Der Sport ist bis heute geprägt durch traditionelle Geschlechterbilder. Noch immer finden sich Vorurteile und Klischees über Frauensportarten und Männersportarten und darüber, was Männer und Frauen im Sport leisten können. Der Spruch «Du wirfst wie ein Mädchen» ist Ausdruck dessen, dass der Sport von Mädchen und Frauen noch immer abgewertet wird und Jungen und Männer im Sport als leistungsfähiger gelten. Verbunden mit der Unterscheidung in Frauen- und Männersport sind ausserdem Vorstellungen darüber, wie «richtige» Frauen und «richtige» Männer aussehen und wie sie sich verhalten (sollen). Wer diesen Geschlechtervorstellungen nicht entspricht, erlebt im Sport häufig Ablehnung und Ausgrenzung. Das betrifft insbesondere Frauen und Mädchen, trans, inter und nicht-binäre Menschen sowie Menschen, die lesbisch, schwul oder bisexuell leben (Glossar).
ableistisch
Das Wort kommt vom englischen Begriff «able».
«able» bedeutet «fähig».
Ableistische Vorurteile diskriminieren Menschen mit Behinderung.
ableistisch ist zum Beispiel das Vorurteil:
Menschen mit Behinderungen sind weniger sportlich.
Weil ihr Körper nicht den Vorstellungen
eines «normalen» Körpers entspricht.
inter
«inter» steht für «inter-geschlechtlich».
Inter Menschen sind medizinisch gesehen
nicht männlich und auch nicht weiblich.
Das heisst:
Ihr körperliches Geschlecht ist
nicht klar männlich und auch nicht klar weiblich.
Klasse
Unsere Gesellschaft teilt Menschen in verschiedene Klassen ein.
Je nachdem, wie viel Geld die Menschen haben.
Menschen mit genug oder viel Geld gehören zu einer hohen Klasse.
Menschen mit wenig Geld gehören zu einer tieferen Klasse.
Klassen sind Teil der Struktur unserer Gesellschaft.
klassistisch
Klassistisch sein heisst:
Man grenzt Menschen aus,
weil sie zu einer tieferen gesellschaftlichen Klasse gehören.
Oder aus einer tieferen gesellschaftlichen Klasse kommen.
Zum Beispiel:
Menschen mit viel Geld haben Vorurteile gegen Menschen mit wenig Geld.
Das ist diskriminierend.
Klassistische Diskriminierung kommt immer von einer höheren Klasse
und richtet sich gegen eine tiefere Klasse.
nicht-binär
«binär» bezieht sich auf die 2 Geschlechter: Mann und Frau.
Nicht-binäre Menschen sind Menschen,
die nicht Mann und nicht Frau sind.
Das ist unabhängig von ihrem körperlichen Geschlecht.
Sie sind vielleicht beides gleichzeitig.
Oder zwischen männlich und weiblich.
Oder sie haben gar kein Geschlecht.
queer
«queer» bedeutet in diesen Texten:
nicht heterosexuell.
Queere Menschen sind also zum Beispiel schwul, lesbisch oder bisexuell.
Also: Männer lieben Männer, Frauen lieben Frauen.
Oder man liebt Männer und Frauen.
Rassismus
Rassismus ist eine Diskriminierung von nicht weissen Menschen.
Nicht weisse Menschen werden aus verschiedenen Gründen diskriminiert.
Zum Beispiel:
- weil sie eine dunkle Hautfarbe haben
- weil sie nicht gut Deutsch sprechen
- weil sie eine andere Religion haben als das Christentum
- weil sie andere Traditionen haben als Schweizer Traditionen
Es gibt noch viele andere Gründe.
Aus diesen Gründen denken manche Leute:
Diese Menschen sind «anders».
Sie sind «fremd».
Auch wenn das gar nicht stimmt.
Aber sie schliessen diese Menschen dann aus.
Oder geben ihnen weniger Chancen.
Zum Beispiel im Sport, bei der Wohnungs-Vermietung oder bei der Arbeit.
Sexismus
Sexismus heisst:
Diskriminierung wegen dem Geschlecht.
Vielleicht sagt jemand:
«Du wirfst den Ball wie ein Mädchen.»
Und meint damit: Du wirfst den Ball schlecht.
Dann ist das sexistisch.
trans
Trans Menschen sind Personen,
die sich nicht ihrem biologischen Geschlecht zuordnen.
Zum Beispiel:
Ein Mensch, der als Mann geboren wurde, fühlt sich als Frau.
Oder ein Mensch, der als Frau geboren wurde, fühlt sich als Mann.
Trans Menschen machen manchmal auch eine Geschlechts-Angleichung.
Damit sie statt wie ein Mann wie eine Frau aussehen.
Oder umgekehrt.
Alle fett markierten Wörter in den Texten sind im Glossar erklärt.
Im Sport gibt es viele verschiedene Menschen.
Jeder Mensch ist anders und das ist auch gut so.
Es gibt verschiedene Geschlechter:
- Mädchen und Frauen
- Jungen und Männer
- trans, inter oder nicht-binäre Menschen
Und es gibt Menschen mit verschiedenen sexuellen Orientierungen:
- heterosexuelle Menschen (Männer lieben Frauen, Frauen lieben Männer)
- lesbische und schwule Menschen (Männer lieben Männer, Frauen lieben Frauen)
- bisexuelle Menschen (man liebt Männer und Frauen)
Es ist wichtig, dass sich alle Menschen sicher fühlen im Sport.
Sexismus im Sport
Lange Zeit gab es im Sport nur Männer.
Mädchen und Frauen mussten kämpfen,
damit sie auch Sport treiben durften.
Auch heute haben viele Leute Vorurteile über Frauen und Männer im Sport.
Sie finden zum Beispiel:
- Männer sind stark und schnell.
Männer sind deshalb gut im Sport.
Und Männersport ist interessant zum Zuschauen.
«Richtige» Männer sind gross und muskulös. - Frauen sind schwächer als Männer.
Sie sind weniger gut im Sport als Männer.
Frauensport ist weniger interessant.
«Richtige» Frauen sollten nicht zu muskulös sein.
Viele Menschen denken so. Auch wenn es gar nicht stimmt.
Oder manche Leute sagen Sachen wie:
«Du wirfst den Ball wie ein Mädchen.»
Und meinen damit, dass die Person schlecht wirft.
Es gibt auch heute noch keine Gleichstellung
von Frauen und Männern im Sport.
In vielen Sport-Verbänden gibt es weniger Mädchen und Frauen
als Jungen und Männer.
In den Nachrichten wird weniger über Frauensport berichtet
als über Männersport.
Und Mädchen und Frauen haben weniger Chancen,
im Profi-Sport Geld zu verdienen.
Diskriminierung von queeren Menschen im Sport
Lesbische, schwule oder bisexuelle Menschen im Sport
erleben oft Ausgrenzung und Ablehnung.
Das nennt man auch: Queer-Feindlichkeit.
Denn für viele sind nur heterosexuelle Menschen «normal».
Sie denken:
Ein «richtiger» Mann liebt Frauen.
Eine «richtige» Frau liebt Männer.
Auch wenn das gar nicht stimmt.
Deshalb werden queere Menschen im Sport oft diskriminiert.
Zum Beispiel sagen Leute über eine Fussballspielerin:
«Sie ist eine Kampf-Lesbe».
Oder sie sagen über den Pass eines Fussballspielers:
«Das war ein schwuler Pass.»
Und meinen damit, dass der Pass schlecht war.
Auch trans, inter und nicht-binäre Menschen entsprechen
nicht den Vorstellungen von Männern und Frauen im Sport.
Denn im Sport gibt es nur 2 Geschlechter:
Man ist entweder eine Frau oder ein Mann.
Eine 3. Kategorie gibt es nicht.
Deshalb werden trans, inter und nicht-binäre Menschen
oft von Wettkämpfen ausgeschlossen.
Aber alle Menschen treiben aus den gleichen Gründen Sport:
- weil sie Freude an der Bewegung haben
- weil sie ihre sportliche Leistung verbessern und zeigen wollen
- weil sie mit anderen Menschen Zeit verbringen wollen
Das geht heute oft vergessen, wenn man über Geschlechter-Vielfalt im Sport diskutiert.
Wichtig: Vielfalt in der Vielfalt
Wenn man genau hinschaut, sieht man:
Auch innerhalb des Männersports und innerhalb des Frauensports
gibt es Unterschiede.
Die Menschen sehen unterschiedlich aus.
Sie kommen aus verschiedenen Ländern.
Oder haben eine körperliche Einschränkung.
Das kann zu Mehrfach-Diskriminierung führen.
Eine Frau mit dunkler Hautfarbe kann zum Beispiel
neben Sexismus auch Rassismus erleben.
(Mehr Informationen dazu unter: Sport und Anti-Rassismus.)
Und Menschen mit Behinderungen werden im Sport
häufig auf ihre Behinderung reduziert.
Welchem Geschlecht sie sich zuordnen,
wird dann gar nicht beachtet.
(Mehr Informationen dazu unter: Sport und Behinderungen.)
Handeln: Was kann ich tun?
Kursleitende und Trainer*innen können mit ihrer Haltung
und ihrem Handeln Sexismus und Queer-Feindlichkeit vermeiden.
Damit sich alle Menschen im Sport wohl und sicher fühlen.
Egal, ob Frau oder Mann.
Egal, ob sie sich nicht nur als Mann oder nur als Frau fühlen.
Egal, wen sie lieben.
Das können Sie als Kursleitende und Trainer*innen tun:
- Ein Bewusstsein für geschlechtliche und sexuelle Vielfalt entwickeln.
Diese Vielfalt ist nicht immer sofort sichtbar
Gehen Sie davon aus:
In jeder Gruppe gibt es viele verschiedene Menschen und sexuelle Orientierungen.
Informieren Sie sich über geschlechtliche und sexuelle Vielfalt.
Am besten gemeinsam mit anderen Menschen in Ihrem Sport-Verein.
Lernen Sie:
Wie können Sie Sexismus und Queer-Feindlichkeit im Sport begegnen?
Nutzen Sie Informations-Angebote und Unterstützungs-Angebote zu diesem Thema.
Lernen Sie wichtige Begriffe.
Zeigen Sie zum Beispiel trans, inter und nicht-binären Menschen:
«Ich bin offen für das Thema.»
So schaffen Sie eine Basis:
Auf der man gemeinsam lernen und sich weiterentwickeln kann.
Mehr Informationen dazu unter: Angebote von «Let’s Move» zur Ausbildung und Weiterbildung)
- Geschlechter-gerechte und geschlechter-inklusive Sprache.
Über unsere Sprache können wir Menschen zeigen:
Du bist willkommen.
Du kannst dich hier sicher fühlen.
Deshalb ist ein bewusster Umgang mit Sprache im Sport wichtig.
Wenn Sie über Mädchen und Frauen sprechen:
Sagen Sie nicht:
Mädchen und Frauen sind vorsichtig, schwach, sanft und passiv.
Denn das sind nicht Eigenschaften von erfolgreichen Sportler*innen.
Wenn es um Zwei-Kämpfe, Angreifen, Mut und Muskelkraft geht:
Sprechen Sie nicht von «typisch männlichen» Sportarten.
Mädchen und Frauen sollen sich im Sport kämpferisch, aktiv, ehrgeizig und selbstbewusst zeigen dürfen.
Dasselbe gilt für Jungen und Männer, die eher vorsichtig, passiv, bescheiden oder sensibel sind.
Wenn Sie Bilder, Fotos oder Videos verwenden:
Wählen Sie Materialien, die Menschen mit unterschiedlichem Aussehen beim Sport zeigen.
Denn Vielfalt sollte sichtbar sein.
Verwenden Sie eine geschlechter-gerechte Sprache.
Schreiben Sie zum Beispiel:
Spieler*innen, Tänzer*innen oder Turner*innen.
Machen Sie beim Sprechen eine kleine Pause dort, wo das Sternchen steht.
So sprechen Sie alle Geschlechter an.
Und alle fühlen sich gesehen.
Fragen Sie Teilnehmende:
Welches Pronomen benutzt du? Er oder sie? Oder ein anderes?
Welche Anrede wünschst du?
Vielleicht müssen Sie sich etwas daran gewöhnen.
Aber mit Übung und Wiederholung schaffen Sie das.
Achten Sie auch auf Ihre Sprache, wenn Sie eine sportliche Leistung kritisieren.
Vermeiden Sie Begriffe wie «Mädchen-Schuss» oder «schwuler Pass».
Denn damit sagen Sie:
Die Leistungen dieser Personen-Gruppen sind allgemein schlecht.
- Sport-Angebote für alle Geschlechter gestalten.
Menschen aller Geschlechter sollen sich beim Sport sicher fühlen.
Dafür braucht es die richtige Infrastruktur.
Dazu gehören zum Beispiel WC, Duschen und Garderoben.
Das ist besonders wichtig, weil Teilnehmende dort manchmal nackt oder halbnackt sind.
Achten Sie darauf:
Alle Teilnehmenden sollen selber entscheiden können:
Welches WC oder welche Garderobe benutze ich?
Informieren Sie alle Beteiligten über diese Regel.
Vielleicht gibt es Fragen oder Bedenken von Eltern oder anderen Erziehungs-Personen.
Klären Sie diese Fragen und Bedenken gemeinsam.
Wenn Sie selber die Garderoben und Duschen betreten müssen:
Informieren Sie die Teilnehmenden darüber.
Klopfen Sie an und sagen Sie, dass Sie kurz reinkommen.
Informieren Sie alle:
Das Fotografieren und Filmen im WC, in den Garderoben und den Duschen ist verboten.
Setzen Sie diese Regel unbedingt durch.
Sagen Sie am Anfang klar und deutlich:
Was passiert, wenn jemand diese Regel nicht einhält?
Verstösst jemand gegen die Regel?
Dann bestrafen Sie die Person.
Schreiben Sie alle Regeln zur Nutzung der WCs, Garderoben und Duschen gemeinsam mit Ihrer Gruppe auf.
Danach können alle das Dokument unterschreiben.
Auch hier hilft es, wenn Sie die Eltern informieren.
WCs, Garderoben und Duschen sind nicht immer so gemacht, dass sie für alle Teilnehmenden geeignet und sicher sind.
Suchen Sie in diesem Fall Lösungen.
Wenden Sie sich an die zuständigen Stellen.
Zum Beispiel an die Schule, den Sport-Verein oder die Behörden.
- Diskriminierung begegnen.
Als Kursleitende oder Trainer*innen sind Sie dafür verantwortlich:
Der Kurs oder das Training soll für alle Beteiligte
ein sicherer Raum ohne Diskriminierung sein.
Wie Sie auf Grenz-Überschreitungen reagieren,
hat einen Einfluss auf die Grund-Stimmung im Training.
Sie bestimmen ausserdem:
Welche Regeln gelten im Kurs?
Sagen Sie deutlich, was Sie erwarten:
gegenseitigen Respekt und Fairness.
Also keine sexistischen, queer-feindlichen
oder sonst diskriminierenden Sprüche.
Wird jemand diskriminiert, beleidigt, unfair behandelt oder abgewertet?
Dann schreiten Sie sofort ein.
Machen Sie die diskriminierende Person darauf aufmerksam:
Dein Verhalten war falsch.
Sprechen Sie dabei ruhig, klar und respektvoll.
Reagieren Sie auf jede Diskriminierung.
Auch wenn keine betroffenen Personen vor Ort sind.
Sprüche wie «Das war aber ein schwuler Pass»
oder «Bist du behindert?» sind immer diskriminierend.
Auch wenn kein schwuler Sportler und
kein Mensch mit Behinderungen anwesend ist.
Reagieren Sie je nach Situation vor der ganzen Gruppe auf Diskriminierungen.
Führen Sie nach dem Training ein klärendes Einzelgespräche.
Notieren Sie den Vorfall.
Melden Sie den Vorfall, falls die Person ihr Verhalten nicht ändert.
Bei Konflikt-Situationen:
Versuchen Sie, offen und gerecht zwischen den Teilnehmenden zu vermitteln.
Verteilen Sie keine übertriebenen Strafen.
Suchen Sie gemeinsam nach Lösungen:
Wie können wir eine solche Situation in Zukunft vermeiden?
So stärken Sie das gegenseitige Vertrauen nach und nach.
Wo finde ich Unterstützung?
Verschiedene Links am Ende dieser Seite
Lange Zeit war der Sport eine reine Männerdomäne. Mädchen und Frauen haben um ihre Teilhabe kämpfen müssen und müssen dies auch heute noch. Die Gleichstellung der Geschlechter im Sport ist nicht erreicht und Sexismus ist im Sport noch immer tief verankert: Mädchen und Frauen sind in vielen Sportarten und Sportverbänden unterrepräsentiert, kommen in der Sportberichterstattung kaum vor und haben weit weniger Chancen im Profisport Geld zu verdienen.
Lesbische, schwule oder bisexuelle Sportler*innen wiederum erleben Ablehnung aufgrund ihrer sexuellen Orientierung. Denn als «normal» gilt es, heterosexuell zu sein: ein «richtiger» Mann liebt Frauen, eine «richtige» Frau liebt Männer. Queerfeindlichkeit wird im Sport zum Beispiel dann deutlich, wenn Fussballspielerinnen als «Kampflesben» bezeichnet werden oder ein schlecht gespielter Pass als «schwul» gilt.
Auch trans, inter und nicht-binär lebende Menschen entsprechen nicht den Geschlechtervorstellungen des Sports. Denn der Sport kennt nur zwei Geschlechter und unterscheidet entlang biologisch-medizinischer Kriterien zwischen nach Frauen und Männern. Trans, inter und nicht-binäre Menschen werden im Sport häufig nicht anerkannt und bleiben von Wettkämpfen ausgeschlossen, weil sie diesen Kriterien nicht entsprechen.
In aktuellen Diskussionen über Geschlechtervielfalt im Sport wird häufig ausgeblendet, dass alle Menschen, unabhängig von ihrem Geschlecht, ihrer Geschlechtsidentität und sexuellen Orientierung, aus den gleichen Gründen Sport treiben: weil sie Freude an Bewegung haben, weil sie sich und ihre sportliche Leistung verbessern und zeigen wollen und weil sie mit anderen Menschen Zeit verbringen möchten.
Diskriminierungen aufgrund von Geschlecht sind im Sport immer auch verbunden mit anderen Formen von Diskriminierung. Bei genauerem Hinsehen wird deutlich, dass es nicht nur eine Hierarchie zwischen dem Frauensport und Männersport gibt. Auch innerhalb des Männersports und innerhalb des Frauensports gibt es Ungleichheiten. Gemeint ist damit, dass es bestimmte Formen von Frausein und von Weiblichkeit gibt, die gesellschaftlich höher bewertet werden als andere. So sehen sich zum Beispiel Frauen of Color im Sport nicht nur mit Sexismus konfrontiert, sondern auch mit Rassismus (siehe auch Sport und Anti-Rassismus). Sportler*innen mit Behinderungen wiederum erleben es häufig, dass sie auf ihre Behinderungen reduziert werden und sie gar nicht mit ihrer geschlechtlichen Identität wahrgenommen werden (siehe auch Sport und Behinderungen).
Im Sport engagierte Menschen, wie u.a. Kursleitende und Trainer*innen, können durch ihre Haltung und ihr Handeln Sexismus und Queerfeindlichkeit vermeiden und dazu beitragen, dass sich Menschen unabhängig von ihrem Geschlecht, ihrer Geschlechtsidentität und ihrer sexuellen Orientierung wohl und sicher fühlen.
Geschlechtliche und sexuelle Vielfalt ist nicht ohne weiteres sichtbar. Gehen Sie grundsätzlich davon aus, dass in jeder Gruppe sexuelle und geschlechtliche Vielfalt existiert.
- Erweitern Sie gemeinsam mit Menschen in Ihren Sportvereinen/Sportorganisationen, Ihr Wissen über geschlechtliche und sexuelle Vielfalt im Sport und über Möglichkeiten, Sexismus und Queerfeindlichkeit im Sport zu begegnen.
- Nutzen Sie Informations- und Unterstützungsangebote zum Thema geschlechtliche und sexuelle Vielfalt im Sport. Indem Sie sich mit grundlegenden Begriffen vertraut machen und z. B. trans, inter und nicht-binären Menschen zeigen, dass Sie für das Thema offen sind. Und: Schaffen Sie eine Grundlage für einen gemeinsamen Lern- und Entwicklungsprozess (siehe auch Aus- und Weiterbildungsangebote von «Let's Move»).
Um Menschen zu vermitteln, dass sie willkommen sind und sich sicher fühlen können, ist die Art und Weise der Kommunikation und somit die Sprache, die im Sport gebraucht wird, wichtig. Sportvereinsmitglieder, Kursleitende und Trainer*innen können hier eine inklusive Atmosphäre schaffen.
- Vermeiden Sie stereotype Geschlechterbilder, die Mädchen und Frauen Zurückhaltung, Schwäche, Sanftheit und Passivität zuschreiben. Dies steht im Gegensatz zu den Qualitäten, die erfolgreiche Sportler*innen unter anderem mitbringen müssen.
- Versuchen Sie Sportaktivitäten, die Zweikämpfe sowie Aggressivität, Muskelkraft oder Mut erfordern, nicht als «typisch männlich» zu bezeichnen.
- Lassen Sie es zu, dass sich Mädchen und Frauen im Sport kämpferisch, aktiv, ehrgeizig und selbstbewusst zeigen. Dasselbe gilt für Jungen und Männer, die sich eher zurückhaltend, passiv, bescheiden oder sensibel verhalten.
- Falls Sie in Infomaterialien oder zum Vermitteln einer Sportart Schaubilder, Fotos oder Technik-Videos einsetzen, achten Sie darauf, dass Sie Menschen mit unterschiedlichen äusserlichen Erscheinungsbildern in Aktion zeigen. Es ist wichtig, dass Vielfalt sichtbar wird (auch in Bezug auf Behinderungen, Hautfarbe, Geschlechter, Alterskategorien etc.).
- Verwenden Sie eine geschlechtergerechte und nicht-diskriminierende Sprache. Sprechen und schreiben Sie von Spieler*innen, Tänzer*innen oder Turner*innen, um alle Geschlechter anzusprechen und sichtbar zu machen.
- Fragen Sie, welches Pronomen und welche Anrede Personen benutzen. Manchmal braucht es ein wenig Gewöhnungszeit, aber mit Übung und Wiederholung gelingt dies.
- Achten Sie darauf, wie Sie Kritik formulieren: Begriffe wie «Mädchen-Wurf» oder «Mädchen-Schuss» werten indirekt die Leistung von Mädchen ab. Dasselbe gilt für homofeindliche Äusserungen wie z. B. «schwule Flanke».
Ein wichtiger Aspekt von Sportangeboten für alle Geschlechter, ist die Infrastruktur. Teilnehmende sollen sich nicht nur in der Turnhalle, dem Schwimmbad, dem Sportplatz etc. sicher fühlen, sondern auch in der dazu gehörenden Infrastruktur wie zum Beispiel WC, Duschen und Garderoben. Dies ist besonders wichtig, da sich die Teilnehmenden dort allenfalls nackt oder teilweise entkleidet zeigen.
- Stellen Sie sicher, dass alle Teilnehmenden grundsätzlich selber entscheiden können, welches WC oder welche Garderoben sie benutzen möchten.
- Kommunizieren Sie diese Information allen Beteiligten und klären Sie diesbezügliche Fragen oder Vorbehalte auch mit Eltern und/oder anderen Erziehungsberechtigten der Teilnehmenden.
- Betreten Sie selbst die Garderoben und Duschen nur nach Vorankündigung, und wenn dies Ihre Aufsichtspflicht (Sicherheit und Wohlbefinden aller Teilnehmenden) unbedingt erfordert.
- Informieren Sie alle Beteiligten, dass das Fotografieren und Filmen im Bereich WC, Garderoben und Duschen verboten ist. Setzen Sie diese Regel konsequent durch und ahnden Sie Überschreitungen. Kommunizieren Sie die Konsequenzen bei Zuwiderhandlung im Vorfeld klar und deutlich.
- Formulieren Sie die Regeln für die Nutzung von Infrastruktur idealerweise gemeinsam mit Ihrer Gruppe. Dies kann schriftlich festgehalten und von allen Beteiligten unterschrieben werden, was die Verbindlichkeit stärkt. Auch hier ist es förderlich, wenn Eltern und/oder andere Erziehungsberechtigte der Teilnehmenden informiert (oder allenfalls miteinbezogen) werden.
- Suchen Sie zusammen mit den für die Infrastruktur zuständigen Stellen (zum Beispiel Schule, Sportverein oder Behörden) nach möglichen Lösungen, falls WC, Garderoben oder Duschen so konzipiert sind, dass sie nicht für alle Teilnehmenden geeignet und sicher sind.
Wer sportliche Aktivitäten anleitet, ist im Rahmen des Kurses/Trainings dafür verantwortlich, für alle Beteiligten einen sicheren, diskriminierungsfreien Raum zu gewährleisten. Die Art und Weise, wie Kursleitende und Trainer*innen auf Grenzüberschreitungen und verletzende Äusserungen reagieren, bestimmt die Atmosphäre und die geltenden Regeln des Miteinanders.
- Kommunizieren Sie deutlich, dass Sie von den Teilnehmenden gegenseitigen Respekt und Fairness erwarten (z.B. keine sexistischen, homo-, trans- und behindertenfeindlichen, rassistischen oder sonst diskriminierende Sprüche).
- Intervenieren Sie sofort, wenn eine teilnehmende Person verbal oder non-verbal diskriminiert, beleidigt, unfair behandelt oder abgewertet wird. Weisen Sie die diskriminierend handelnde Person ruhig auf ihr Fehlverhalten hin. Wählen Sie dabei eine klare, gewaltfreie Sprache.
- Es ist wichtig, Diskriminierung auch dann zu begegnen, wenn nicht direkt von der Diskriminierung betroffene Menschen vor Ort sind. Sprüche wie «Das war aber ein schwuler Pass», «Bist du behindert?» oder «Du wirfst wie ein Mädchen» sind auch dann diskriminierend, wenn kein schwuler Sportler, kein Mensch mit einer Behinderung oder Mädchen und Frauen anwesend sind.
- Reagieren Sie, je nach Situation, vor/mit der ganzen Gruppe oder suchen Sie klärende Einzelgespräche nach dem Kurs oder Training. Dokumentieren Sie den Vorfall und melden Sie ihn, sollte die diskriminierend handelnde Person ihr Verhalten nicht ändern.
- Bemühen Sie sich, in Konfliktsituationen zwischen Teilnehmenden offen und gerecht zu vermitteln und mögliche Sanktionen mit Augenmass zu treffen. Suchen Sie gemeinsam nach Lösungen, wie eine solche Situation in Zukunft vermieden werden kann. Dies stärkt längerfristig das gegenseitige Vertrauen.