Der Sport ist bis heute geprägt durch traditionelle Geschlechterbilder. Noch immer finden sich Vorurteile und Klischees über Frauensportarten und Männersportarten und darüber, was Männer und Frauen im Sport leisten können. Der Spruch «Du wirfst wie ein Mädchen» ist Ausdruck dessen, dass der Sport von Mädchen und Frauen noch immer abgewertet wird und Jungen und Männer im Sport als leistungsfähiger gelten. Verbunden mit der Unterscheidung in Frauen- und Männersport sind ausserdem Vorstellungen darüber, wie «richtige» Frauen und «richtige» Männer aussehen und wie sie sich verhalten (sollen). Wer diesen Geschlechtervorstellungen nicht entspricht, erlebt im Sport häufig Ablehnung und Ausgrenzung. Das betrifft insbesondere Frauen und Mädchen, trans, inter und nicht-binäre Menschen sowie Menschen, die lesbisch, schwul oder bisexuell leben (Glossar).
Lange Zeit war der Sport eine reine Männerdomäne. Mädchen und Frauen haben um ihre Teilhabe kämpfen müssen und müssen dies auch heute noch. Die Gleichstellung der Geschlechter im Sport ist nicht erreicht und Sexismus ist im Sport noch immer tief verankert: Mädchen und Frauen sind in vielen Sportarten und Sportverbänden unterrepräsentiert, kommen in der Sportberichterstattung kaum vor und haben weit weniger Chancen im Profisport Geld zu verdienen.
Lesbische, schwule oder bisexuelle Sportler*innen wiederum erleben Ablehnung aufgrund ihrer sexuellen Orientierung. Denn als «normal» gilt es, heterosexuell zu sein: ein «richtiger» Mann liebt Frauen, eine «richtige» Frau liebt Männer. Queerfeindlichkeit wird im Sport zum Beispiel dann deutlich, wenn Fussballspielerinnen als «Kampflesben» bezeichnet werden oder ein schlecht gespielter Pass als «schwul» gilt.
Auch trans, inter und nicht-binär lebende Menschen entsprechen nicht den Geschlechtervorstellungen des Sports. Denn der Sport kennt nur zwei Geschlechter und unterscheidet entlang biologisch-medizinischer Kriterien zwischen nach Frauen und Männern. Trans, inter und nicht-binäre Menschen werden im Sport häufig nicht anerkannt und bleiben von Wettkämpfen ausgeschlossen, weil sie diesen Kriterien nicht entsprechen.
In aktuellen Diskussionen über Geschlechtervielfalt im Sport wird häufig ausgeblendet, dass alle Menschen, unabhängig von ihrem Geschlecht, ihrer Geschlechtsidentität und sexuellen Orientierung, aus den gleichen Gründen Sport treiben: weil sie Freude an Bewegung haben, weil sie sich und ihre sportliche Leistung verbessern und zeigen wollen und weil sie mit anderen Menschen Zeit verbringen möchten.
Diskriminierungen aufgrund von Geschlecht sind im Sport immer auch verbunden mit anderen Formen von Diskriminierung. Bei genauerem Hinsehen wird deutlich, dass es nicht nur eine Hierarchie zwischen dem Frauensport und Männersport gibt. Auch innerhalb des Männersports und innerhalb des Frauensports gibt es Ungleichheiten. Gemeint ist damit, dass es bestimmte Formen von Frausein und von Weiblichkeit gibt, die gesellschaftlich höher bewertet werden als andere. So sehen sich zum Beispiel Frauen of Color im Sport nicht nur mit Sexismus konfrontiert, sondern auch mit Rassismus (siehe auch Sport und Anti-Rassismus). Sportler*innen mit Behinderungen wiederum erleben es häufig, dass sie auf ihre Behinderungen reduziert werden und sie gar nicht mit ihrer geschlechtlichen Identität wahrgenommen werden (siehe auch Sport und Behinderungen).

Im Sport engagierte Menschen, wie u.a. Kursleitende und Trainer*innen, können durch ihre Haltung und ihr Handeln Sexismus und Queerfeindlichkeit vermeiden und dazu beitragen, dass sich Menschen unabhängig von ihrem Geschlecht, ihrer Geschlechtsidentität und ihrer sexuellen Orientierung wohl und sicher fühlen.
Geschlechtliche und sexuelle Vielfalt ist nicht ohne weiteres sichtbar. Gehen Sie grundsätzlich davon aus, dass in jeder Gruppe sexuelle und geschlechtliche Vielfalt existiert.
- Erweitern Sie gemeinsam mit Menschen in Ihren Sportvereinen/Sportorganisationen, Ihr Wissen über geschlechtliche und sexuelle Vielfalt im Sport und über Möglichkeiten, Sexismus und Queerfeindlichkeit im Sport zu begegnen.
- Nutzen Sie Informations- und Unterstützungsangebote zum Thema geschlechtliche und sexuelle Vielfalt im Sport. Indem Sie sich mit grundlegenden Begriffen vertraut machen und z. B. trans, inter und nicht-binären Menschen zeigen, dass Sie für das Thema offen sind. Und: Schaffen Sie eine Grundlage für einen gemeinsamen Lern- und Entwicklungsprozess (siehe auch Aus- und Weiterbildungsangebote von «Let's Move»).
Um Menschen zu vermitteln, dass sie willkommen sind und sich sicher fühlen können, ist die Art und Weise der Kommunikation und somit die Sprache, die im Sport gebraucht wird, wichtig. Sportvereinsmitglieder, Kursleitende und Trainer*innen können hier eine inklusive Atmosphäre schaffen.
- Vermeiden Sie stereotype Geschlechterbilder, die Mädchen und Frauen Zurückhaltung, Schwäche, Sanftheit und Passivität zuschreiben. Dies steht im Gegensatz zu den Qualitäten, die erfolgreiche Sportler*innen unter anderem mitbringen müssen.
- Versuchen Sie Sportaktivitäten, die Zweikämpfe sowie Aggressivität, Muskelkraft oder Mut erfordern, nicht als «typisch männlich» zu bezeichnen.
- Lassen Sie es zu, dass sich Mädchen und Frauen im Sport kämpferisch, aktiv, ehrgeizig und selbstbewusst zeigen. Dasselbe gilt für Jungen und Männer, die sich eher zurückhaltend, passiv, bescheiden oder sensibel verhalten.
- Falls Sie in Infomaterialien oder zum Vermitteln einer Sportart Schaubilder, Fotos oder Technik-Videos einsetzen, achten Sie darauf, dass Sie Menschen mit unterschiedlichen äusserlichen Erscheinungsbildern in Aktion zeigen. Es ist wichtig, dass Vielfalt sichtbar wird (auch in Bezug auf Behinderungen, Hautfarbe, Geschlechter, Alterskategorien etc.).
- Verwenden Sie eine geschlechtergerechte und nicht-diskriminierende Sprache. Sprechen und schreiben Sie von Spieler*innen, Tänzer*innen oder Turner*innen, um alle Geschlechter anzusprechen und sichtbar zu machen.
- Fragen Sie, welches Pronomen und welche Anrede Personen benutzen. Manchmal braucht es ein wenig Gewöhnungszeit, aber mit Übung und Wiederholung gelingt dies.
- Achten Sie darauf, wie Sie Kritik formulieren: Begriffe wie «Mädchen-Wurf» oder «Mädchen-Schuss» werten indirekt die Leistung von Mädchen ab. Dasselbe gilt für homofeindliche Äusserungen wie z. B. «schwule Flanke».
Ein wichtiger Aspekt von Sportangeboten für alle Geschlechter, ist die Infrastruktur. Teilnehmende sollen sich nicht nur in der Turnhalle, dem Schwimmbad, dem Sportplatz etc. sicher fühlen, sondern auch in der dazu gehörenden Infrastruktur wie zum Beispiel WC, Duschen und Garderoben. Dies ist besonders wichtig, da sich die Teilnehmenden dort allenfalls nackt oder teilweise entkleidet zeigen.
- Stellen Sie sicher, dass alle Teilnehmenden grundsätzlich selber entscheiden können, welches WC oder welche Garderoben sie benutzen möchten.
- Kommunizieren Sie diese Information allen Beteiligten und klären Sie diesbezügliche Fragen oder Vorbehalte auch mit Eltern und/oder anderen Erziehungsberechtigten der Teilnehmenden.
- Betreten Sie selbst die Garderoben und Duschen nur nach Vorankündigung, und wenn dies Ihre Aufsichtspflicht (Sicherheit und Wohlbefinden aller Teilnehmenden) unbedingt erfordert.
- Informieren Sie alle Beteiligten, dass das Fotografieren und Filmen im Bereich WC, Garderoben und Duschen verboten ist. Setzen Sie diese Regel konsequent durch und ahnden Sie Überschreitungen. Kommunizieren Sie die Konsequenzen bei Zuwiderhandlung im Vorfeld klar und deutlich.
- Formulieren Sie die Regeln für die Nutzung von Infrastruktur idealerweise gemeinsam mit Ihrer Gruppe. Dies kann schriftlich festgehalten und von allen Beteiligten unterschrieben werden, was die Verbindlichkeit stärkt. Auch hier ist es förderlich, wenn Eltern und/oder andere Erziehungsberechtigte der Teilnehmenden informiert (oder allenfalls miteinbezogen) werden.
- Suchen Sie zusammen mit den für die Infrastruktur zuständigen Stellen (zum Beispiel Schule, Sportverein oder Behörden) nach möglichen Lösungen, falls WC, Garderoben oder Duschen so konzipiert sind, dass sie nicht für alle Teilnehmenden geeignet und sicher sind.
Wer sportliche Aktivitäten anleitet, ist im Rahmen des Kurses/Trainings dafür verantwortlich, für alle Beteiligten einen sicheren, diskriminierungsfreien Raum zu gewährleisten. Die Art und Weise, wie Kursleitende und Trainer*innen auf Grenzüberschreitungen und verletzende Äusserungen reagieren, bestimmt die Atmosphäre und die geltenden Regeln des Miteinanders.
- Kommunizieren Sie deutlich, dass Sie von den Teilnehmenden gegenseitigen Respekt und Fairness erwarten (z.B. keine sexistischen, homo-, trans- und behindertenfeindlichen, rassistischen oder sonst diskriminierende Sprüche).
- Intervenieren Sie sofort, wenn eine teilnehmende Person verbal oder non-verbal diskriminiert, beleidigt, unfair behandelt oder abgewertet wird. Weisen Sie die diskriminierend handelnde Person ruhig auf ihr Fehlverhalten hin. Wählen Sie dabei eine klare, gewaltfreie Sprache.
- Es ist wichtig, Diskriminierung auch dann zu begegnen, wenn nicht direkt von der Diskriminierung betroffene Menschen vor Ort sind. Sprüche wie «Das war aber ein schwuler Pass», «Bist du behindert?» oder «Du wirfst wie ein Mädchen» sind auch dann diskriminierend, wenn kein schwuler Sportler, kein Mensch mit einer Behinderung oder Mädchen und Frauen anwesend sind.
- Reagieren Sie, je nach Situation, vor/mit der ganzen Gruppe oder suchen Sie klärende Einzelgespräche nach dem Kurs oder Training. Dokumentieren Sie den Vorfall und melden Sie ihn, sollte die diskriminierend handelnde Person ihr Verhalten nicht ändern.
- Bemühen Sie sich, in Konfliktsituationen zwischen Teilnehmenden offen und gerecht zu vermitteln und mögliche Sanktionen mit Augenmass zu treffen. Suchen Sie gemeinsam nach Lösungen, wie eine solche Situation in Zukunft vermieden werden kann. Dies stärkt längerfristig das gegenseitige Vertrauen.