Sanierungsarbeiten Josefwiese
Warum muss saniert werden?
Der Kanton Zürich hat 2022 die Böden in der Umgebung von Kehrichtverwertungsanlagen (KVA) untersucht. Die Bodenprobe der Josefwiese überschritt den gesetzlichen Prüfwert von 20 Nanogramm TEQ / Kilogramm (ng/kg) knapp, weshalb die Stadt Zürich umgehend und verteilt über die gesamte Anlage weitere Bodenproben entnahm und analysieren liess. Die Auswertung zeigt Oberflächenwerte von bis zu 48ng/kg. Als Sofortmassnahme werden diese Bereiche überdeckt, bis die oberste Bodenschicht abgetragen und ersetzt werden kann. Die Sanierungsarbeiten sollen möglichst bis Q2 / 2023 abgeschlossen sein.
TEQ= Toxizitätsäquivalent zur Harmonisierung der Werte über alle Dioxin- und Furan-Kongenere
Information zu den Sanierungs-Vorarbeiten von Montag, 13. Februar 2023
Das Erdreich unter den Bäumen bei den Viaduktbögen sowie entlang der Josef- und Ottostrasse muss für die Sanierung abgetragen und ausgetauscht werden. Das betrifft das Erdreich im empfindlichen Wurzelbereich der Bäume. Die Sanierungsarbeiten sollen unter bestmöglichem Schutz der Bäume erfolgen. Dafür werden Spezialist*innen aus dem Fachgebieten Gartenbau, Baulogistik und Baumpflege am Montag, 13. Februar Sondierungen und Tests im Bodenbereich unter den Bäumen vornehmen.
- Welche Bereiche der Anlage sind von der Sofortmassnahme und der Sanierung betroffen?
- Wie ist das Vorgehen und der zeitliche Ablauf der Sanierung
- Warum werden Bereiche der Josefwiese abgedeckt?
- Teile sind mit Bodenabdeckung ausgelegt, Teile markiert. Warum?
- Wieso ist der Boden abgedeckt und die Spielinseln nicht?
- Warum ist Dioxin gefährlich?
- Wie gelangt Dioxin in den Boden?
- Wie lauten die Richtwerte für Dioxin im Boden?
- Wie hoch ist die Belastung bei der Josefwiese?
- Warum muss abgesperrt und saniert werden, wenn die Belastung deutlich unter dem Sanierungswert liegt?
- Seit wann ist der Boden belastet?
- Gelangen heute immer noch Dioxine in den Boden?
- Wie viel Dioxin wird heute aus Kehrichtverwertungsanlagen ausgestossen?
- Besteht eine unmittelbare Gefahr für die Bevölkerung?
- Wie soll man sich verhalten, an wen kann man sich wenden, wenn man verunsichert ist?
- Wie lange dauern die Sofortmassnahmen?
- Bis wann sind die betroffenen Flächen saniert?
- Müssen wegen der Sanierung alle Bäume gerodet werden?
- Wie sieht die Belastung an anderen Orten in der Nähe der ehemaligen KVA Josefstrasse aus, besteht die Möglichkeit, dass dort auch Dioxin im Boden ist?
- Wie sollen Anrainer der Josefwiese vorgehen, wenn sie über ihren eigenen Boden Bescheid wissen möchten?
- Wie sollen sich Anrainer verhalten, sollen Kinder noch auf Rasenflächen rund um die Josefwiese spielen?
Welche Bereiche der Anlage sind von der Sofortmassnahme und der Sanierung betroffen?

Sofortmassnahmen
- Die Bereiche 1,2 und 3 werden mit Holschnitzeln und Platten ausgelegt. Sie können uneingeschränkt genutzt werden.
- Die Bereiche 8, 9 sind mit Flatterband gekennzeichnet. Sie sollten nicht begangen werden.
Sanierung
Die Oberfläche der gelb und orange eingefärbten Bereiche (1,2,3,8.9) werden saniert. Danach werden sie wieder ohne Einschränkungen genutzt werden können. Die grünen Flächen (5,6,7) wie auch die befestigten Flächen können auch ohne Sanierung weiterhin uneingeschränkt genutzt werden.
Wie ist das Vorgehen und der zeitliche Ablauf der Sanierung
Die betroffenen Bereiche sind überdeckt oder markiert. Das Projekt zur Sanierung ist bereits angelaufen, mit dem Ziel, dass die betroffenen Bereiche bereits im zweiten Quartal 2023 wieder uneingeschränkt genutzt werden können.
Warum werden Bereiche der Josefwiese abgedeckt?
Auf diesen Bereichen dürfen sich ohne die Abdeckung Kleinkinder nicht mehr aufhalten, weil sie möglicherweise Erde in den Mund nehmen und verschlucken. Das könnte neben der (in der Regel wesentlich höheren) Dioxinbelastung über die allgemeine Nahrungsaufnahme zu einer zusätzlichen Belastung führen, die über dem gesetzlichen Grenzwerten liegt. Das soll verhindert werden und die Josefwiese soll möglichst jederzeit für alle Bevölkerungsgruppen frei zugänglich sein. Darum werden diese Bereiche erst abgedeckt und danach saniert. So bleibt die Anlage weitgehend nutzbar.
Teile sind mit Bodenabdeckung ausgelegt, Teile markiert. Warum?
Die Sofortmassnahmen sind so ausgelegt, dass man nicht mehr direkt mit dem Boden in Kontakt kommen kann. Das kann einerseits über Markierung, andererseits über das Auslegen der Bodenabdeckung erfolgen. Die Wahl zwischen Absperrung und Bodenabdeckung wurde aufgrund der Nutzung und der damit verbundenen Gefährdungseinschätzung (z. B. Spielbereiche werden anders beurteilt, als wenig genutzte Wiesenflächen) und der Zugänglichkeit getroffen.
Wieso ist der Boden abgedeckt und die Spielinseln nicht?
Die Spielinseln wurden bei der Renovation / Sanierung 2009 erstellt. Sowohl für den Fallschutz (Kies), wie auf für die Sandkästen wurde damals bereits neues Material verwendet.
Warum ist Dioxin gefährlich?
Dioxine werden zu mehr als 90 % über die Nahrung aufgenommen und im Fettgewebe gespeichert. Akute Vergiftungen treten erst bei Mengen auf, welche die üblichen Verunreinigungen in den Lebensmitteln deutlich übersteigen. Die Gefahr besteht darin, dass sich Dioxine nur sehr langsam abbauen und allenfalls zu chronischen Erkrankungen führen können. (Quelle: Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen)
Wie gelangt Dioxin in den Boden?
Dioxine entstehen in kleinsten Mengen bei unvollständigen Verbrennungsprozessen (z. B. bei der Verbrennung von Haushalt- und Industrieabfällen) und verbreiten sich über die Luft in die Umwelt. Sie landen auf den Böden, wo sie von Humus- und Tonteilchen gebunden werden. Sie reichern sich in den oberen Schichten der Böden an und bleiben dort aufgrund ihrer Persistenz über lange Zeit gespeichert.
Wie lauten die Richtwerte für Dioxin im Boden?
Schwellenwerte für Bodenbelastungen (Verordnung über Belastungen des Bodens VBBo)
Richtwert:
Der Richtwert gemäss VBBo gibt an, ab welcher Konzentration eines Schadstoffes die Bodenfruchtbarkeit langfristig nicht mehr gewährleistet ist. Jegliche Nutzung ist weiterhin uneingeschränkt möglich. Wenn der Richtwert überschritten ist, so gilt es, die Belastungsquellen zu stoppen. Für Dioxine liegt er bei 5 ng I-TEQ/kg.
Prüfwert:
Bei einer Überschreitung des Prüfwerts gemäss VBBo prüft die kantonale Behörde, ob die Belastung des Bodens Menschen, Tiere oder Pflanzen konkret gefährdet, weil man davon ausgeht, dass für empfindliche Nutzungen eine Gefährdung möglich ist; wenig empfindliche Nutzungen sind dagegen weiter möglich. Für Dioxine liegt der Prüfwert bei 20 ng I-TEQ/kg.
Sanierungswert:
Bei der Überschreitung des Sanierungswerts gemäss VBBo ist dagegen keine Nutzung mehr möglich. Für Dioxine liegt der Sanierungswert für Kinderspielplätze (Kinder können Boden direkt aufnehmen und sind deshalb besonders gefährdet) bei 100 ng I-TEQ/kg, für die Landwirtschaft bei 1000 ng I-TEQ/kg.
(*) I-TEQ: Internationales 2,3,7,8-TCDD-(klassisches Dioxin)-Toxizitätsäquivalent. Dieses Toxizitätsequivalent ist in der «Verordnung über Belastung des Bodens (VBBO)» verankert.
Wie hoch ist die Belastung bei der Josefwiese?
Auf der Liegewiese liegt die Dioxinbelastung in der obersten Bodenschicht (0-5 cm Tiefe) unterhalb des Prüfwerts von 20 Nanogramm TEQ pro Kilo (ng TEQ /kg). Auf den Flächen unmittelbar vor dem Viadukt sowie unter den Baumreihen entlang der Josef- und Ottostrasse wird der Prüfwert überschritten. Der höchste gemessene Wert liegt bei 48 ng TEQ /kg. Der Sanierungswert von 100 ng TEQ/kg ist damit noch deutlich unterschritten.
Warum muss abgesperrt und saniert werden, wenn die Belastung deutlich unter dem Sanierungswert liegt?
Wenn der Prüfwert überschritten ist, schränkt der Kanton die Nutzung von belasteten Böden vorsorglich so weit ein, dass keine Gefährdung besteht. Eine besonders empfindliche Nutzung sind auf dem Boden spielende Kleinkinder. Primär zu deren Schutz werden jene Flächen, auf denen der Prüfwert überschritten wird, als vorsorgliche Massnahme vorübergehend abgedeckt oder abgesperrt. Eine Pflicht zur Sanierung besteht nicht. Um wieder eine uneingeschränkte Nutzung der Josefwiese zu ermöglichen, hat die Stadt dennoch entschieden, diese Flächen zu sanieren.
Seit wann ist der Boden belastet?
Da die Dioxin-Emissionen mit der Einführung der Luftreinhalteverordnung seit 1985 weitgehend gestoppt sind, handelt es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um historische Bodenbelastungen aus der Zeit vor 1985.
Gelangen heute immer noch Dioxine in den Boden?
Mit dem Einbau von Filteranlagen wurden Staub- und Dioxinemissionen über das Kehrichtverwertungs-Abgas im Kamin bis 1985 weitestgehend gestoppt. Die heutigen Emissionen aus industriellen Verbrennungsanlagen sind aufgrund moderner Rauchgas- und Staubfilteranlagen sehr gering. Folglich ist auch das Potential von nach Stand der Technik betriebenen KVA zur Verursachung neuer Bodenbelastungen gering.
Wie viel Dioxin wird heute aus Kehrichtverwertungsanlagen ausgestossen?
Die spezifischen Dioxin-Minderungsmassnahmen senken den Ausstoss um über 99%. Gemäss den aktuellen Messungen sind sie deutlich unter dem Grenzwert der Luftreinhalteverordnung (LRV). Hinweis: Der gesetzliche Grenzwert gemäss Luftreinhalteverordnung liegt bei 0,1 Nanogramm pro Kubikmeter. Im Hagenholz (Josefstrasse nicht mehr in Betrieb) werden zwischen 0.005-0.008 Nanogramm/Kubikmeter gemessen.
Besteht eine unmittelbare Gefahr für die Bevölkerung?
Dioxin ist ein allgegenwärtiges Umweltgift und in fetthaltigen tierischen Lebensmittel in Spuren enthalten. Darum nimmt die breite Bevölkerung Dioxine in Spuren hauptsächlich über die Nahrung auf. Diese Exposition ist allgemein bekannt.
Eine zusätzliche bedeutende Aufnahme von Dioxine über belastete Böden in der Stadt Zürich dürfte für die breite Bevölkerung vernachlässigbar sein. Eine direkte Aufnahme von Dioxin-belasteten Bodenpartikeln sollte aber dennoch vermieden werden. Obwohl die Aufnahme über die Nahrung vorwiegt, könnte die Bodenaufnahme für Kleinkinder eine zusätzliche Aufnahmequelle sein.
Mit der durchschnittlichen Ernährung nimmt ein Kind jedoch mehr Dioxin zu sich, (insbesondere durch die Muttermilch), wie es bei allfälligem «Bodenessen» auf der Josefwiese aufnehmen würde. Der Benefit der Muttermilch überwiegt das Risiko aber klar.
Wie soll man sich verhalten, an wen kann man sich wenden, wenn man verunsichert ist?
Bei den Sanierungsmassnahmen handelt es sich um vorsorgliche Massnahmen um eine Zusatzbelastung auszuschliessen. Sollte es dennoch Unsicherheiten geben, empfehlen wir eine Kontaktfaufnahme mit TOX Info Suisse. Bitte wenden Sie sich gesetzten Fall an die Hauptnummer +41 44 251 66 66.
Wie lange dauern die Sofortmassnahmen?
Die Sofortmassnahmen bestehen, bis mit der Sanierung der entsprechenden Bereichen begonnen werden kann.
Bis wann sind die betroffenen Flächen saniert?
Wir zielen darauf, dass wir die Arbeiten bis im Laufe des zweiten Quartals umgesetzt haben werden. Es gibt in einem solchen Projekt immer Unwägbarkeiten, aber unser Ziel ist es, dass die Anlage zur meistbesuchten Zeit ohne Einschränkungen zur Verfügung steht.
Müssen wegen der Sanierung alle Bäume gerodet werden?
Nach heutigem Wissenstand nicht. Die Sanierungsarbeiten im Wurzelbereich sind nicht unkritisch für die Bäume, die Stadt wird diese aber mit der bestmöglichen Sorgfalt ausführen.
Wie sieht die Belastung an anderen Orten in der Nähe der ehemaligen KVA Josefstrasse aus, besteht die Möglichkeit, dass dort auch Dioxin im Boden ist?
In der kantonalen Untersuchung im Jahr 2022 wurden an drei Standorten in 700-1000 Meter Abstand von der KVA Josefstrasse Dioxinwerte gemessen, die deutlich unterhalb des Prüfwerts liegen. Bereits innerhalb der Josefwiese ist der Prüfwert nicht flächendeckend überschritten. Es ist nicht davon auszugehen, dass im Umfeld grössere nutzungsrelevante Belastungen vorliegen. Wenn der Boden in den letzten zwei Jahrzehnten bereits ausgetauscht wurde (bspw. rund um neuere Gebäude) ist grundsätzlich nicht mit nutzungsrelevanten Dioxinbelastungen zu rechnen.
Der Kanton wird in der direkten Umgebung der Josefwiese weitere Untersuchungen vornehmen, um die Belastung einzugrenzen.
Wie sollen Anrainer der Josefwiese vorgehen, wenn sie über ihren eigenen Boden Bescheid wissen möchten?
Der Kanton wird weitere Untersuchungen vornehmen. Falls Grundeigentümer/-innen selbst eine Schadstoffanalyse von Bodenproben in Auftrag geben möchten, verweisen wir auf die Liste der von der Fachstelle Bodenschutz anerkannten Fachpersonen unter www.zh.ch/bodenverschiebung um eine fachgerechte Beprobung zu gewährleisten.
Wie sollen sich Anrainer verhalten, sollen Kinder noch auf Rasenflächen rund um die Josefwiese spielen?
Es ist nicht davon auszugehen, dass im Umfeld der Josefwiese grössere nutzungsrelevante Belastungen vorliegen. Ohne Messungen der Bodenbelastung kann dies jedoch nicht ausgeschlossen werden.
Die Gefährdung von Kindern entsteht durch direkte Bodenaufnahme, insbesondere bei Kleinkindern, und kann durch eine entsprechende Beaufsichtigung (bspw. kein «Erde essen», Händewaschen) reduziert werden. Eine geschlossene Rasendecke verringert den direkten Bodenkontakt massgeblich.