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Wie reagiert die einheimische Bevölkerung auf die Zuwanderung?

Medienmitteilung

Zürcher Migrationskonferenz 2010

Die Offenheit der Aufnahmegesellschaft ist Voraussetzung für eine gute Integration. Um die Bedürfnisse und Anliegen der einheimischen Bevölkerung besser zu verstehen und integrationspolitisch vermehrt zu berücksichtigen, treffen sich heute über 250 Personen zur diesjährigen Zürcher Migrationskonferenz.

17. September 2010

Migrationskonferenzen der Stadt Zürich bieten Gelegenheit, eine aktuelle integrations- oder migrationspolitische Fragestellung aufzugreifen und vertieft zu diskutieren. Ausgangspunkt der heutigen Konferenz ist die Feststellung, dass Integration stets die Gesamtgesellschaft betrifft. Denn das Gelingen von Integration liegt sowohl in der Verantwortung der Zugezogenen, die ihre Integration wollen und etwas dafür tun müssen, als auch in derjenigen der Aufnahmegesellschaft, die mit ihren Strukturen und Reaktionen Integration sowohl erleichtern als auch erschweren kann.

Die Bedeutung einer Willkommenskultur
Stadtpräsidentin Corine Mauch erinnert in ihrer Begrüssungsrede daran, dass die grösseren Schweizer Städte überdurchschnittlich von Integrations- und Migrationsfragen betroffen sind. Jede zehnte aus dem Ausland in die Schweiz ziehende Person kommt beispielsweise direkt nach Zürich. Die damit verbundenen Herausforderungen werden von der Stadt angenommen und in der täglichen Arbeit konstruktiv und insgesamt erfolgreich umgesetzt. Sie orientiert sich dabei an den Grundsätzen Chancengleichheit, Alltägsbefähigung und Willkommenskultur. Diese ist entscheidend, da eine durch Respekt, Akzeptanz und Freundlichkeit geprägte Haltung den Integrationsprozess unterstützt, während Ablehnung, Ausgrenzung und Diskriminierung diesen hemmen oder gar verhindern. Willkommenskultur ist verankert im Rechtsstaat und in liberalen und solidarischen Werten. Sie weiter zu entwickeln, erfordere sowohl eine verstärkte Erstinformation für die Zugezogenen als auch eine vermehrte Einbindung der Aufnahmegesellschaft.

Gesellschaftliche Reaktionen im historischen Kontext
Patrick Kury, Historiker an der Universität Bern, beleuchtet in seinem Referat die unterschiedlichen Reaktionen der einheimischen Bevölkerung im Laufe der Zeit. Nach einer sehr liberalen Phase bis zum Ersten Weltkrieg setzte eine Umkehr im Umgang mit Ausländerinnen und Ausländern ein. Es begann  eine Phase der Abwehr, die sich in der Zwischenkriegszeit fortsetzte und sich auch in einer restriktiven Flüchtlingspolitik während des Zweiten Weltkriegs äusserte. Seit dem Zweiten Weltkrieg bewegt sich die Haltung der Gesellschaft zwischen Öffnung und Abwehr, wobei das Politisieren mit dem Thema Migration immer populärer wurde. Die damit verbundene Konstruktion von Feindbildern richtet sich oft generell gegen Ausländerinnen und Ausländer, betrifft jedoch in der Regel hauptsächlich Minderheiten, denen eine besonders grosse kulturelle Distanz zugeschrieben wird. Doch der historische Rückblick zeigt auch, dass die Integration in der Schweiz dank der wirtschaftlichen Prosperität und der gelebten Offenheit eine Erfolgsgeschichte ist.

Migration in der Schweiz als Sonderfall?
Andreas Wimmer, Soziologe an der University of California, untersucht in seinem Referat die Frage, ob die Schweizer Bevölkerung fremdenfeindlicher ist als andere Europäerinnen und Europäer. Dies ist gemäss Andreas Wimmer nicht der Fall: Schweizerinnen und Schweizer fühlen sich durch Zuwanderung nicht bedrohter als Durchschnittseuropäerinnen und -europäer. Die Haltung gegenüber Zuwanderung ist in der Schweiz sogar positiver. Überaus kritisch sind Schweizerinnen und Schweizer jedoch bei der Frage der Gleichberechtigung. Die hohe Gemeindeautonomie und Lokaldemokratie, die schweizerische Ordnungskultur sowie die direkte Demokratie bewirken eine hohe Bereitschaft, Ausländerinnen und Ausländer auszugrenzen. Ausgeglichen wird dies durch verschiedene integrative Faktoren: die Wirtschaftskraft und der liberale Arbeitsmarkt sorgen für eine Einbindung in die Arbeitswelt, der Republikanismus verhindert eine Ausgrenzung über die Frage der Abstammung und der schweizerische Pragmatismus erleichtert die Integration im Alltag.

Austausch und Diskussion verschiedener Wahrnehmungen
Die Migrationskonferenz wird durch ein Podiumsgespräch mit vier jungen, engagierten Personen aus verschiedenen Regionen der Schweiz ergänzt, die ihre verschiedenen Erfahrungen aus dem Zusammenleben mit Zugewanderten einbringen und zur Diskussion stellen. Der Publizist und Philosoph Ludwig Hasler wird die Fachtagung mit seinen Schlussbetrachtungen beschliessen.

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