Die Stadt Zürich hat ihre Photovoltaik-(PV-)Strategie aktualisiert und ambitionierte Ausbauziele definiert: Im Rahmen ihres Handlungsspielraums wird sie sich mit zusätzlichen Massnahmen dafür einsetzen, dass das bestehende, realisierbare Potenzial zur Solarstromproduktion auf Stadtgebiet bis 2040 vollständig ausgeschöpft wird. Gemäss einer Studie im Auftrag der Stadt sind das rund 500 Gigawattstunden (GWh) jährlich. Dies entspricht beispielsweise dem Stromverbrauch von rund 200 000 4-Zimmer-Haushalten mit einem Durchschnittsverbrauch von 2500 Kilowattstunden pro Jahr. Als Etappenziel hält die Stadt bis 2030 rund 150 GWh pro Jahr für erreichbar. Zum Vergleich: Heute beträgt die Solarstromproduktion auf Stadtgebiet jährlich rund 53 GWh, was dem Stromverbrauch von etwa 21 000 4-Zimmer-Haushalten entspricht.
Stadtrat Michael Baumer, Vorsteher des Departements der Industriellen Betriebe, erklärt: «Um die städtischen Energie- und Netto-Null-Ziele zu erreichen, müssen wir die erneuerbare Energieerzeugung weiter ausbauen. Neben den laufenden Investitionen des ewz in Wind- und Wasserkraft sowie in alpine Solaranlagen müssen wir auch die Solarstromproduktion bei uns auf dem Gebiet der Stadt Zürich deutlich voranbringen. Darum engagieren wir uns mit den Mitteln, die wir haben, für einen ambitionierten Ausbau.»
Ergänzende Massnahmen von Kanton oder Bund nötig
Die PV-Strategie zeigt auf, unter welchen Bedingungen sich die Solarstromproduktion in der Stadt in welchem Mass steigern lässt: Für die vollständige Ausschöpfung des realisierbaren Potenzials bis 2040 braucht es demnach eine gesetzliche Pflicht für Eigentümerschaften, damit sie geeignete Dachflächen von bestehenden Gebäuden innerhalb einer definierten Frist vollflächig mit PV-Modulen ausrüsten. Eine solche Bestimmung können aus rechtlichen Gründen nur Kanton oder Bund erlassen. Die Stadt setzt sich daher seit Längerem für eine PV-Pflicht für bestehende Gebäude ein. Im Kanton Zürich liegt aktuell ein entsprechender Entwurf zur Änderung des Energiegesetzes vor. Ohne PV-Pflicht, allein mit konsequenter Umsetzung der PV-Strategie, sind bis 2040 300 GWh Solarstrom pro Jahr möglich.
Zusätzliche Möglichkeiten für PV-Anlagen in der Stadt würden auf Gebäuden bestehen, die zum Bundesinventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz von nationaler Bedeutung gehören und für die das höchste Erhaltungsziel gilt (ISOS A). Dort müssen für die Installation von PV-Modulen heute zusätzliche Auflagen des Bundes erfüllt werden. Die Stadt wirkt in diesem Bereich auf Prozessvereinfachungen hin.
Lokale Erzeugung und Nutzung fördern
Um den Zubau von Solaranlagen durch private Eigentümerschaften zu fördern, setzt die Stadt bereits seit Jahren Anreize, beispielsweise durch Fördergelder oder durch regelmässige Sensibilisierungskampagnen. Nun kommen weitere Instrumente dazu: Das ewz übernimmt die Bildung lokaler Elektrizitätsgemeinschaften und koordiniert diese (vgl. Medienmitteilung vom 13. August 2025). So können Eigentümerschaften ab 2026 den über den Eigenbedarf hinaus erzeugten Solarstrom von ihrer PV-Anlage direkt in der Nachbarschaft verkaufen und dies zu attraktiven Konditionen für die Produzierenden und Verbrauchenden. Das ewz bietet in seinem PV-Angebotsportfolio unter anderem auch PV-Contractings an, bei dem die Eigentümerschaften grosser Dachflächen diese lediglich zur Verfügung stellen müssen – den Rest übernimmt das ewz. Ausserdem hat die Energieberatung Stadt Zürich ein neues Angebot lanciert, mit dem Eigentümerschaften zusätzliche Unterstützung bei der konkreten Planung ihrer PV-Anlagen erhalten. Erleichtert wird der Zubau weiter dadurch, dass sich Solaranlagen bei rund 70 Prozent der Gebäude auf Stadtgebiet heute im einfachen Meldeverfahren ohne Baubewilligung realisieren lassen. Sämtliche Informationen, Leitfäden und Tools sind auf der städtischen Website unter stadt-zuerich.ch/solaranlagen abrufbar.
Stadt geht bei eigenen Liegenschaften voran
Auf ihren eigenen Gebäuden geht die Stadt mit gutem Beispiel voran: Durch PV-Installationen auf Neubauten und bei Sanierungen sowie durch Nachrüstungen erschliesst sie bis 2040 das gesamte realisierbare Solarpotenzial auf allen geeigneten Dachflächen im städtischen Eigentum. Dadurch lässt sich voraussichtlich eine Solarstromproduktion von jährlich 56 GWh erreichen. Die Stadtverwaltung setzt sich zudem das Ziel, ab 2030 mindestens 10 Prozent ihres Stromverbrauchs durch Solarstrom zu decken.
Weitere Informationen
Silvia Banfi Frost
Energiebeauftragte der Stadt Zürich
T +41 44 412 27 28
(heute Mittwoch, 22. Oktober, von 14 bis 14.30 Uhr)
Die Berechnung des realisierbaren Solarstrompotenzials auf Stadtgebiet in der Höhe von rund 500 GWh pro Jahr beruht auf einer Studie, die externe Experten im Auftrag der Stadt durchgeführt haben. Sie berücksichtigt die spezifischen Verhältnisse in der Stadt Zürich, beispielsweise den überdurchschnittlichen Anteil geschützter Bauten oder die hohe Anzahl älterer Gebäude sowie die vielfältigen Nutzungsansprüche an Flachdächer im dichtbebauten städtischen Raum. Im Vergleich zu aktuellen, standardisierten Potenzialberechnungen des Bundesamts für Energie BFE (rund 1100 GWh/Jahr) nimmt die Studie daher noch weitere, ortsspezifische Abzüge vor, nämlich für Aufbauten beispielsweise für Gebäudetechnik oder Dachterrassen und andere Konkurrenznutzungen (minus rund 200 GWh/Jahr), ungenügende Gebäudestatik (minus rund 150 GWh/Jahr), Dachbegrünungen (minus rund 100 GWh/Jahr), Denkmalschutz (minus rund 100 GWh/Jahr) sowie für weitere Faktoren (z. B. Asbestprobleme oder unzureichende Hausanschlüsse).