Die Stadt Zürich hat von «Jung Atelier» ein unabhängiges Gutachten zu den geschnitzten Figurenköpfen in der Aula des Schulhauses Hirschengraben erstellen lassen. Auslöser war der Bericht «Möglichkeiten zum Umgang mit kolonialen Spuren im Stadtraum» (2021), der für die Aula Hirschengraben eine Aufarbeitung empfohlen hat. Die 16 Köpfe – acht Völkerpaare – wurden 1894/95 geschaffen und symbolisieren in typisierter Weise Kulturen aus aller Welt. Das Ziel des Gutachtens war eine kulturhistorische und gesellschaftskritische Würdigung aus damaliger wie heutiger Sicht.
Das umfangreiche Gutachten des «Jung Atelier» kommt zum Schluss: Die Darstellungen sind nicht als diskriminierend zu bewerten. Sie seien stilistisch einheitlich, ohne karikierende Merkmale oder Hierarchisierung. Kein Paar werde gegenüber anderen hervorgehoben oder herabgesetzt. Auch die Geschlechterdarstellung sei gleichwertig «Alle Köpfe sind vom gleichen Holz», so die Gutachter. Die Aula Hirschengraben bildet ein kulturgeschichtliches Zeugnis von internationaler Bedeutung.
Heutige Nutzende wie Schülerinnen und Schüler, Lehrpersonen und Dritte nehmen die Figuren überwiegend spielerisch und als nicht problematisch wahr: «Die Figuren erinnern mich an eine Welt wie Hogwarts bei Harry Potter», sagt ein Schüler. Eine Lehrperson beschreibt sie als «Kunstfiguren aus alten Kinderbüchern». Historiker Joseph Jung hält fest: «Die Figuren sind stereotyp, aber nicht herabwürdigend. Alle sind als "fremde" Exoten dargestellt – auch die Germanen. Die Gleichbehandlung ist konzeptionell klar gegeben.»
Trotzdem regt das Gutachten einen bewussten Umgang an – mit klaren Empfehlungen: Die Figuren sollen erhalten, aber durch Informationen wie Tafeln oder QR-Codes kontextualisiert werden. Zugleich soll das Schulhaus als Lernort für Erinnerungskultur gestärkt werden – durch Unterrichtsmaterialien, didaktische Begleitung und partizipative Formate wie Workshops oder Ausstellungen.
Die Stadt Zürich folgt diesen Empfehlungen und prüft deren Umsetzungsmöglichkeiten. Das Schulhaus Hirschengraben soll als öffentlicher Erinnerungs- und Bildungsort erhalten und weiterentwickelt werden.
Weitere Informationen
Freitag, 29. August 2025, von 14-16 Uhr:
Stadtrat Filippo Leutenegger
Vorsteher des Schul- und Sportdepartements
T +41 79 447 99 07