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Carl Buchers Plastik «Grosses Kissen»

Restaurierung von neuen Werkstoffen

Der Zürcher Künstler Carl Bucher (*1935) zählt zu den wichtigsten Schweizer Plastikern der 1960er- und 1970er-Jahre. Er experimentierte mit neuartigen Werkstoffen und entwickelte daraus einzigartige Plastiken und Reliefs, die bei Privatsammlern und in Museen sehr beliebt waren. Heute weisen diese Werke teils starke Schäden auf. Exemplarisch für den Renovationsbedarf dieser Arbeiten, die oft aus Kunststoff hergestellt wurden, ist Carl Buchers «Grosses Kissen». Die Grossplastik, die sich im Besitz der Stadt Zürich befindet, wurde im Juni 2014 von Restaurator Tobias Hotz fachgerecht wieder instand gesetzt.

Zerlegung des Werks vor der Restauration: Die runde Metallscheibe wird entfernt.

Carl Buchers künstlerische Biografie ist schillernd und abenteuerlich. Doch nach Stationen in Toronto, New York und Wettingen fand der Künstler, der gerne mit grossen Formaten operiert, in den Räumen der ehemaligen Abwasserreinigungsanlage (ARA) Glatt eine grosszügige räumliche Ateliersituation, um seine Werke herzustellen und zu lagern. Das dortige Atelier hat Carl Bucher zwar schon vor einigen Jahren aufgegeben, aber das «Grosse Kissen» (1977/81), ein Hauptwerk des Künstlers, ist weiterhin auf dem Gelände der ARA zwischengelagert, bis ein endgültiger Standort gefunden werden kann.

Ein schützendes Zelt wird installiert.

Kenntnis des Materials

Während die AG KiöR momentan die Recherche für einen Standort vorantreibt, erhielt das «Grosse Kissen» einen konservatorischen Check. Dafür zugezogen wurde Tobias Hotz. Der Spezialist für die Restaurierung von technisch anspruchsvoller Kunst hatte im letzten Jahr bereits die Instandstellung des Löwen im Hafen Enge verantwortet. Wie der Werkstoff Zement, der bei der Fertigung des Löwen benutzt wurde, ist auch das «Grosse Kissen» aus einem für Kunstwerke unüblichen Material hergestellt: Carl Bucher arbeitete 1981, als er seinen 1977 entwickelten Entwurf umsetzte, mit einer neuen Technik, dem Zwei-Komponenten-Schaum.

Schadhafte Stellen werden mit Polyester und Quarzsand abgedichtet und mit der originalen Farbe neu gestrichen.

Kenntnis des Herstellungsprozesses

Bucher habe den Schaum in grosse Plastiksäcke verfüllt, berichtet Hotz, und so die Form des Kunstwerks geschaffen. Die runde Metallscheibe im Zentrum des Werks sei direkt in den weichen Kunststoff gedrückt worden. Solche Informationen über den Herstellungsprozess experimenteller Plastiken sind essenziell für den späteren Restaurierungsprozess. Darum war es für Hotz sehr wichtig, auf das Wissen von Carl Buchers ehemaligem Assistenten zurückgreifen zu können. Christoph Strub, der lange Jahre mit Carl Bucher zusammenarbeitete, habe ihm sogar noch Originalfarbe für die Bearbeitung der Oberfläche mitgebracht.

Schritt für Schritt wird das «Grosse Kissen» erneuert.

Es war denn auch vor allem die äusserste Schicht, die an rund einem Dutzend Stellen oberflächlichen Schaden genommen hatte. Dort musste Hotz die Blasen entfernen, den Untergrund stabilisieren und dann die Flickstelle mit Polyester, schwarzem Färbemittel und Quarzsand wieder abdichten. «Wir haben die vom frischen Kunststoff noch feuchte Stelle mit dem Sand bestäubt», sagt Hotz, «genau so, wie das Carl Bucher damals gemacht hat.»



Text: Christoph Doswald
Fotos: Tobias Hotz
 

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