Global Navigation

Interview mit Veronika Sutter zur Fachplanung Hitzeminderung

Veronika Sutter Projektleiterin Klimaanpassung im Umwelt- und Gesundheitsschutz der Stadt Zürich (UGZ)

Veronika Sutter, Sie sind Projektleiterin Klimaanpassung im Umwelt- und Gesundheitsschutz der Stadt Zürich (UGZ) und koordinieren die Umsetzung der Fachplanung Hitzeminderung. Was ist das Ziel dieser Fachplanung Hitzeminderung?

Die Ziele der Fachplanung Hitzeminderung und der darin aufgezeigten Handlungsansätze sind die Überwärmung im gesamten Stadtgebiet zu vermeiden, das bestehende Kaltluftsystem der Stadt Zürich zu erhalten und vulnerable Stadtgebiete gezielt zu entlasten.

Mit welchen Massnahmen kann eine Hitzeminderung in der Stadt Zürich erreicht werden?

Die Fachplanung Hitzeminderung fokussiert auf den Aussenraum. Die Massnahmen können mit «mehr grün und blau statt grau» kurz zusammengefasst werden. Es gilt neue zukunftsfähige Bäume zu pflanzen und bestehende zu erhalten; Fassaden und Dächer zu begrünen; Aufenthalts- und Bewegungsräume zu beschatten; zu entsiegeln und zu begrünen. Wir müssen Regenwasser in der Stadt zurückbehalten und für die Bewässerung und Verdunstung zur Verfügung zu stellen. Beim Bauen müssen wir auf die Gebäudestellung achten und die bestehenden Kaltluftströme in Planungs- und Bauprojekten berücksichtigen. Wir möchten auch in Zukunft auf mindestens 75% des Siedlungsgebietes während Tropennächten von diesen Kaltluftströmen profitieren.

Über welchen Zeitraum werden diese Massnahmen ergriffen?

Mit der Fachplanung Hitzeminderung hat der Stadtrat gleichzeitig die Umsetzungsagenda 2020-2023 beschlossen. Darin sind konkrete Massnahmen und Zuständigkeiten festgelegt. 2023 gilt es die erste Umsetzungsphase auszuwerten und erforderliche Schritte für die kommenden Jahre abzuleiten.

Durch die aktuelle Überarbeitung von Standards, Richtlinien und Normen werden Grundsteine gelegt, damit künftige Projekte die Anforderungen aus der Hitzeminderung berücksichtigen. Wir passen auch unsere Prozesse an, damit wir das Thema frühzeitig in Planungs- und Bauprojekten einbeziehen können. Nach Ablauf der ersten Umsetzungsphase soll es eine Selbstverständlichkeit sein, Anforderungen aus der Hitzeminderung zu berücksichtigen. Welche weiterführenden Massnahmen nach 2023 ergriffen werden, wird in Zusammenarbeit mit den Dienstabteilungen ausgearbeitet.

Kann die Stadt Zürich alleine einen Effekt erreichen?

Es braucht alle. Die Stadt Zürich hat direkten Einfluss auf 30% der Flächen, die sich in der Bauzone befinden. Das ist nicht wenig, es zeigt aber, dass wir auch private Bauträgerschaften und Institutionen wie Genossenschaften, Kanton und Bund brauchen, um eine hohe Aufenthaltsqualität im städtischen Raum zu erreichen. Aus diesem Grund setzt die Stadt auf Förderprogramme, mit denen Beratung und finanzielle Unterstützung geboten werden: «Mehr als Grün» will neben hitzemindernden Massnahmen die Biodiversität erhalten und fördern. Das Förderprogramm «Vertikalbegrünung» richtet sich an Privatpersonen, Bauende und Institutionen, die eine Vertikalbegrünung an ihrem Gebäude realisieren möchten.

Die Ausstellung Hitzeminderung will das Thema der Bevölkerung nahebringen: Was erwartet mich an der Ausstellung?

In der Ausstellung erfahren die Besucher*innen, wie sich das lokale Klima über die Jahrzehnte verändert hat und wie viele Hitzetage und Tropennächte künftig zu erwarten sind.  Bewohner*innen der Stadt Zürich können herausfinden, wie stark ihr eigenes Quartier betroffen ist.

Verschiedene Stationen zeigen in der Ausstellung, wie Pflanzen, Wasser, Schatten und helle Oberflächen für kühlere Temperaturen sorgen. Erklärt wird auch die Bedeutung der Kaltluftströme.

Im Ausstellungsraum und draussen im Park finden sich Informationen zu kühlenden Elementen und ihrer Wirkung. Schliesslich können im Tropenhaus die Besuchenden übers ganze Jahr erleben, wie sich eine Tropennacht anfühlt.

Was kann jede*r Einzelne von uns zu einer Hitzeminderung beitragen?

Mit Hitzeminderung wollen wir neben den genannten Zielen die Aufenthaltsqualität erhöhen. Der Bedarf an Klimaanlagen soll vermieden werden. Und da kann jede*r Einzelne seinen Beitrag leisten. Es geht um die «richtige» Nutzung von Gebäuden: An heissen Tagen tagsüber die Fenster und Läden schliessen und nachts oder frühmorgens lüften (Nachtauskühlung). Dadurch kann man ohne Klimaanlagen ein angenehmes Innenraumklima erreichen.

Denn Klimaanlagen sind in zweifacher Hinsicht ein Bumerang. Jede Klimaanlage produziert Abwärme, die dem Aussenraum als zusätzliche Wärme zugeführt wird und diesen weiter aufheizt. Um Klimaanlagen zu produzieren, zu betreiben und zu entsorgen braucht es unter anderem Energie. Ist diese nicht erneuerbar, werden Treibhausgase emittiert. Die Emission von Treibhausgasen gilt als Ursache des Klimawandels.

Weitere Informationen