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Modalsplit der Stadt Zürich: Geprägt von der Pandemie

Medienmitteilung

In den beiden Pandemiejahren 2020 und 2021 hat sich die Verkehrsmittelnutzung tendenziell vom ÖV hin zu den individuellen Verkehrsarten Fuss, Velo und Auto verschoben. Hauptsächlich nahm der Verkehr aber einfach ab, weil viele Menschen vermehrt zu Hause blieben. Wegen der coronabedingten Ausnahmesituation liegt der Modalsplit 2021 ausserhalb der Norm und kann zur Überprüfung des Verlagerungsziels der Städteinitiative nicht sinnvoll interpretiert werden.

5. Juni 2023

Das Bundesamt für Statistik (BFS) und das Bundesamt für Raumentwicklung (ARE) haben am 6. April 2023 die neusten Ergebnisse des Mikrozensus Mobilität und Verkehr (Mikrozensus) für die Schweiz vorgestellt. Zuvor wurde im März 2020 aufgrund der Coronapandemie die Datenerhebung abgebrochen und stattdessen im Jahr 2021 durchgeführt. Allerdings war das im Mikrozensus 2021 erhobene Mobilitätsverhalten der Schweizer Bevölkerung immer noch stark von der Pandemie geprägt.

Diese Erkenntnis gilt auch für Zürich. Denn die von der Stadt und den Verkehrsbetrieben durchgeführten jährlichen Verkehrs- und Passagierzählungen zeigen, dass das Gesamtverkehrsaufkommen in Zürich in den beiden Jahren 2020 und 2021 deutlich zurückgegangen ist. Dies aufgrund der langen Phasen pandemiebedingter Betriebsschliessungen von Gastronomie, Einzelhandel, Kultur- und Freizeiteinrichtungen sowie Homeoffice-Empfehlungen respektive -Pflichten, in denen viele Menschen vermehrt zu Hause blieben.

Besonders stark nahm die Nutzung des öffentlichen Verkehrs ab. Hier gab es neben dem Wegfall von Fahrgründen eine gewisse Verschiebung hin zu den Individualverkehrsmitteln Fuss, Velo und Auto, weil diese bezüglich Ansteckungsgefahr als sicherer wahrgenommenen wurden.

Im anhand des Mikrozensus berechneten Modalsplit, der die prozentuale Aufteilung der genutzten Verkehrsmittel abbildet, zeigt sich diese Verschiebung sehr deutlich. Deshalb sind die Daten aus den von der Pandemie geprägten Jahren 2020 und 2021 nicht geeignet, um die längerfristige Entwicklung des Verkehrs und Mobilitätsverhaltens in der Stadt Zürich zu beurteilen. Die nächste Datenerhebung des Mikrozensus findet 2025 statt.

Modalsplit-Ziel der Städteinitiative

Das in der Gemeindeordnung festgehaltene Modalsplit-Ziel basiert auf der «Städteinitiative», die 2011 von den Stimmberechtigten angenommen wurde. Die Initiative forderte einen besseren Schutz der Bevölkerung vor den negativen Auswirkungen des Verkehrs, eine Förderung und Anteilserhöhung von Fuss-, Velo- und öffentlichem Verkehr sowie einen Verzicht auf die Erweiterung der Strassenkapazitäten für den Autoverkehr auf Stadtgebiet.

Vergleicht man nun, wie von der Gemeindeordnung vorgegeben, die Modalsplits der Wege der Hauptverkehrsmittel auf Stadtgebiet in den Jahren 2010 und 2021, wird die Zielvorgabe weit verfehlt: Anstatt wie angestrebt um zehn Prozentpunkte zu steigen, hat der prozentuale Anteil des ÖV, Fuss- und Veloverkehrs am gesamten Verkehrsaufkommen in diesem Zeitraum lediglich um 1,7 Prozentpunkte von 69,8 auf 71,5 Prozent zugenommen.

Stadträtin Simone Brander resümiert: «Der von der Pandemie geprägte Mikrozensus 2021 kann zur Überprüfung des Verlagerungsziels der Städteinitiative nicht sinnvoll interpretiert werden. Beim letzten Mikrozensus aus dem Jahr 2015 waren wir noch auf Kurs. Aufgrund der Pandemiesituation sieht es so aus, als ob wir kaum etwas erreicht hätten. Das entspricht nicht der Realität.»

Mit der Normalisierung der Gesundheitslage im Verlauf des Jahres 2022 änderte sich auch das Mobilitätsverhalten in der Stadt Zürich wieder. Die Anzahl ÖV-Passagiere fiel Ende des Jahres nur noch leicht tiefer aus als Ende 2019 vor der Pandemie. Der Veloboom, der im Jahr 2021 durch ausserordentlich lange Schlechtwetterperioden gebremst wurde, zeigte sich 2022 wieder deutlich - noch nie seit dem Start der Velozählungen wurden auf dem Stadtgebiet so hohe Velofrequenzen erfasst. Simone Brander bilanziert: «Das Ziel, den Anteil des ÖV, des Fuss- und des Veloverkehrs am Modalsplit zu erhöhen, darf deshalb weiterhin als erreichbar eingestuft werden und steht auch künftig im Zentrum der städtischen Mobilitäts- und Verkehrspolitik.»

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