Die Falle der negativen Verstärkung
Die Bedeutung und die Intensität des Konsums haben in den letzten Jahren stark zugenommen. Schon die ganz kleinen Kinder sind bald Teil davon.
Ein Kind, das immer alles bekommt, kennt keine Grenzen. Grenzen sind dazu da, sich im Leben orientieren zu können und haben einen nachweislich positiven Effekt auf die psychische Entwicklung von Kindern. Kurzfristig ist es für die Eltern einfacher, dem Drängen des Kindes nachzugeben. Es hört ja dann auf zu weinen. Das Kind jedoch hat gelernt, dass es mit seinem Verhalten erfolgreich ist: Die Falle der negativen Verstärkung hat zugeschnappt und wird es beim nächsten Mal wohl wieder tun.
Einen Umgang mit damit zu finden ist eine sehr schwierige und gelegentlich aufreibende Aufgabe für Eltern. Für die Kinder ist das Lernen und Bewältigen von unguten Gefühlen jedoch essentiell. Sie möchten wahrgenommen werden mit ihren Gefühlen. Sie brauchen Eltern, die sie verstehen und die ihnen Orientierung geben.
Bewusste Auseinandersetzung mit Frustrationen
Der Aufbau von Frustrationstoleranz und Durchhaltevermögen sind als zentrale Lebenskompetenz in einer entwicklungsfördernden Erziehung definiert. Auch hier sind Sie als Eltern für Ihr Kind das Vorbild. Wie halten Sie es selber mit Verzicht oder Aufschieben von Bedürfnissen?
Diskutieren Sie mit Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin Ihre persönliche Haltung dazu. Diese komplexen Themen bleiben wohl ohne abschliessende Antwort. Erziehen in einer Welt, in der alles vorhanden und für viele auch verfügbar ist, ist ein neues Phänomen.
Beziehung, Bewegung und positive Bestätigung
Bestimmt haben Sie schon von Kindergarten ohne Spielsachen gehört. Solche Projekte gibt es immer wieder. Diese Kinder zeigen uns, wie kreativ sie mit ganz wenig Materiellem auskommen und trotzdem komplexe Spiele entwickeln können. Das Glück der Kinder ist nicht abhängig von der Anzahl oder gar Marken der Dinge, die sie umgeben. Die Kinder brauchen Beziehung, Bewegung und positive Bestätigung.
Die «Süssigkeiten-Falle» aus Sicht einer Kassiererin
Frau I. , Kassiererin im Grossverteiler, erzählt:
«Ja, natürlich geschieht es immer wieder, dass ein kleines Kind an der Kasse ganz fest weinen muss, weil es etwas Bestimmtes möchte. Wir haben ja hier gleich neben der Kasse die Süssigkeiten und weiter vorne kleine Spielsachen. Mir tun diese Kinder dann schon sehr leid, wenn sie so weinen.
Die Eltern reagieren sehr unterschiedlich. Manche geben dann nach und kaufen ihrem Kind das, was es unbedingt möchte, andere sagen nur immer «Nein, Nein», manche erklären dem Kind ganz viel. Meistens hören die Kinder deswegen nicht auf mit Weinen. Ich mische mich da nicht ein. Das ist nicht meine Aufgabe. Ich sitze einfach da und warte, bis sich die Situation beruhigt hat, und ich die Waren scannen und einkassieren kann. Das ist für mich völlig in Ordnung so.
Manchmal erzählen mir die Eltern dann, dass ihr Kind schon so viel, von dem was es möchte, zu Hause hat. Aber die Eltern müssen sich nicht rechtfertigen. Das sind kleine Kinder, die weinen halt dann. Das geht mir aber schon sehr nahe, so ein trauriges kleines Kind. Es tut mir im Herzen weh. Die Eltern machen das dann schon gut, und sie tun mir auch leid. Das ist ja auch eine schwierige Situation.»