Von den rund 400 000 bekannten Pflanzenarten auf der Erde gelten etwa zwei Drittel als essbar. Dennoch basiert unsere Ernährung heute fast ausschliesslich auf wenigen Arten: 60 % des weltweiten Energiebedarfs in der menschlichen Ernährung werden durch Weizen, Reis, Mais und Kartoffeln abgedeckt. Zeit, den eigenen Speiseplan zu erweitern! Auch unter den Sukkulenten finden sich zahlreiche essbare Vertreter. Die folgenden drei Beispiele geben einen Einblick in die Nutzung essbarer Sukkulenten.
Der Baobab (Gattung Adansonia) ist in Afrika südlich der Sahara, auf Madagaskar und in Australien verbreitet. In der Sukkulenten-Sammlung wächst ein junges Exemplar eines Adansonia digitata. Bei seinen Artgenossen wurde ein Alter von über 1.800 Jahren festgestellt.
Die Pflanze bietet eine bemerkenswerte kulinarische Vielfalt. Die Blüten können roh genossen oder zu Saft und Likör verarbeitet werden. Blätter und junge Triebe eignen sich gekocht wie Spinat oder Spargel, getrocknet und gemahlen verfeinern sie Saucen und Suppen. Auch die Samen sind vielseitig: sie werden frisch gegessen, geröstet oder zu Mehl verarbeitet. Die Früchte hängen in grossen Kapseln vom Baum; in der Schweiz sind sie häufig in pulverisierter Form erhältlich, welches zitrusartig sauer schmeckt und reich an Ballaststoffen ist.
Der Baobab ist die grösste weltweit vorkommende Sukkulente: Im Stamm speichert er große Mengen Wasser, was ihn extrem dürreresistent macht. Dank der harten Schale überstehen die Früchte auch Buschfeuer. (Siehe auch Spitze! 2021)
Kakteen als Nahrungsmittel gehören in vielen Teilen Latein- und Südamerikas auf den Speiseplan. Eine Umfrage im Bundesstaat Piauí im Nordosten Brasiliens zeigt: Mehr als die Hälfte der Bevölkerung nutzt Kakteen als Lebensmittel (besonders Pilosocereus und Melocactus). (Siehe auch Spitze! 2017) Der wohl bekannteste Nahrungskaktus in Europa ist der Feigenkaktus (Opuntia ficus-indica). Ursprünglich in Mexiko beheimatet, hat er sich heute weltweit verbreitet. Seine essbaren Früchte sind zitronengross, variieren in der Farbe und schmecken mild süsslich. Die Kaktusfeigen sind reich an Vitamin C und Kalzium und wurden von Seefahrern zum Vorbeugen der Krankheit Skorbut genutzt. Aber auch die Triebe des Feigenkaktus sind essbar. Von Dornen befreit, landen die jungen Triebe des Feigenkaktus auf dem Grill oder im Kochtopf. Ihr Geschmack erinnert an grüne Bohnen. In Mexiko und im Südwesten der USA gehören die sogenannten Nopales seit Jahrhunderten zum Speiseplan, z. B. als Füllung für Tacos.
Die Drachenfrucht (Hylocereus undatus), auch Pitaya genannt, wird seit präkolumbianischer Zeit als Nahrungsmittel genutzt. Ihre ursprüngliche Heimat liegt vermutlich im südlichen Mexiko, wo sie in tropischen Trockenwäldern und Tieflandregenwäldern gedeiht. Das Kakteengewächs bildet bis zu fünf Meter lange, dreiflügelige Triebe und zahlreiche Luftwurzeln. Es wächst kletternd oder als Aufsitzerpflanze an Bäumen, Zäunen und Mauern.
Besonders auffällig sind die grossen, weissen Blüten, die sich meist nur für eine Nacht öffnen, einen intensiven Duft verströmen und Fledermäuse oder Motten zur Bestäubung anlocken. Nach der Bestäubung entstehen die wohlschmeckenden Früchte mit purpurroter Schale und wässrigem, weissem Fruchtfleisch, durchzogen von kleinen schwarzen Samen. Sie werden roh als Obst oder Dessert gegessen und enthalten zahlreiche Vitamine und Mineralstoffe. Der Geschmack ist mild süsslich und erfrischend.
Heute wird die Drachenfrucht in den Tropen weltweit kommerziell angebaut. Ihre Trockenheitsresistenz und Hitzetoleranz bis 40 °C machen sie zu einer Pflanze, die vom Klimawandel profitiert. Allerdings verwildert sie in vielen Regionen und gilt dort als invasiver Neophyt, der die einheimische Vegetation verdrängt.