Kompetente Gesprächspartner für Jugendliche zum Thema Sexualität
Medienmitteilung
Jubiläum: Zehn Jahre Lust und Frust, Fachstelle für Sexualpädagogik
Die Fachstelle für Sexualpädagogik Lust und Frust feiert in diesem Jahr ihr zehnjähriges Bestehen. Lust und Frust hat sich in diesen Jahren einen festen Platz bei der Durchführung und Entwicklung von sexualpädagogischen Angeboten für Schulklassen, bei Beratungen von Jugendlichen sowie der Weiterbildung von Lehrpersonen zum Thema Sexualpädagogik erarbeitet. Mit der neuen Broschüre «Deine Sexualität - deine Rechte» sowie weiteren Angeboten in der Beratung von Fachkräften begegnet die Fachstelle Lust und Frust aktuellen Herausforderungen.
2. November 2010
Vor zehn Jahren wurde Lust und Frust, die Fachstelle für Sexualpädagogik, auf Initiative der Zürcher Aids-Hilfe und des Schulärztlichen Dienstes der Stadt Zürich gegründet. Beide Organisationen hatten in der Folge des Aufkommens von Aids unabhängig voneinander bereits sexualpädagogische Angebote für Jugendliche entwickelt. Mit der Fachstelle Lust und Frust sollten die Kräfte vereint werden.
Hauptaufgabe zu Beginn: Sexualpädagogische Einsätze in Klassen
In einer Kartonschachtel trugen die Schulärztin und Co-Fachstellenleiterin Marina Costa und die Bereichsleiterin Lilo Gander im Jahr 2001 (d. h. im ersten Jahr der Fachstelle) die verschiedenen Verhütungsmittel und andere Materialien in die Klassen von Zürcher Schulen, um mit den Schülerinnen und Schülern über Themen wie Verhütung, sexuell übertragbare Infektionen oder «das erste Mal» zu sprechen. Natürlich gab es auch schon vor zehn Jahren Sexualkunde in den Schulen, vor allem vermittelt durch Lehrer und Lehrerinnen. «Die sexualpädagogischen Einsätze der Fachstellenmitarbeitenden wurden von den Schülerinnen und Schülern schnell geschätzt: war es doch nicht immer einfach, mit der Lehrperson, die eine Stunde später Mathematik unterrichten sollte, über die persönlichsten Dinge zu sprechen», fasst Marina Costa ihre Erfahrung mit dieser Form des Unterrichts durch externe Experten zusammen.
Die Arbeit in den Schulklassen ist auch heute noch der grösste Einsatzbereich der Fachstelle. Im ersten Jahr, also 2001, wurden 24 Klassen-Einsätze (Primarschule bis Mittelschulen) durchgeführt. In den Folgejahren stieg die Zahl der Einsätze. Aufgrund der grossen Nachfrage wurden 2007 die Kapazitäten der Fachstelle aufgestockt. Seither hat die Zahl der besuchten Klassen deutlich zugenommen: 2010 gab es bis Ende September 553 Klasseneinsätze (Primarschule bis Mittelschulen). Dabei fanden die meisten Einsätze in Berufsfach- und Mittelschulen statt (442). Diese Einsätze sind im Konzept der obligatorischen HIV-Prävention des Volksschulamtes verankert. «Das Interesse der Schulen ist heute so gross, dass in diesem Jahr rund 60 Schulklassen auf nächstes Jahr vertröstet werden mussten», sagt der Co-Leiter der Fachstelle, Reto Jeger.
Weitere Angebote und Aufgaben der Fachstelle Lust und Frust
Die Fachstelle bietet auch individuelle Beratung an: persönlich, per E-Mail oder telefonisch. Diese Beratungen haben sich seit 2001 verdreifacht. 2010 waren es bis Ende September 365. Es sind grossmehrheitlich junge Frauen ab 14 Jahren, die eine Beratung suchen.
Ein weiteres, wichtiges Standbein ist die Arbeit mit Multiplikatorinnen und Multiplikatoren. Die Mitarbeitenden von Lust und Frust beraten Schulleitende und Lehrkräfte bei sexualpädagogischen Fragen aller Art. Sie sind auch in der Aus- und Weiterbildung von Lehrkräften und anderen Fachpersonen tätig.
Aktuelle Herausforderungen für die Sexualpädagogik
In den letzten zehn Jahren hat sich das Umfeld der Jugendlichen im Bereich der Sexualität verändert. Eine bereits vorher bestehende Sexualisierung verschiedenster gesellschaftlicher Bereiche hat sich weiter fortgesetzt. Kinder und Jugendliche treffen heute fast überall auf sexualisierte Informationen, und dies oft gratis (Gratiszeitungen) und jederzeit (Internet über Handy). Ausserdem sind neue Kommunikationsmöglichkeiten (Fotos auf Handys, Facebook etc.) entstanden. Daraus ergibt sich eine neue Herausforderung: Die Zugänge zu Informationen sind heute vielfältiger und die Menge an Informationen ist grösser geworden. Gleichzeitig ist es für Jugendliche aber auch schwieriger geworden, zu wissen, welche Informationen glaubwürdig sind. Mit verschiedenen Angeboten und einer neuen Broschüre bietet die Fachstelle Unterstützung.
Broschüre «Deine Sexualität - deine Rechte» Die Broschüre «Deine Sexualität - deine Rechte» informiert Jugendliche zwischen 14 und 19 Jahren über ihre Rechte und ihre Verantwortung im Bereich der Sexualität, die sie sich selber und anderen gegenüber tragen.
Durch das Thematisieren der Broschüren-Inhalte in einem pädagogischen Setting werden Jugendliche dazu angeregt, über ethische Fragen im Zusammenhang mit Sexualität nachzudenken. Sie lernen zudem ihre Unsicherheiten und Bedürfnisse zu benennen, aber auch die Grenzen anderer zu respektieren. «Nur fachlich richtig informierte und aufgeklärte Jugendliche und Kinder können verantwortungsvoll mit ihrer Sexualität umgehen. Nur richtig informierte und aufgeklärte Jugendliche und Kinder können so eine selbstbestimmte, angstfreie, ihrem Entwicklungsstand angepasste Sexualität leben», erklärt die langjährige Fachstellen-Bereichsleiterin Lilo Gander. Die Broschüre kann bei der Fachstelle Lust und Frust bezogen werden:
Telefon 044 299 30 44.
Neue Entwicklungen im Bereich Beratung von Fachkräften
Auch Schulen sind durch diese Veränderungen besonders herausgefordert. «Die Fachstelle nimmt auch wahr», erklärt Lukas Geiser, Bereichsleiter der Fachstelle, «dass vermehrt ganze Schulen oder Schulgemeinden auf Lust und Frust zukommen, mit der Bitte um fachliche Unterstützung bei der Entwicklung von sexualpädagogischen Konzepten für ihre Schule/Schulgemeinde.» Im Vordergrund stehen ein professioneller Unterricht zum Thema, sowie die Kompetenz der Schulen und Schulgemeinden, im Fall von aussergewöhnlichen Ereignissen adäquat reagieren zu können.