Ein Gespräch dazu mit GSZ-Direktorin Christine Bräm.
Welche Idee steckt hinter dem Pilotprojekt «Grünes Gastspiel»?
Die Idee ist einfach, aber wirkungsvoll: Bäume, die ohnehin für Parkanlagen und Plätze in Zürich vorgesehen sind, schon vor ihrer finalen Pflanzung temporär in der Stadt aufzustellen. So können wir Flächen testweise begrünen, Aufenthaltsqualität schaffen und gleichzeitig testen, wie sich solche Massnahmen im städtischen Raum bewähren. Die Bäume stehen dabei in mobilen Pflanzgefässen, so genannten Air Pots, auf Podesten mit integriertem Wasserspeicher – das macht sie auch auf befestigtem Untergrund flexibel einsetzbar.
Warum braucht es solche temporären Lösungen?
In einer wachsenden Stadt wie Zürich ist der Platz knapp. Neue Bäume dauerhaft zu pflanzen, ist nicht überall sofort möglich – sei es wegen ungeeigneten Standorten, Bauprojekten, Leitungen im Boden oder anderen planerischen Hürden. Temporäre Begrünungen bieten hier eine pragmatische Zwischenlösung. Sie machen sichtbar, wie grün gestaltete Stadträume wirken können, und helfen, die Akzeptanz für langfristige Begrünung zu fördern.

Wie funktioniert das konkret – zum Beispiel aktuell an der Bahnhofstrasse?
Im Rahmen des Pilotprojektes stellen wir in dieser Woche knapp 50 Jungbäume entlang der Bahnhofstrasse auf. Die Bäume stehen auf eigens entwickelten Podesten mit Wasserspeicher und Befestigungsmöglichkeiten. Nach drei Monaten werden die Bäume im November entweder auf der Stadthausanlage eingepflanzt oder an einen weiteren Zwischenstandort gebracht. Wir werten aus, wie die Massnahme und der erste Durchgang an der Bahnhofstrasse bei der Bevölkerung ankommt.
Wie sorgen Sie dafür, dass die Bäume dabei keinen Schaden nehmen?
Viele Jungbäume werden in den Baumschulen in sogenannten Air Pots aufgezogen, welche luftdurchlässiger sind als herkömmliche Pflanztöpfe und das Wachstum von Feinwurzeln fördern. Mit diesen grundlegenden Wachstumsbedingungen und der entsprechenden Pflege können sie auch im urbanen Raum temporär aufgestellt werden, ohne Schaden zu nehmen. So haben wir es bereits auf der Josefina oder dem Papierwerdareal im vergangenen Jahr gemacht. So gesehen können sich die Bäume schon vor der finalen Verpflanzung an die Bedingungen in der Stadt gewöhnen. Gleichzeitig gewinnen wir wertvolle Erfahrungen für zukünftige Begrünungsprojekte.
Wie geht es nach der Pilotphase weiter?
Die Pilotphase läuft über vier Jahre. In dieser Zeit wollen wir verschiedene Standorte testen und herausfinden, wo temporäre Begrünungen besonders gut funktionieren. Letztes Jahr pflanzte Grün Stadt Zürich rund 1100 zusätzliche Bäume – das zeigt, wie viel Potenzial in dieser Idee steckt. Ziel ist es, temporäre Begrünungen als festen Bestandteil der Stadtgestaltung zu etablieren. Wichtig zu betonen ist es mir aber: Bäume gehören in den Boden!