Gesamtinstandsetzung und Umnutzung Haus zum Kiel
Das Herrschaftshaus «Zum Kiel» mit Nebengebäuden am Hirschengraben wurde mit grosser denkmalpflegerischer Sorgfalt instandgesetzt und umgebaut. In den letzten gut zwei Jahren sind nach einer Ertüchtigung des Tragwerks insgesamt acht neue zeitgemässe Wohnungen, Büro- und Gewerberäume sowie ein Saal für Veranstaltungen entstanden.
- Bauherrschaft
Stadt Zürich - Eigentümervertretung
Liegenschaften Stadt Zürich - Bauherrenvertretung
Amt für Hochbauten - Architektur
Edelmann Krell Architekten ETH SIA, Zürich - Kostenplanung & Bauleitung
Righetti Partner Group, Zürich - Bauingenieurwesen
Timbatec Holzbauingenieure AG, Zürich - Elektroplanung
Odermatt AG, Brüttisellen - HLK-Planung
Meierhans + Partner AG, Schwerzenbach - Sanitärplanung
Bösch sanitäringenieure AG, Dietikon - Bauphysik
baumann akustik und bauphysik ag, Uzwil
- Auswahlverfahren
Planerwahl 2019 - Politischer Prozess
Abgeschlossen - Objektkredit
CHF 13,305 Mio.
- Bauzeit
2021 – 2023
Das im Barockstil erbaute Herrschaftshaus mit Nebengebäuden «Zum Kiel» am Hirschengraben wurde in den Jahren 1716 bis 1718 durch den Seidenfabrikaten Kaspar Schulthess-Haab erbaut und erhielt den Namen im späten 19. Jahrhundert in Erinnerung an ein gleichnamiges, abgebrochenes Haus. Das Herrschaftshaus «Zum Kiel» gehört zu einer Reihe repräsentativer Wohnsitze, die im 17. und 18. Jahrhundert zwischen der mittelalterlichen Stadtmauer und der barocken Schanze erbaut wurden. Dazu gehören die Häuser «Zum Lindengarten» (Hirschengraben 22), «Zum vorderen Florhof» (Hirschengraben 28), «Zum Rechberg» (Hirschengraben 40) oder etwa das Haus «Zum Garten» (Rämistrasse 18). Die Liegenschaft Haus «zum Kiel» ging 1932 in das Eigentum der Stadt Zürich über. 1974 wurden die Räume im Erdgeschoss restauriert. Bereits damals wurde der ursprüngliche Zustand von 1775 mit den Stuckaturen und den originalen Wandfarben wieder hergestellt. 1981 wurde das Haus zum Kiel in das kantonale Inventar der Denkmalschutzobjekte von überkommunaler Bedeutung aufgenommen.
Zeitgemässe Wohn- und Gewerberäume
Die total 440 Quadratmeter grosse Gewerbefläche im Haupthaus umfasst nebst Büroflächen, einen Salon und den von Valentin Sonnenschein um 1775 reich verzierten barocken Musiksaal im Erdgeschoss sowie einen Veranstaltungssaal für bis zu 100 Zuschauer*innen im Untergeschoss. Die Büroflächen, der Salon und der Musiksaal werden ebenerdig über eine grosszügige und vielseitig nutzbare Eingangshalle vom Hirschengraben her erschlossen. Aus den ehemaligen Geschosswohnungen wurden vom 1. bis ins 3. Obergeschoss pro Stockwerk jeweils zwei Wohnungen geschaffen. Dabei wurde pro Stockwerk ein neues Trennelement für die beiden Wohnungseingänge konzipiert, das sich so einfügt, als wäre es schon immer da gewesen. Insgesamt werden so über die drei Wohngeschosse verteilt neu drei 2,5-Zimmer-Wohnungen und drei 3,5-Zimmer-Wohnungen angeboten. Im Dachgeschoss steht ein Mansardenzimmer mit kleiner Nasszelle zur Verfügung, das als Gästezimmer hinzugemietet werden kann. Die Remise wurde zu einer 1,5-Zimmer-Maisonette-Wohnung umgebaut. Im Anbau findet eine 3-Zimmer-Maisonette-Wohnung Platz. Der gepflasterte und an den Rändern bepflanzte Aussenraum im Hinterhof mit historischem Trinkwasserbrunnen, der ebenfalls instandgesetzt wurde, wird von sämtlichen Bewohnenden geteilt.
Instandsetzung mit denkmalpflegerischer Sorgfalt
Die Bauarbeiten zur Instandsetzung und Umnutzung des baukulturell wertvollen Gebäudeensembles wurden mit grosser Sorgfalt und Sensibilität ausgeführt und von der kantonalen Denkmalpflege eng begleitet. Entsprechend wurde der Wahl der Materialien und Farbgebung an den inneren Oberflächen besondere Beachtung geschenkt. Möglichst viele der vorhandenen Bauteile wie beispielsweise Türen oder die Parkett- und Tonplattenböden wurden ausgebaut, gereinigt und/oder repariert und wieder eingebaut. Als besonders anspruchsvoll stellte sich die Ertüchtigung des Tragwerks heraus. Dank einem neuen Bodenaufbau und dem Einsatz von zusätzlichen Stützen im Veranstaltungssaal im Untergeschoss konnten die teils starken Setzungen in den oberen Geschossen von bis zu 43 Zentimetern und die Schäden an der Bau- und Tragstruktur behoben sowie der Schallschutz verbessert werden. Zu den ausgeführten Brandschutzmassnahmen gehört unter anderem der Einbau eines zusätzlichen Fluchtwegs für den Musiksaal. Die Kellerdecke und der Estrichboden wurden gedämmt. Die vorhandenen Fenster wurden so ertüchtigt, dass sie bessere Werte im Bereich Schallschutz und Wärmedämmung aufweisen. Die mangelhaften haustechnischen Anlagen zur Wärmeverteilung sowie die Elektro-, Lüftungs- und Sanitärinstallationen und die Kanalisation wurden umfassend erneuert. Der Wärmebedarf wird über eine bestehende Heizung und den Wärmeverbund mit der benachbarten Liegenschaft Haus «Zum Lindengarten» abgedeckt.