Stadt Zürich erhebt motorische Daten für gezielte Sportförderung in Schulen
Medienmitteilung
Beiträge im «Tagesanzeiger» und «Blick am Abend» vom 29.11.2011 über die sportmotorische Längsstudie in Winterthur haben auch in Zürich einige Fragen aufgeworfen. Ebenso wie in Winterthur erhebt auch die Stadt Zürich sportmotorische Daten. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse werden einerseits zum Monitoring der motorischen Fähigkeiten, anderseits für eine gezielte Kinder- und Jugendsportförderung eingesetzt. Die Religionszugehörigkeit wird in der Stadt Zürich nicht erfasst.
1. Dezember 2011
Im Auftrag des Sportamts führt die ETH Zürich in der Stadt Zürich seit 2005 jährlich eine motorische Bestandesaufnahme bei allen Erstklässlerinnen und Erstklässlern durch. Mit diesen flächendeckenden Tests - welche dank der Unterstützung der Zürcher Kantonalbank durchgeführt werden können - werden wichtige Daten für zielgerichtete Bewegungsförderungs-Massnahmen für Kinder und Jugendliche gewonnen.
Die Testergebnisse werden einerseits genutzt um Lehrpersonen und Eltern ein Feedback über den motorischen Ist-Zustand ihrer Kinder zu geben. Mit den Resultaten werden gleichzeitig Empfehlungen an die Eltern abgegeben, wie sie die freiwilligen Sportangebote der Stadt Zürich sinnvoll nutzen können. Anderseits dienen die Erkenntnisse aus diesen Erhebungen als Basis für die strategische Ausrichtung des freiwilligen Schulsports: In Quartieren wo Kinder über Jahre schlechte Testresultate erbracht haben, werden zum Beispiel offene Sportangebote gefördert oder in Zusammenarbeit mit den lokalen Schulen vermehrt freiwillige Sportangebote geschaffen. Damit ist gewährleistet, dass Förderprogramme für motorisch schwächere Kinder dort platziert werden, wo der Bedarf am grössten ist. Desweiteren dienen die Ergebnisse für die gezielte Auswahl von Kindern für Spezialprogramme: Schülerinnen und Schüler mit den besten Testresultaten werden zur Selektion für einen definitiven Platz im Begabtenförderungsprogramm «Talent Eye» eingeladen. Für Kinder mit motorischem Förderbedarf wird in allen Schulkreisen das Programm «Movimiento» angeboten.
Das Sportamt legt Wert darauf, dass sich die Erhebung in der Stadt Zürich ausschliesslich auf Aspekte konzentriert, die für Massnahmen im Bereich der Kinder- und Jugendsportförderung relevant sind. Denn über Sportförderungsmassnahmen in der Volksschule können alle Kinder und Jugendlichen unabhängig von sozialem, ethnischem und religiösem Hintergrund erreicht werden. So kann die wichtige Integrationsarbeit welche Schulen in der Stadt Zürich bei ihrer täglichen Arbeit leisten, durch den Sport unterstützt werden.
Die gemachten Aussagen in den eingangs erwähnten Zeitungsartikeln bezüglich den Zusammenhängen von Religionszugehörigkeit und sportlichen Fähigkeiten teilt das Sportamt nicht. Erstens scheint es fragwürdig aufgrund von Resultaten von fünf motorischen Testformen von Kindern im Alter von 7–10 Jahren Rückschlüsse auf die sportlichen Fähigkeiten sämtlicher muslimischer Mädchen zu ziehen; zweitens zeigen Erfahrungen aus der Praxis im Stadtzürcher Schulsport, dass Mädchen aus dem Balkan - und darunter auch viele mit muslimischem Hintergrund – insbesondere bei Teamsportarten oft zu den besten Sportlerinnen zählen.
Aktuell sind bei allen ersten Klassen in Zürich bis zu den Weihnachtsferien die jährlichen motorischen Bestandesaufnahmen durch die ETH Zürich am Laufen. Die Testresultate werden vertraulich behandelt und gelangen über die Klassenlehrperson an die Eltern. Aussagen zur Religionszugehörigkeit werden keine gemacht, da sie sowohl dem Grundsatz der Religionsfreiheit, als auch dem integrativen Ansatz der Volksschule in Zürich nicht entsprechen und für Massnahmen der Kinder- und Jugendsportförderung keinen Mehrwert darstellen.