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David Weiss

Ohne Titel, undatiert

Ohne Titel, undatiert

So wie das Negativ der Ab- oder Eindruck der uns umgebenden Welt ist, lassen sich auch Schnappschüsse aus Biografien ziehen. Es ist daher nur konsequent, dass eine Serie später «Negativzeichnungen» von David Weiss (1946 –2012, CH) im Ortsmuseum Albisrieden gezeigt werden. David Weiss wuchs als Pfarrerssohn in Albisrieden auf. Als junger Mann besuchte er den Vorkurs an der Kunstgewerbeschule Zürich und dann die Fachklasse Bildhauerei an der Kunstgewerbeschule Basel. Was folgte, war eine Weltkarriere. Nun aber findet David Weiss posthum zurück nach Albisrieden, in das Ortsmuseum des Zürcher Quartiers. Dies nicht mit Werken aus seiner Zusammenarbeit mit Peter Fischli, sondern mit solchen, die an seine künstlerischen Ursprünge und Anfänge erinnern, ebenso wie Albisrieden an seinen biografischen Anfängen steht.

Die im Ortsmuseum Albisrieden präsentierten Frühwerke, grossformatige, mit Tusche auf Papier gemalte Bilder, sind exemplarisch für David Weiss’ selbstständige künstlerische Arbeit. Die japanische Tusche ist ohne sichtbare Pinselstriche grossflächig auf das Papier aufgetragen. Der Einsatz der Farbe dient dabei nicht dem Hinzufügen von Inhalt oder Motiv, sondern fördert minimalistische Netzstrukturen zutage. Es kommt so – durch das Hinzufügen von Farbe, das Verdecken des Hintergrundmaterials – zu einer Umkehrung: Der Hintergrund wird zum Vordergrund und viceversa. In früheren Negativzeichnungen fokussierte Weiss auch motivisch das Verhältnis zwischen Licht und Dunkel, Tag und Nacht. Hier zeigt er im Kern dieselben Ansätze, allerdings, indem er sich nicht auf die An- oder Abwesenheit von Licht und Tag konzentriert, sondern auf das vermeintliche Gegenteil von Nacht und Dunkelheit. Das eine, so wird offensichtlich, bedingt zwingend das andere. So ist auch diese Reduktion in ihrer perfekten Ausführung umso bemerkenswerter, als sie mit einem weit grösseren Aufwand einhergeht, als dies beim Aufbringen einzelner, Netze ausbildender Linien der Fall wäre. Die Bilder eröffnen mithin einen fortwährenden Konflikt zwischen Addition und Subtraktion, Aufwand und Ertrag, Hintergrund und Vordergrund, Natur und Kultur, Motiv und Abbildung, Licht und Dunkelheit, Tag und Nacht.

Im selben Sinne führt die symbolische Rückkehr von David Weiss durch seine Werke nach Albisrieden zur Frage des Ab- oder Eindrucks, des Negativs zurück. David Weiss’ «Negativzeichnungen» bieten vielleicht einen Ansatz zur Beantwortung der Frage, inwieweit der Mensch von seiner Umwelt und Biografie geprägt wird und umgekehrt. Clifford E. Bruckmann

Courtesy of  The Estate of David Weiss

Dank an: Ortsmuseum Albisrieden, Oskar Weiss

English Version

Just as the negative is an imprint or impression of the world around us, snapshots can also be obtained from biographies. It is therefore only logical that a series of late “negative drawings” by David Weiss (1946 –2012, Switzerland) is to be exhibited at Ortsmuseum Albisrieden. The son of a clergyman, David Weiss grew up in Albisrieden. As a young man, he attended the preparatory course at the Zurich School of Applied Arts and subsequently the sculpture class at the Basel School of Design. What followed was an international career. Now, however, David Weiss posthumously finds his way back to the Zurich neighbourhood of Albisrieden and its museum of local history, albeit not with works arising from his collaboration with Peter Fischli, but with pieces that serve as reminders of his artistic origins and beginnings, just as Albisrieden represents the start of his biography.

The early works presented at Ortsmu-seum Albisrieden, large-format pictures drawn on paper with ink, are examples of David Weiss’s independent work as an artist. The Japanese ink is applied to the paper extensively, without any visible brushstrokes. Here, the use of colour, rather than serving to add content or motifs, makes minimalist network structures visible. Thus, via addition of colour and concealment of the background material, a reversal takes place: the background becomes the foreground and vice versa. In earlier negative drawings, Weiss focused on the relationship between light and dark, day and night, also in terms of motif. Here, he demonstrates what is essentially the same approach, although not by concentrating on the presence or absence of light and day, but instead on the supposed opposite of night and darkness. It becomes apparent that one necessitates the other. Thus, this reduction, in its perfect implementation, is also all the more striking, as it involves far more input than the application of individual network-forming lines would. Consequently, the images open up a perpetual conflict between addition and subtraction, input and output, background and foreground, nature and culture, motif and copy, light and darkness, day and night.

In the same sense, the symbolic return of David Weiss to Albisrieden via his works brings us back to the issue of the imprint or impression – the negative. Perhaps the “negative drawings” by David Weiss offer one approach towards answering the question of the extent to which the human being is shaped by their environment and biography, and vice versa. Clifford E. Bruckmann

Courtesy of the estate of David Weiss

Thanks to Ortsmuseum Albisrieden and Oskar Weiss

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