Integrationsbericht 2009 der Stadt Zürich
Medienmitteilung
Der gesellschaftliche Alltag in der Stadt Zürich ist geprägt von Menschen unterschiedlichster Herkunft. Das Zusammenleben zwischen der einheimischen und der zugewanderten Bevölkerung funktioniert gut und ist mitverantwortlich für den wirtschaftlichen Erfolg und die hohe Lebensqualität Zürichs. Das Zusammenleben wird unterstützt durch eine pragmatisch ausgerichtete Integrationspolitik. Diese erachtet Migrantinnen und Migranten als Teil der Gesamtgesellschaft und nur in Ausnahmefällen als spezielle Zielgruppe städtischer Aktivitäten. Der zuhanden des Gemeinderats erstellte Integrationsbericht des Stadtrates bietet einen umfassenden Einblick in die Grundsätze, die Themen und die Problemstellungen der Integrationspolitik Zürichs.
23. September 2009
Mit einem Postulat forderte der Zürcher Gemeinderat den Stadtrat auf, einen umfassenden Bericht zur Integrationspolitik zu erstellen. Der nun vorliegende Integrationsbericht bringt die in der Stadt Zürich gelebte Vielfalt zum Ausdruck und informiert über die aktuelle Integrations-
politik Zürichs. Er nimmt eine Auslegeordnung vor, die als Grundlage für die künftige Weiterentwicklung dient. Diese ist nötig, da sich die Stadt ständig verändert und da es regelmässig gilt, bestehende Aktivitäten zu überprüfen und sich abzeichnende neue Fragestellungen frühzeitig zu erkennen.
Zürcher Bevölkerung ist international
In der Stadt Zürich lebten Ende 2008 etwas mehr als 380 000 Menschen. Sie sind gemäss ihrem Wohnsitz Zürcherinnen und Zürcher. Nicht ganz 118 000 von ihnen hatten keinen Schweizer Pass. Dies entspricht einem Ausländeranteil von 31 Prozent. Berücksichtigt man zudem die im Ausland Geborenen, die Personen mit einem ausländischen Elternteil sowie den anhaltend hohen Anteil an binationalen Ehen, ist davon auszugehen, dass in einigen Jahren eine knappe Mehrheit der Stadtbevölkerung einen Migrationshintergrund haben wird. In einigen Stadtquartieren ist dies bereits der Fall.
Die Zürcher Bevölkerung umfasst aktuell Personen aus rund 170 verschiedenen Nationen. Vier Fünftel aller Ausländerinnen und Ausländer kommen aus einem europäischen Land, ein Fünftel von ausserhalb Europas. Die genaue Zusammen-setzung verändert sich beständig, wobei insbesondere auffällt, dass die Zuzüge aus «Drittstaaten» mit etwa 200 Personen pro Monat seit längerer Zeit konstant bleiben oder gar etwas abnehmen, die Zuzüge aus EU- und EFTA-Ländern hingegen in den letzten Jahren von etwa 700 auf etwa 1000 Personen pro Monat angestiegen sind. Fast jede zehnte aus dem Ausland in die Schweiz ziehende Person kommt in die Stadt Zürich.
Integration ist Aufgabe der Gesamtgesellschaft
Die Stadt Zürich versteht Integration als einen vielschichtigen Prozess, der dauert und der sich einer abschliessenden Messung entzieht. Integration ist eine klassische Querschnittaufgabe. Sie betrifft alle und steht insbesondere in der Verantwortung der Zugezogenen, die ihre Integration wollen und etwas dafür tun müssen. Anderseits steht Integration auch in der Verantwortung der Aufnahmegesellschaft, die – auf der Basis der durch Verfassung und Rechtsordnung gegebenen Rahmenbedingungen – unter anderem dafür besorgt sein muss, dass alle Bevölkerungskreise zu Dienstleistungen einen gleichwertigen Zugang haben und dass eine durch Akzeptanz und Respekt geprägte Willkommenskultur gelebt wird.
Der Integrationsbericht der Stadt Zürich ist biografisch aufgebaut. Damit wird aufgezeigt, dass die städtische Politik in verschiedenster Hinsicht von Integrationsfragen betroffen ist. Migrantinnen und Migranten sind von Fragen der Geburtsvorbereitung oder der Bildung bis hin zur Altersbetreuung und dem Bestattungswesen normale «Kundinnen und Kunden» städtischer Aktivitäten. Integrationspolitik wird in erster Linie durch die staatlichen Regelstrukturen umgesetzt. Diese werden bei gegebenem Bedarf durch spezifische Förderangebote zweckmässig ergänzt. Das kann beispielsweise bei der Information an Neuzugezogene oder bei der Sprachförderung der Fall sein.
Gesellschaftliche Herausforderungen
Der Integrationsbericht weist darauf hin, dass in die Stadt Zürich Zugezogene von einigen Problemstellungen überdurchschnittlich betroffen sind. Sie haben beispielsweise schlechtere Schulabschlüsse als die einheimische Bevölkerung, werden öfter von der Sozialhilfe unterstützt und leben häufiger in engen und lärmigen Wohnsituationen. Demgegenüber werden sie von einigen Angeboten nur unterdurchschnittlich erreicht und profitieren von diesen weniger. Beispiele dafür sind die Zusammenarbeit mit Eltern von Vorschul- und Schulkindern oder die berufliche Weiterbildung.
Diese Unterschiede lassen sich jedoch vielfach nur zu einem kleinen Teil durch die Staatszugehörigkeit erklären. Geringe Deutschkenntnisse und gewisse kulturelle Traditionen können zwar den Integrationsprozess hemmen, doch in der Regel sind es eher allgemeine soziale Faktoren wie Bildung oder Einkommen, die für den Zugang zu gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und sozialen Ressourcen entscheidend sind. Dadurch lässt sich auch erklären, dass die ausländische Bevölkerung von diesen Fragestellungen sehr unterschiedlich betroffen ist. Die Stadt Zürich stellt in ihrer Arbeit denn auch nicht die Herkunft der betroffenen Menschen in den Vordergrund, sondern die konkrete Problemstellung.
Laufende Weiterentwicklung
Das Zusammenleben zwischen der einheimischen und der zugewanderten Bevölkerung in der Stadt Zürich funktioniert gut. Dies zeigt sich unter anderem an der Gleichzeitigkeit eines eher hohen Ausländeranteils und einer als überdurchschnittlich gut wahrgenommenen Lebensqualität. Die Weltoffenheit und die gelebte kulturelle Vielfalt Zürichs sind nach Ansicht des Stadtrates Standortvorteile, denen es Sorge zu tragen und die es auch in Zukunft zu nutzen gilt. Die pragmatisch ausgerichtete Integrationspolitik trägt dazu bei. Sie basiert auf dem 1999 verabschiedeten Leitbild und wurde im Rahmen von gezielten Schwerpunktsetzungen laufend weiterentwickelt.