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Spielformen und Spielverhalten nach Entwicklungsstand

Kennen wir den Entwicklungsstand des Kindes, gelingt es, eine angemessene Spielumgebung zu schaffen und Spielgegenstände bereit zu stellen, die seinem Niveau entsprechen.

Erkunden mit allen Sinnen

Kinder

Der Biologe Piaget bezeichnete das anfängliche Spiel als «sensomotorische Phase» – die aktive Erkundung und Exploration von Eigenschaften der Umwelt mit allen Sinnen.

Am Anfang erkundet der Säugling alles über den Mund. Orales Erkunden wird nach dem ersten Geburtstag seltener und verschwindet mit zirka 15 Monaten. Im Verlauf der Zeit kommt das manuelle Erkunden hinzu: Das Kind befühlt und betastet, klopft mit Gegenständen, schlägt sie aneinander, schüttelt und wirft sie zu Boden. Etwas später wird alles genauestens betrachtet und mit bereits guter Hand-Augen-Koordination unter visueller Kontrolle untersucht (visuelles Erkunden).

Mit der Zeit kann sich das Kind immer besser fortbewegen – dadurch steigt sein Explorationsradius und seine Erfahrungen werden vielseitiger.

 

Von der einfachen Mimik bis zum durchdachten Regelspiel – so entwickeln sich die Spielformen im Kleinkindalter

0-3 Monate: Die ersten Ausdrucksformen

In diesem Alter liegt der Fokus in der Mimik, im Lautieren mittels Zwiegespräch sowie dem allmählichen Entdecken der eigenen Hände. Danach folgt der Impuls, Bewegungen und Laute nachzuahmen. Dabei trainiert das Kind von klein auf seine Beobachtungskraft und Konzentration. Wiederspiegelt ein Gegenüber seine Gesten und seinen Ausdruck, erfährt es Beachtung und fühlt sich geliebt. Der Säugling braucht dazu vertraute Bezugspersonen. 

5-6 Monate: Kennenlernen von unterschiedlichen Gegenständen

Im Alter von fünf bis sechs Monaten sollen dem Kind drei bis vier Gegenstände angeboten werden, welche das Kind mühelos ganz oder teilweise mit der Hand erfassen kann. Die Gegenstände sollten in Reichweite liegen, da das Kind noch immobil ist. Ab sechs Monaten können bereits etwas schwerere Gegenstände angeboten werden. Achten Sie darauf, dass Spielzeug aus verschiedenartigen Materialien zur Verfügung steht (Stoff, Holz, Plastik, Metall). Kinder, die sich nicht fortbewegen, sogenannte Lieger, sollten im Raum einen geschützten Rahmen haben, um nicht von älteren Kinder, die bereits mobil sind, gestört zu werden. Sobald der Säugling Spielsachen in unterschiedlichen Formen mit Leichtigkeit aufheben kann, beginnt er zu experimentieren und erkunden, was sich mit ihnen machen lässt. Geeignete Gegenstände sind Baumwolltücher, Rasseln, Stoffpüppchen, Becher, Dosen aus dem Haushalt oder Gummitiere. Achten Sie darauf, dass die Gegenstände mit ungiftiger Farbe bemalt und ungefährlich sind. Sie sollten unzerbrechlich sein und keine scharfe Kanten und Ecken haben.

8-12 Monate: Das Kind entdeckt Hohlräume und beginnt, Dinge zu sammeln

Im Alter von acht bis zwölf Monaten entdecken Kinder Hohlräume. Hineinlegen, herausnehmen, fallen lassen und Töne erzeugen sind angesagt. Ungefähr sechs bis acht Gegenstände sollten zur Verfügung stehen. Sobald Kinder robben oder krabbeln, eignet sich ein leichter Ball, dem das Kind folgen kann.

Etwa ab einem Jahr beginnen Kinder zu sammeln. Dazu eignet sich alles, was im Haushalt vorhanden ist: Holzklötze, Autos, leere Schachteln, Stoffbeutel oder Dinge aus der Natur (Tannzapfen, Kastanien, Steine). In diesem Alter hantieren Kinder zunehmend mit mehreren Gegenständen gleichzeitig.

Sammeln ermöglicht dem Kind, Eigenschaften zu vergleichen und zu gruppieren. Die Fähigkeit zu kategorisieren, ermöglicht den Kindern Ende des zweiten Lebensjahres, einfache Formen voneinander zu unterscheiden.

12-20 Monate: Ordnung schaffen durch Sortieren und Klassifizieren

Kinder beginnen, Gegenstände zu sortieren und klassifizieren. Sie haben das Bedürfnis, im Spiel immer wieder eine innere und äussere Ordnung herzustellen. Sie entdecken Verbindungen und Ähnlichkeiten von Formen, die zueinander passen. Sie legen zum Beispiel sämtliche Holzklötze mit der gleichen Form in einen bestimmten Korb oder Schachtel. Kinder beginnen unterschiedliche Materialien zu erkennen.

Ab 15 Monaten: Anordnen, Ineinanderlegen, Stapeln – das Bauen beginnt

Ab zirka 15 Monaten beginnen Kinder zu bauen. Charakteristisch ist das Anordnen in Reihen oder Gruppen, das Sortieren sowie das Ineinander- und Übereinanderlegen von Dingen. Dazu eignen sich unter anderem verschiedene Holzklötze oder Duplo sowie sämtliche Materialien aus dem Haushalt  wie Vorhangringe oder Wäscheklammern.

Die eigentliche Bauzeit und ihre Entwicklungsschritte

Bauen ist eine spielende Raumerfahrung. Kinder lernen physikalische Gesetze kennen und nehmen wahr, dass sie ihre Umgebung gestalten können. Die eigentliche Bauzeit beginnt Ende des zweiten Lebensjahres, wenn Kinder beginnen, Bausteine in Beziehung zueinander zu bringen. In der Bauzeit können vier Entwicklungsschritte beobachtet werden: Erst kommt die Reihenbildung, danach das vertikale Bauen bzw. Stapeln. Darauf folgt das horizontale Bauen und schliesslich ist das Kind fähig, auch dreidimensional zu bauen. Geeignete Materialien sind neutrale Holzbausteine in unterschiedlichen Formen und grosser Menge.

2-4 Jahre: Die Realität im Spiel wiedererkennen – das Funktions- oder Symbolspiel

Kinder sind in der Lage, Dinge in das zu verwandeln, was sie sich wünschen – so wird zum Beispiel aus einer Kartonschachtel ein Auto. Das Kind verarbeitet seine Eindrücke, indem es eigene Symbolhandlungen hervorbringt. Kinder wollen an der Welt der Erwachsenen teilhaben und im Spiel wiedererkennen, was in der Realität beobachtet wird. Im Spiel verbindet das Kind Gefühl, Fantasie und Handlung. Handlungen werden auf Bezugspersonen übertragen. Das Kind füttert zum Beispiel die Mutter oder kämmt dem Vater die Haare.

Symbolspiele stellen die Grundlage der später folgenden Rollenspiele dar. In diesem Alter werden auch Konstruktionsspiele gespielt. Dinge wie eine Burg oder ein Haus werden verändert und zu etwas Neuem verwandelt.

3-5 Jahre: Rollenspiele und Bilderbücher

Das Rollenspiel beginnt zwischen dem dritten und fünften Lebensjahr und ist eine Erweiterung des Funktionsspiels. Kinder spielen Szenen des Alltags nach, zum Beispiel Ferienerlebnisse oder eine Hochzeit. Sie können sich in andere Personen einfühlen und ahmen Handlungsabläufe nach. Mit zunehmendem Alter können Sie unterschiedliche Rollen übernehmen oder auf andere Gspänli übertragen.

Die Form des Rollenspiels wird laufend erweitert – der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. In einer erweiterten Stufe spielen Kinder zum Beispiel Einkaufen und übernehmen dabei die Rollen von Verkäufer*innen und Kund*innen. In diesem Alter sind auch einfache Puzzles beliebt und natürlich Bilderbücher aller Art.

5-6 Jahre: Die letzte Phase – das Regelspiel

Regelspiele sind die letzte Spielform in der Spielentwicklung eines Kindes. Sie haben einen vorbestimmten Anfang und ein vorbestimmtes Ende. Die Regeln sind vorgegeben, können aber von den Mitspieler*innen in Absprache geändert werden. Diese Spiele bieten Orientierung und gewährleisten soziale Ordnung. Durch sie entwickeln Kinder Ehrgeiz und lernen, ihre Gefühle zu steuern sowie in einer Gruppe zu ineragieren .

Sämtliche Aufzählungen erheben nicht den Anspruch der Vollständigkeit.

Literatur: Gertrud Kietz: Das Bauen des Kindes. Christine Uhl / Stoevesandt, K.: Von Fröbel lernen: Das Bauen mit Würfel und Quader, Bielefeld 1991
Largo: Babyjahre
Rebeca Wild: mit Kindern wachsen (1998)

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