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Der Stadtrat setzt auf das Kongresshaus am See

Medienmitteilung

Der Stadtrat will dem Kongresshaus und der Tonhalle für die nächsten Jahrzehnte zu neuem Glanz verhelfen und die Gebäude betrieblich optimieren. Ein Umbau des Gartensaaltrakts und ein neues Terrassen-Restaurant machen das Haus für Kongresse und die Bevölkerung attraktiver. Der Stadtrat beantragt dem Gemeinderat, das Projektierungs-Darlehen an die Kongresshaus-Stiftung Zürich auf 15,5 Millionen zu erhöhen. Die Planung für ein neues Kongresszentrum wird eingestellt.

26. Juni 2013

Die vor knapp einem Jahr erstellte Machbarkeitsstudie zeigte, dass die notwendige dringliche Instandsetzung von Tonhalle und Kongresshaus markant teurer zu stehen kommt als ursprünglich und ohne genauere Untersuchungen angenommen. Der Stadtrat gab deshalb an einer Medienkonferenz im letzten September bekannt, den Bau zu verschieben, bis sichergestellt sei, dass die erheblichen Investitionen auf eine langjährige Nutzung ausgerichtet werden können.

Der Aufschub sollte genutzt werden, um die Rahmenbedingungen für die beiden verbliebenen Standorte für ein neues Kongresszentrum zu klären und eine breite strategische Auslegeordnung zu machen. Inzwischen ist bekannt, dass das Geroldareal nicht vollumfänglich zur Verfügung steht und beim Carparkplatz die Bauabstandslinie zwar überbaut werden kann, der Richtplaneintrag für den Stadttunnel aber bestehen bleibt. An beiden Standorten ist die Möglichkeit einer Realisierung eines neuen Kongresszentrums daher auch nach langen Verhandlungen und Untersuchungen unsicher und eine endgültige Klärung ist nicht abzusehen.

Kongressstrategie erarbeitet Varianten und liefert Grundlagen für Entscheid

Parallel gab der Stadtrat seinem Projektstab den Auftrag, eine übergeordnete Strategie für Zürich als Kongressstadt zu entwickeln. Diese Strategie wurde in intensiven und breit abgestützten Workshops erarbeitet. Als Ergebnis wurden fünf mögliche Szenarien präsentiert und bewertet: Von einer maximalen (Kongresshaus und neues Kongresszentrum) bis zu einer minimalen Variante (Instandsetzung Tonhalle/Kongresshaus ohne Umbau). Zusätzlich wurde eine Bedarfsstudie in Auftrag gegeben, deren Ergebnis deutlich macht, dass die Marktentwicklung des Kongresstourismus unsicher ist. Der europäische Kongressmarkt stagniert seit 2009 und ist durch zunehmenden Konkurrenzdruck und Verdrängungswettbewerb gekennzeichnet. Für den europäischen wie auch den Schweizer Kongressmarkt gilt, dass auch in den nächsten Jahren keine grossen Wachstumssprünge zu erwarten sind. In den letzten Jahren zeichnet sich einen Trend zu kleineren Veranstaltungen ab, so dass kleinere Räumlichkeiten verstärkt nachgefragt werden. Der Kongresstourismus ist aufgrund des Sekundärnutzens (Nachfrage nach Hotellerie, Gastronomie, Detailhandel, Transport u. a.) und des Destinationsmarketings von Interesse.

Keine öffentlichen Gelder für ein neues Kongresszentrum

Aufgrund der Ergebnisse des Strategieprozesses und den Empfehlungen des Strategieberichts hat der Stadtrat entschieden, das Kongresshaus nicht nur instand zu setzen, sondern auch umzubauen. Damit soll das Kongresshaus zukünftig für grosse Kongresse und für die gleichzeitige Durchführung von verschieden Veranstaltungen deutlich besser genutzt werden können. Der Stadtrat hat ebenfalls entschieden, auf die Planung und Realisierung eines neuen Kongresszentrums zu verzichten. Unter anderem scheint es wenig sinnvoll, das Kongresshaus für den internationalen Wettbewerb mit grossem finanziellem Engagement fit zu machen und gleichzeitig in dessen «Konkurrenz» zu investieren. Ursprünglich war die Stadt davon ausgegangen, dass das neue Kongresszentrum das bestehende Kongresshaus ablösen würde. Die Stadt ging nie von zwei Standorten aus, und aufgrund der neuesten Untersuchungen wäre eine solche doppelte Investition mit einem hohen Risiko behaftet, das der Stadtrat mit öffentlichen Mitteln nicht übernehmen will.

Das «neue» Kongresshaus: mehr Platz mit gleichem Volumen

Darum konzentriert sich der Stadtrat auf die Instandsetzung und Aufwertung des bestehenden Kongresshauses einschliesslich der Tonhalle. Der Gartensaaltrakt mit dem betrieblich problematischen Panoramasaal wird zu einem Foyer mit direkt anschliessenden Kongressräumen umgebaut. Im ersten Stock wird ein frei zugängliches Restaurant mit Bar und Seeblick sowie einer grossflächigen, 925 m2 grossen Terrasse erstellt. Vom Konzertfoyer öffnet sich der Blick zum See und der Kongresssaal erhält eine durchgehende Fensterfront. Das Gebäude gewinnt für Kongress- und Konzertbesucherinnen und -besucher sowie für Restaurantgäste deutlich an Attraktivität. Im Erdgeschoss entstehen neue Seminarflächen. Beide bisherigen Restaurants werden zu flexiblen Seminarräumen umfunktioniert. Durch die Aktivierung der inneren Ressourcen kann die nutzbare Fläche je nach Veranstaltung um 500 m2 bis 2100 m2 erhöht werden. Das Volumen des Baus wird nach dem Umbau aber in etwa gleich gross sein wie heute.

Das Kongresshaus wird für die nächsten Jahrzehnte zu einem attraktiven Kongressstandort am See. Der erweiterte und modernisierte Kongressbereich ermöglicht Kongresse mit bis zu 2500 Teilnehmenden und schafft die Voraussetzungen, auf dem europäischen Markt auch in Zukunft mithalten zu können. Mit den zusätzlichen Kapazitäten und der erhöhten Attraktivität entstehen die Voraussetzungen, um grössere Kongresse zu akquirieren und einen grossen Teil der lokalen Nachfrage (Hochschulen und Wirtschaft) zu befriedigen.

Da in Zürich in den kommenden Jahren zusätzlich 1600 neue Betten in der Stadtzürcher Hotellerie geplant sind, kann auf ein zusätzliches Kongresshotel verzichtet werden.

Der grosse Saal der Tonhalle wird wieder zu einem glanzvollen Konzertsaal von internationaler Bedeutung. Die Tonhalle erhält endlich die seit langem benötigten rückwärtigen Räume für das Tonhalle-Orchester. Und vom Konzertfoyer kann künftig auf gleicher Ebene ins neue Restaurant mit Terrasse gewechselt werden.

Vernünftig investiertes Geld für den Kongress-Standort Zürich

Die Instandsetzung von Tonhalle und Kongresshaus sowie der Umbau des Gartensaaltrakts wird rund 140 Millionen Franken kosten, darin enthalten ist der jetzt beantragte Projektierungskredit von 15,5 Millionen. Bauherrin ist die Kongresshaus-Stiftung. Da sie selbst diese Mittel nicht aufbringen kann, ist vorgesehen, die Projektierungskosten mit einem Darlehen an die Stiftung vorzufinanzieren und später das Stiftungskapital mit einem städtischen Beitrag in Höhe der Baukosten (einschliesslich Projektierungskosten) zu alimentieren. Die Stadt Zürich hat als Mitgründerin der Stiftung seit jeher die grösseren Investitionsvorhaben der Stiftung finanziert.

Das Geschäft geht nun in den Gemeinderat. Dem Gemeinderat wird gleichzeitig beantragt, eine Motion der CVP/EVP aus dem Jahr 2007 abzuschreiben, die verlangt, dass der Stadtrat dem Gemeinderat eine Weisung für einen Projektierungskredit für ein neues Kongresszentrum vorlegt. Damit kann der Gemeinderat über den vorliegenden Beschluss des Stadtrats debattieren und qualifiziert abstimmen. Ist der Gemeinderat nicht einverstanden, dass die Planung für ein Neues Kongresszentrum eingestellt wird, schreibt er die Motion nicht ab.

Wenn der Gemeinderat das Geschäft bis Ende Oktober 2013 abschliesst, können die beiden Gebäude von Sommer 2016 bis Ende 2017 gleichzeitig instand gesetzt werden. Ansonsten verschiebt sich der Termin nach hinten, da die Instandsetzung langfristig mit der Tonhalle und der Betriebsgesellschaft abgesprochen werden. Während der Bauzeit wird der Betrieb des Kongresshauses eingestellt. Die Tonhalle wird eine verlängerte Saison auswärts spielen; die Planung dafür ist angelaufen. Mögliche Kosten für Ausfälle und diese Auswärtssaison sind in den 140 Millionen Franken nicht eingerechnet. Die Stimmberechtigten werden voraussichtlich am 14. Juni 2015 über die Vorlage abstimmen können.

Die Kongresshaus-Stiftung Zürich, die Tonhalle-Gesellschaft und die Betriebsgesellschaft Kongresshaus Zürich AG stehen voll hinter dem «Befreiungsschlag» mit einem optimierten Kongressbereich und mit einem Restaurant mit Terrasse und Seesicht. Sie sind überzeugt, dass sich das Kongresshaus künftig im oberen Segment des Marktes positionieren kann. Und sie freuen sich, dass das Weltklasse-Orchester der Tonhalle nach langem Warten eine Infrastruktur bekommt, die es verdient.