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Tobias Wootton

Mockups, 2015

Mockups, 2015

Mockups sind in der Architektur 1:1 Modelle, realitätsgetreue Ausschnitte eines Neubaus, bei denen fragmentarisch das Zusammenspiel der Oberflächen und Formen erprobt wird; Mockups dienen dazu, die Wirkung des späteren Gebäudes in seiner unmittelbaren Umgebung zu überprüfen.

Während die Musterfassaden in ihrer originären Funktion also an einen konkreten Ort und eine genau definierte Aufgabenstellung gebunden sind, werden sie in Woottons Arbeiten zu ortlosen, abstrakten, zuweilen absurd anmutenden Objekten, die, aus ihrem Kontext gerissen, uns jedwede Auskunft über Funktion, Ort und Grössenverhältnisse vorenthalten.

Diese Orientierungslosigkeit aufseiten des/der Betrachtenden, hervorgerufen durch das Fehlen eines massstabgebenden Anhaltspunktes, ist ein wesentlicher Aspekt der künstlerischen Arbeitsweise des in Karlsruhe lebenden Tobias Wootton (*1981, GB). Der Blick durch die Kameralinse wird zu einem Akt der Verfremdung – und auch die Frage, ob es sich um das Abbild eines real existierenden Ortes oder eines Modells handelt, lässt sich nicht ohne Weiteres beantworten, so inszeniert und künstlich wirken die Ausschnitte der von Wootton festgehaltenen Realität. Seine Fotografien sind immer ein Spiel mit Monumentalität und Miniatur, Konkretion und Abstraktion, Realität und Fiktion.

Im Fall der Mockups spielt die Frage nach Realität/Fiktion im doppelten Sinn eine Rolle: Die Modelle sind Versatzstücke, Vorwegnahmen einer zukünftigen, noch irrealen baulichen Situation – in den Fotografien werden sie jedoch zu Objets trouvés, die aus dem öffentlichen Raum in einen abstrakten Bildraum versetzt wurden. Sie werden zu Kippbildern, die sich zwischen Modell und Wirklichkeit bewegen.

Die Verfremdung wird in den Aufnahmen des angedeuteten «Innenraums» noch weitergetrieben. Während die Aussenansichten die Funktionen der einzelnen Elemente erkennen lassen, geben die Schwarz-Weiss-Aufnahmen der «Innenräume» keine entsprechende Auskunft. Die unterschiedlichen Oberflächen und Formen werden zu einer beinahe malerischen Komposition. Hier gehen die Kategorien Raum und Nichtraum bzw. Innen und Aussen ineinander über.

Ausgestellt im Format eines Werbeplakats, kommentiert die Serie Mockups den in Zürich sich vollziehenden städtebaulichen Wandel, der immer auch mit einer Veränderung innerhalb des sozialen Gefüges vor Ort einhergeht. Ferial Nadja Karrasch

Dank an: F+F-Schule für Kunst und Design

English Version

In architecture, mockups are 1:1 models, realistic sections of a new building, with which the interplay of surfaces and forms is tested fragmentarily; mockups facilitate assessment of the subsequent building’s impact within its immediate environment.

While the prototype facades, in their original function, are thus bound to a specific location and a precisely defined task, in Wootton’s works they become placeless, abstract, sometimes seemingly absurd objects, which, taken out of their context, withhold all information from us regarding function, location and proportions.

This disorientation on the part of the observer, brought about by the lack of any scale-defining point of reference, is an essential aspect of the artistic working method practiced by Karlsruhe-based Tobias Wootton (b. 1981, Great Britain). The sections of the reality recorded by Wootton come across as so staged and artificial, that looking through the camera lens becomes an act of defamiliarisation – and even the question of whether this is a depiction of a real existing location or of a model, cannot be answered offhand.

His photographs always play with monumentality and miniature, concretion and abstraction, reality and fiction.

In the case of Mockups, the reality/fiction issue has a twofold role: the models are pledges, pre-emptions of a future structural situation that is still unreal – but in the photographs, they become “found objects” that have been transferred from the public space into an abstract visual space. They become reversible images that shift between model and reality.

In the photographs of the indicated “interior space”, the defamiliarisation is taken even further. While the exterior views allow the functions of the individual elements to be identified, the black-and-white images of the “interior spaces” provide no such information. The various surfaces and forms become an almost painterly composition. Here, the categories of space and non-space, or interior and exterior, merge.

Exhibited in the format of an advertising poster, the Mockups series comments on the urbanistic transition taking place in Zurich, which also always involves a change within the local social fabric. Ferial Nadja Karrasch

Thanks to the F+F School of Art and Media Design

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