Erweiterung der sozialen Unternehmung Drahtzug im erneuerten Fabrikgebäude
Medienmitteilung
Der Drahtzug beim Wildbach in Zürich-Riesbach ist mit mehr als 400 Beschäftigten einer der wenigen grossen Anbieter von Arbeitsplätzen für eingeschränkt leistungsfähige Menschen mit psychischen Behinderungen. Mit der denkmalpflegerisch erneuerten Gewerbebaute an der Drahtzugstrasse 76/78 (unmittelbar neben dem schon bestehenden Hauptgebäude Nr. 74) und der Schopfbaute an der Hammerstrasse 88 hat die soziale Unternehmung die dringend nötige Erweiterung für die stetig wachsende Zahl von Beschäftigten erhalten.
27. Oktober 2009
60 ergonomisch gute Arbeitsplätze sind an der Drahtzugstrasse 76/78 eingerichtet, das Per-sonalrestaurant erweitert und ein einstiger Kohleschopf an der Hammerstrasse 88 zu einem Gerätelager umgebaut worden. Das Ensemble der einstigen Seidenstoffweberei ist nun erstmals ganz an den Drahtzug vermietet. Wohnhaus und Shedhalle an der Drahtzugstrasse 72 und 74 sind vom Drahtzug seit Jahrzehnten genutzt und bereits 1989 – 1994 denkmal-pflegerisch erneuert worden.
Die soziale Unternehmung Drahtzug bietet heute mehr als 400 dauerhaft oder temporär Be-schäftigten Tagesstruktur und Ausbildung sowie 28 Wohnplätze in Wohngruppen an. Mit dem neuen, mindestens zehn Jahre geltenden Mietvertrag haben Stadt und Kanton Zürich die Zukunft des Drahtzug langfristig gesichert, und – wie Stadtrat Martin Vollenwyder betonte –, «das berufliche Leben von arbeitswilligen Menschen mit psychischen Behinderungen auf eine dauerhafte und pragmatische Grundlage gestellt. Die Stadt freut sich, Standortgemeinde dieses vorbildlich geführten Betriebs zu sein.» An die Erneuerungskosten von 7,3 Millionen Franken hat der Kanton Zürich einen Baubeitrag von 2 Millionen Franken entrichtet; gut in-vestiertes Geld, wie Ruedi Hofstetter, Chef des Kantonalen Sozialamts betont: «Die Unter-stützung gilt einem für die Schweiz wegweisenden Projekt. Psychisch beeinträchtigte Men-schen mit eingeschränkter Leistungsfähigkeit erhalten sozial abgesicherte Arbeitsplätze und damit Stabilität und Sicherheit. Durch regelmässige Tätigkeit und Ausbildung werden die Fä-higkeiten psychisch behinderter Menschen gefördert.»
Der Paradigmenwechsel der 1970er Jahre in der Psychiatrie begünstigte das Wachstum der sozialen Unternehmung Drahtzug: Psychopharmaka – ergänzt mit sozialpsychiatrischer Betreuung – ermöglichen es Patienten seither, vermehrt ausserhalb der Klinik zu leben und einer Arbeit nachzugehen. Der Abbau langer stationärer Klinikaufenthalte bringt den Draht-zug dazu, zu expandieren. «Unabhängig von Wirtschaftszyklen ist die die Zahl psychisch behinderter Beschäftigten im Drahtzug von 199 im Jahre 1979 auf über 400 im 2008 ange-stiegen», hält der Geschäftsleiter des Vereins Werkstätte Drahtzug, Fabio Gossweiler fest. Dank diesem Arbeitsangebot an leistungsfähige Menschen mit psychischer Behinderung spart die Gesellschaft Kosten im Gesundheitsbereich.
Die denkmalpflegerisch erneuerten Gebäude Drahtzugstrasse 76/78 gehören zum Ensemble der einstigen Seidenstoffweberei Hausammann & Vollenweider, die hier von 1888 bis 1922 Seidenstoffe hergestellt hatte. Die Stadt kaufte die Gebäude 1927 – 1929, um das romanti-sche Bachtobel beim Wildbach öffentlich zugänglich zu machen. Die Gebäude wurden ge-werblich genutzt. In der Wirtschaftskrise der 1930er erhielten hier arbeitslose Gipser eine Einschulung. Träger dieses Sozialwerks war der 1926/27 aufgebaute Verein «Hülfe für ältere Arbeitsfähige», aus dem der heutige Verein Werkstätte Drahtzug hervorgegangen ist. Das ursprünglich zum Abbruch bestimmte Ensemble steht heute unter Denkmalschutz und gilt als bedeutender Zeuge für die wirtschaftliche Entwicklung in Riesbach.