Zwangsheirat in Zürich
Medienmitteilung
Ergebnisse einer Studie und Folgerungen für die Stadt
Zwangsheirat kommt auch in Zürich vor. Davon betroffen sind Angehörige verschiedener kultureller und religiöser Gemeinschaften. Unterschiedlich sind auch die Hintergründe und Ausprägungen von Zwangsheirat. Dies zeigt eine Studie, die die Fachstelle für Gleichstellung in Auftrag gab und die am Donnerstag, dem 25. März, den Medien vorgestellt wurde. Zürich setzt im Kampf gegen Zwangsheirat auf Beratung und Vermittlung, wie Stadtpräsidentin Corine Mauch an der Medienkonferenz ausführte.
25. März 2010
Die Fälle von Zwangsheirat statistisch exakt zu erheben, ist nicht möglich. Sie präsentieren sich zu unterschiedlich und die Definitionen, was Zwangsheirat ist, sind zu vielfältig. Dennoch kann festgehalten werden: Zwangsheirat ist kein Phänomen, vom dem ein Grossteil der Migrationsbevölkerung betroffen wäre, aber sie kommt vor – auch in Zürich. Und: Fachpersonen verschiedener Beratungsstellen und aus der Schulsozialarbeit sind vermehrt mit dem Thema Zwangsheirat konfrontiert.
Beratung optimieren
Wie Stadtpräsidentin Corine Mauch an der Medienkonferenz darlegte, führt der Weg zur Verhinderung von Zwangsheirat vor allem über eine kompetente Beratung, die den Betroffenen Auswege aus der Zwangsheirat aufzeigen und zwischen den Eltern und ihren Kindern vermitteln kann. Gemäss der Studie zu Zwangsheirat gibt es hier durchaus positive Erfahrungen und in der Stadt Zürich existiert ein breites Netz an unterschiedlichen Beratungsstellen, das sämtliche Aspekte der Problematik von Zwangsheirat abdecken kann. Allerdings mangelt es an der Vernetzung und die in diesen Institutionen tätigen Fachpersonen verfügen nicht immer über genügend Know-how zum Thema. Deshalb wird die Fachstelle für Gleichstellung dafür sorgen, dass die Fachpersonen gezielt geschult werden, der Austausch zwischen den Beratungsstellen verstärkt und ihre Arbeit besser koordiniert wird.
Zwangsheirat hat verschiedene Gesichter
Zwangsheirat ist keine Frage der Religion oder der Nationalität. Sie kommt bei hinduistischen Tamilen, christlich-orthodoxen Assyrerinnen, alevitischen Kurden, katholischen Kosovarinnen oder bei muslimischen Türken vor. Betroffen sind Frauen wie Männer, allerdings haben sie je unterschiedliche Handlungs- und Machtspielräume. Die Gründe, weshalb Eltern die Ehe ihrer Kinder arrangieren oder sie in eine Ehe zwingen, sind vielfältig. Ebenso vielfältig sind die Gründe, weshalb die Kinder sich den Plänen ihrer Eltern fügen oder sich dagegen wehren.
Studie und Broschüre
Die Studie der beiden Wissenschafterinnen Janine Dahinden und Yvonne Riaño erscheint im SEISMO-Verlag Zürich unter dem Titel «Zwangsheirat: Hintergründe, Massnahmen, lokale und transnationale Dynamiken». Die Fachstelle für Gleichstellung präsentiert die aus ihrer Sicht zentralen Ergebnisse – lesefreundlich aufbereitet und ergänzt mit einem historischen Exkurs – in der Broschüre «Zwangsheirat in Zürich – Hintergründe, Beispiele, Folgerungen». Die Broschüre kann kostenlos bei der Fachstelle bestellt werden - mit untenstehendem Link oder unter Telefon 044 447 17 77.