem Lande ergötzen, das alles zieht in abwechslungsreichen Bildern mit vergnüglichen Einzelszenen an dem Beschauer vorbei.» Auch in den nächsten Jahren wurde das Strandbad Mythenquai als gute «Location» immer mal wieder von Firmen für Anlässe genützt. 1968 etwa veranstaltete die Air France einen Wettbewerb im Sandburgen- und Sandplastiken-Bauen für Kinder. Gewonnen hat der elfjährige André Guerini; er durfte nach Paris fliegen und an der internationalen Endausscheidung teilnehmen, wo eine Reise nach Kenia als Preis lockte. Vielleicht hat ihn das zu seinem Sujet inspiriert, denn als einer der wenigen hat er keine Burg, sondern ein Krokodil gebaut.

Auf Anregung von Radio Z wurde 1989 in Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsinspektorat und gesponsert vom Getränkehersteller Orangina der erste «Zürcher Wasserplausch» durchgeführt: Da wurde gepaddelt, geturnt und gerutscht, oder bei einem Parcours des Samaritervereins wurden Fragen zur Ersten Hilfe beantwortet. Und abends war Stranddisco angesagt. Alles begleitet von einer Radio-Direktübertragung – im Bad die Meldungen vom Stau am Gotthard zu hören, war allerdings nicht nach jedermanns Geschmack.

Auch die von der Zürcher Kantonalbank (ZKB) geplante Seilbahn, die ab 2020 über den See führen sollte, darf an dieser Stelle erwähnt werden: Sie wäre auf das Gelände des Strandbads zu stehen gekommen, was zu einer Verkleinerung der Liegefläche geführt hätte. Nach langem, zähem Widerstand hat die ZKB diese Pläne aufgegeben.

Origineller und auch weniger Platz einnehmend war da sicher die Idee einer Flugverbindung ab dem Strandbad. Bereits 1923 wurde ein Zugangssteg zu einer Wasserflugzeugstation gebaut und ab dem 15. Juni 1926 betrieb der Konstrukteur und Flugpionier Alfred Comte  eine Linienflugverbindung vom Strandbad Mythenquai via Luzern nach Interlaken. Bei schönem Wetter wurde am Morgen vom Strandbad aus nach Luzern oder Interlaken geflogen, gegen Abend konnte man zurück sein. «Die Preise sind niedrig angesetzt, damit die neue Linie nicht nur von reichen Fremden, sondern auch von vielen Einheimischen benutzt werden kann», hofften die Initianten. Dreissig Franken, das wären heute rund 200 Franken, kostete der Flug nach Luzern und 65 jener nach Interlaken, retour gab es 5 bzw. 10 Franken Rabatt. Auch diesem Unternehmen war kein Erfolg beschieden, bereits nach wenigen Monaten wurde die Linie eingestellt.

Bildnachweis

Oberes Foto: Baugeschichtliches Archiv. Fotograf: Jean Gaberell
Unteres Foto: Baugeschichtliches Archiv. Fotograf: Wilhelm Peyer
Online Bildarchiv

Links

Wettbewerb im Sandburgen-Bauen im Strandbad Mythenquai, Beitrag in der «Antenne» vom 31. Juli 1968

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