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Interview mit Mai Poffet

Interview mit Pro Velo Schweiz zum Thema Veloförderung im Unternehmen.

Foto Mai Poffet. Pro Velo

Mai Poffet, Sie sind seit 2019 Projektleiterin von bike to work. Wie können Unternehmen die Anreise zur Arbeit mit dem Velo fördern? Mit welchen Massnahmen?
Eine gute Infrastruktur ist essenziell: Sichere und wettergeschützte Veloabstellplätze sind eine wichtige Grundlage. Mitarbeitende mit längeren Arbeitswegen sind ausserdem auf Umkleiden und Duschen angewiesen.

Das Velofahren sollte aber auch aktiv gefördert werden. Eine zielgerichtete Kommunikation, die die positiven Aspekte des täglichen Fitnessprogramms auf dem Sattel aufzeigt, kann mit Aktionen und Anreizen perfekt ergänzt werden. bike to work bietet ein zugängliches, unkompliziertes Angebot. Einige Unternehmen erlauben zudem den Mehraufwand als Arbeitszeit aufzuschreiben, wenn sich die Dauer des Arbeitswegs mit dem Velo erhöht.

Die Erfahrung mit bike to work zeigt, dass es zusammen am leichtesten geht: In Teams eingeschrieben lassen sich mit den ersten paar Teilnehmenden an der Challenge oft viele weitere Mitarbeitende für die Velofahrt am Morgen und Feierabend motivieren.

Welchen Vorteil hat das Velo für das Unternehmen?
Die Veloförderung ist ein wichtiger Teil des betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM). Fitte Mitarbeitende verzeichnen weniger Absenzen, arbeiten nachweislich produktiver und sind zufriedener. Gezielte Programme zur Gesundheitsförderung bringen das Unternehmen nicht nur effizienter voran, denn sie bedeuten auch eine bessere Reputation unter bestehenden und zukünftigen Arbeitnehmenden. Für Mitarbeitende entsteht eine positive Beziehung zum Unternehmen, die weniger aus Stress und Arbeit besteht, was sich zum einen in loyalen Arbeitskräften und zum anderen in einer schnelleren Besetzung von offenen Stellen widerspiegelt. Ein gutes BGM ist ein wichtiges Aushängeschild moderner Unternehmen.

Wie können Gemeinden Unternehmen unterstützen, damit mehr mit dem Velo zur Arbeit gefahren wird?
Gemeinden können das Velofahren mit wichtigen Rahmenbedingungen aktiv fördern. Dazu zählen vor allem eine veloorientierte Infrastruktur mit einem guten Velowegnetz und sicheren öffentlichen Abstellplätzen. Mit Kampagnen und Veranstaltungen wird für das Thema sensibilisiert und über die Vorteile des Velofahrens informiert. Aktionen wie Cyclomania und bike to work sind dabei unterstützende Tools. Ein sichtbares Engagement und eine aktive Kommunikation zeigen, dass der Gemeinde eine energieeffiziente, umweltfreundliche und gesunde Mobilität am Herzen liegt. Steigen viele aufs Velo um, lohnt sich das auch für die Gemeinde: Staus, Lärm und Emissionen werden reduziert, während Platz und Ruhe den Ort zu einem attraktiven Standort für Firmen und Personen aufwerten.

Kennen Sie gute Beispiele von Unternehmen, die das Velofahren fördern?
Unternehmen haben das grosse Potential fitter Arbeitnehmender und des Velos als effizientem Mittel zur Gesundheitsförderung erkannt. Nur schon im Kanton Zürich finden sich viele Beispiele:

Bei Google Schweiz gibt es beispielsweise statt kostenlosen Autoparkplätzen ganze 1500 Abstellplätze für Velos. Für den flexiblen Wechsel zwischen den verschiedenen Standorten in Zürich oder den Arbeitsweg, stehen E-Bikes bereit. Im Velokeller befinden sich auch Garderoben, Duschen und sogar eine kleine Werkstatt. Ein jährlicher Velocheck sowie Velofahrkurse für alle Mitarbeitenden gibt es jeden Frühling.

Bei Schindler sind neue Mobilitätskonzepte auch während der Arbeit ein wichtiges Thema: So fahren die Techniker zunehmend mit bereitgestellten E-Bikes zu Serviceaufträgen. Dank Anhängern können auch die nötigen Werkzeuge problemlos und bis wenige Meter vor den Einsatzort transportiert werden. Kostspielige Parkplätze oder teure Fahrbewilligungen entfallen und auch Verzögerungen durch Staus in und rund um Zürich gehören der Vergangenheit an. Der Wechsel vom Auto zum E-Bike wird von den Mitarbeitenden äusserst positiv wahrgenommen.

Auch im Rahmen von bike to work nehmen wir ein grosses Engagement wahr. Immer mehr Unternehmen ergänzen die Velo-Challenge mit unseren oder eigenen Zusatzaktionen. So motiviert beispielsweise Switch.ch in Zürich die Mitarbeitenden mit einer Kilometerspende an bike2school, der Veloförderungsaktion an Schulen. Die Universitätsspitäler aus Bern, Basel, Genf und Zürich haben 2022 ein internes «Battle Royale» initiiert und zusammen mit bike to work online lanciert. Das spielerische Kräftemessen untereinander in der Challenge-App wird intensiviert und ist ein zusätzlicher Anreiz, mitzufahren. Ein Wanderpokal krönt den Sieger der Spitäler mit den meisten Velotagen am Ende der Challenge.

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