
Mehr Menschen, mehr Autos, mehr Dichte, mehr Hitze, neue Ansprüche und Bedürfnisse. Im Stadtraum Hauptbahnhof vermengen sich die Mobilitätsbedürfnisse einer wachsenden Bevölkerung und, angesichts der globalen Erwärmung, die Anforderungen an ein gesundes Stadtklima. Das Nebeneinander ist die Herausforderung. Unter Berücksichtigung der demografischen Entwicklung und der sozialen Bedürfnisse und im Hinblick auf die zunehmenden Verkehrsströme ergibt sich für den Stadtraum Hauptbahnhof ein Handlungsbedarf von hoher Dringlichkeit, der zudem eine sozialverträgliche und inklusiv gestaltete Entwicklung erfordert. Es braucht einen grossen Schritt. Es gilt, den Stadtraum Hauptbahnhof für die künftigen Anforderungen fit zu machen.
Die Neuorganisation des öffentlichen Verkehrs rund um den Hauptbahnhof wird durch die Entlastung vom Durchgangsverkehr ermöglicht. Dies schafft Raum für eine verbesserte Verkehrssituation für alle, führt zu einer Reduktion der Emissionen und kann dazu beitragen, die sommerliche Hitze in der Stadt zu mindern. Um das künftige Verkehrsaufkommen bewältigen zu können und vor dem Hintergrund des Klimaziels Netto-Null bis 2040 ist zudem eine Verlagerung auf effiziente und klimaneutrale Verkehrsmittel notwendig. Die stadtplanerische Komplexität des Stadtraums Hauptbahnhof ist ein Neben- und Miteinander von Fuss- und Veloverkehr mit Bus und Tram. Weniger Autos begünstigen zudem den Sozialraum und das Stadtklima.
Der Stadtraum Hauptbahnhof im Jahr 2050 zeichnet sich aus durch Grün, Durchlässigkeit und ein organisiertes Mobilitätsangebot. Mit den stadträumlichen Ordnungsprinzipien «Tore» und «Grüne Spitze» erhält dieser Stadtraum eine Struktur, die den künftigen Herausforderungen gerecht wird. Die Nutzungsebenen basieren auf diesen beiden Ordnungsprinzipien.
Die Entwicklungsvorstellung für den Stadtraum Hauptbahnhof bis ins Jahr 2050 dient als verwaltungsanweisende Richtschnur und basiert auf grundlegenden stadtplanerischen Strategien der Stadt und des Kantons Zürich. Diese umfassen das gesunde Zusammenleben in der Vielfalt, die Bewältigung des zunehmenden Verkehrs und die Herausforderungen der klimatischen Veränderungen.
Das Shopville versteht sich als integrierter Teil des Stadtraums Hauptbahnhof. Die oberirdischen Achsen werden nahtlos im Shopville weitergeführt und mit grosszügigen, an zentralen Orten gelegenen Zugängen auf der Stadtebene verzahnt.
Wie eine grüne Spitze reichen durchgängige Parklagen und begrünte Flächen von der Sihl über den Platzspitz entlang der Limmat bis zum Papierwerd-Areal. Die Situation mit zwei Flüssen in der Mitte der Stadt ist aussergewöhnlich.
«Trittsteine» verbinden den Hauptbahnhof mit der Stadt. Sie sind Ankunfts- und Vernetzungsorte zu den umliegenden Quartieren. So entsteht ein grosszügig durchgängiger Stadtraum.
Wer zu Fuss unterwegs ist, gewinnt im Stadtraum um den Hauptbahnhof mehr Sicherheit, mehr Platz, mehr Orientierung. Unverstellte und grosszügige Fusswege verbinden Tram, Bus, Zug und machen die Stadt zugänglich.
Der öffentliche Verkehr profitiert von der Entlastung vom Durchgangsverkehr. Neue Linienführungen und neue hindernisfreie Haltestellen verbessern Anbindung und Orientierung. Mit seiner hohen Leistungsfähigkeit, Flächeneffizienz und seinem Beitrag zur urbanen Qualität übernimmt der ÖV die Haupterschliessung der Innenstadt. Die Neuorganisation der Haltestellenlagen im Umfeld des Hauptbahnhofs und der Einbezug des Neumühlequais ermöglichen die nötige Leistungssteigerung im Bus- und Trambetrieb und eine gleichmässige Auslastung der Haltestellen.
Tram und Bus fahren selbst bei besonderen Anlässen oder Ereignissen zuverlässig. Durch drei neue Wendemöglichkeiten ist der Betrieb flexibel und der Bahnhof jederzeit erreichbar.
Velofahrer*innen erreichen den Bahnhof aus allen Richtungen. Auf jeder Seite befindet sich eine grosse unterirdische Velostation mit Abstellplätzen. Neue Verbindungen führen mit dem Velo am Bahnhof vorbei und im Stadttunnel unter ihm hindurch. Das Gebiet wird ins Netz der Velovorzugsrouten eingebunden. Die Veloverbindungen sind attraktiv und komfortabel gestaltet.
Die Innenstadt ist mit dem Auto und dem Motorrad erreichbar. Taxis und Kiss & Ride-Bahnhofsvorfahrten gibt es auf allen Seiten des Hauptbahnhofs, Zufahrten zu den Parkhäusern sind gewährleistet. Der Hauptbahnhof mit seiner Umgebung zeichnet sich aus als wichtiges Einkaufs- und Dienstleistungszentrum. Dessen gute Erreichbarkeit für den Güter- und Wirtschaftsverkehr ist gewährleistet. Die Strassen und Plätze im Stadtraum Hauptbahnhof dienen der Erschliessung der Innenstadt und des Hauptbahnhofs selbst.
Der regionale Durchgangsverkehr verlagert sich auf die Autobahn, der städtische Durchgangsverkehr auf den Innenstadtring. Stau wegen zu viel Durchgangsverkehr ist Geschichte. Gewerbe und Blaulichtdienste profitieren von weniger Verkehr.
Der Stadtraum Hauptbahnhof ist eine Visitenkarte der Stadt. Als belebter, zugänglicher und sicherer Stadtraum im Herzen von Zürich, macht er Lust zum Einkaufen, Lernen, Treffen, Verweilen, Arbeiten, Ausgehen, Kultur erleben.
Der Schlüssel für die Weiterentwicklung des zentralen Stadtraums ist die klare Organisation des Verkehrs. ÖV, Fuss- und Veloverkehr werden bevorzugt, die flüssige Zufahrt für Gewerbe, Schutz und Rettung, Anlieferung und zu den Parkhäusern ist gewährleistet. Eine langfristig koordinierte städtebauliche Entwicklung im Stadtraum Hauptbahnhof ergibt eine multifunktionale Verkehrsdrehscheibe und einen hochwertigen Ort des Verweilens.
Mit dem Auto in die Stadt hinein, ja. Durch die Stadt hindurch, lieber nicht. Der Durchgangsverkehr wird von der Autobahn (ausgebaute Nordumfahrung) aufgenommen. Das sorgt für weniger Staus und Emissionen in der Innenstadt.
Der Hauptbahnhof schafft Tore in die Quartiere, sprich Übergänge zu den Hochschulen, zum Landesmuseum und dem Park, zur Bahnhofstrasse, zu den Geschäften an der Löwenstrasse, zum urbanen Zentrum an der Europaallee und zum Central und Niederdorf. Alles ist durchlässig und verbunden. Die Orientierung ist intuitiv, das Umsteigen von einem Verkehrsmittel aufs andere mühelos. Der Zutritt ins Untergeschoss des Hauptbahnhofs ist optimal.
Gewonnene Freiräume sind verbunden, mit Bäumen begrünt und sorgen für Standort- und Lebensqualität im Stadtraum Hauptbahnhof. Es sind attraktive, hindernisfreie Orte für alle Menschen, die sich in der Stadt bewegen und aufhalten möchten. Die Grünflächen dienen der Hitzeminderung.
Der Stadtraum Hauptbahnhof muss vielfältigen Bedürfnissen gerecht werden. Seine Entwicklung erfolgt Schritt für Schritt, über die nächsten Jahre, gemeinsam mit der Bevölkerung und privaten Akteur*innen und Grundeigentümer*innen, in künftigen Planungen und Projekten. Veränderung ist ein Prozess.
Das Shopville versteht sich als integrierter Teil des Stadtraums Hauptbahnhof. Die oberirdischen Achsen werden nahtlos im Shopville weitergeführt und mit grosszügigen, an zentralen Orten gelegenen Zugängen auf der Stadtebene verzahnt.
Der Raum rund um den Hauptbahnhof ist ein lebendiger, urbaner Knotenpunkt. Er wird von unterschiedlichsten Anspruchsgruppen genutzt. Ihn prägt das Prinzip der Alltagsgerechtigkeit.
Die Neugestaltung des Aussenraums um den Hauptbahnhof mit dem Einsatz von ausgedehnten Grünelementen schafft ein Netz von Entlastungsräumen, die ein hohes Potenzial zur Hitzeminderung und zur Verbesserung des thermischen Komforts aufweisen.
Zusammenhängende Freiräume fördern die Vernetzung der lokalen Lebensräume. Über den Flussraum verknüpft sind der Platzspitz mit den beiden Stadträumen entlang der Limmat und entlang der Sihl. Ein besonderer Lebensraum entsteht in den Baumkronen.
Da der zentrale Stadtraum Hauptbahnhof nicht mehr vom motorisierten Individualverkehr dominiert ist, verbessert sich seine lokale Luftqualität und reduziert sich die Lärmbelastung.
Mit der Eröffnung des Stadttunnels wurde ein wichtiger Meilenstein für die Veloverbindungen bereits erreicht und mit der Postterrasse beim Europaplatz entsteht ein Aufenthaltsort ohne Konsumzwang direkt an der Sihl. Auf dem Papierwerd-Areal wurden im Rahmen des angelaufenen Transformationsprozesses Sitzgelegenheiten und Begrünung geschaffen sowie den Bezug zur Limmat verbessert.
Weitere kurz- und langfristige Massnahmen betreffend Zielsetzungen des Weissbuchs folgen Schritt für Schritt über mehrere Jahrzehnte. Sie werden ohnehin notwendigen Sanierungen von Werkleitungen und dem Fernwärmeausbau koordiniert und in eine funktionierende zeitliche Abfolge gebracht. Die Projekte werden unter Mitwirkung von Nutzendengruppen erarbeitet und umgesetzt.
Für einzelne Neubauprojekte wie beispielsweise den Schützensteg kann der Bau frühestens ab 2032 starten. Ab frühestens 2042 ist der Bau eines Tramtrassees über die Postbrücke und die neue Haltestelle beim Europaplatz denkbar. Die Fussgängerzone Löwenstrasse und Löwenplatz wird erst in der letzten Etappe, ab frühestens 2047, realisiert werden können.
Das Weissbuch «Stadtraum Hauptbahnhof 2050» ist das Ergebnis eines fünfjährigen Planungsprozesses, ausgelöst durch die Motion GR Nr. 2014/308. Diese forderte den Stadtrat auf, Vorgaben für eine strategische Planung zu definieren, mit denen die Strassenbauprojekte im Raum Hauptbahnhof besser auf die zukünftigen Anforderungen und Verkehrsströme abgestimmt werden können.
Unter der Federführung des Tiefbauamts und in Zusammenarbeit mit der SBB, den Verkehrsbetrieben Zürich (VBZ) und weiteren städtischen Dienstabteilungen hat die Stadt mittels Testplanung in einem Konkurrenzverfahren von interdisziplinären Fachteams unterschiedliche Lösungsansätze ausgetestet. Ein Beurteilungsgremium, bestehend aus externen und verwaltungsinternen Expert*innen für Städtebau, Stadtraum, Sozialraum, Verkehr und Stadtklima, arbeitete auf Basis der Testplanung Empfehlungen für das weitere Vorgehen aus.
Über eine Echogruppe wurden Quartier- und Gewerbevereine, die City Vereinigung, Verkehrs- und Fachverbände und weitere Interessengruppen sowie die gemeinderätliche Spezialkommission Sicherheit und Verkehr in jeder Stufe des Erarbeitungsprozesses einbezogen.
Möchten Sie wiederkehrende Informationen zur Entwicklung des Stadtraums Hauptbahnhof erhalten? Melden Sie sich hier für den Newsletter an. Newsletter «Stadtraum Hauptbahnhof 2050» abonnieren.