«Früh bewegt und vielseitig verpflegt»
Medienmitteilung
Das Projekt Purzelbaum KiTa ist gut gestartet
Zwölf Kindertagesstätten in der Stadt Zürich nehmen an diesem Projekt im Rahmen des Legislaturschwerpunkts Frühförderung teil. In den Purzelbaum Kindertagesstätten wird der Fokus auf mehr und vielseitige Bewegung und eine ausgewogene Verpflegung gelegt. Die bisherigen Erfahrungen sind vielversprechend.
3. Juni 2013
In der Kita Chinderhuus Wirbelwind in Zürich-Altstetten geht es bewegt zu und her. Die grösseren Kinder sind gerade mit einem Kartonrohr-Schwertkampf beschäftigt. Ein Kleinkind, das im hinteren Raum auf einer Decke am Boden liegt, versucht sich erstmals zu drehen. Helene Bögli, die Leiterin der Kita Chinderhuus Wirbelwind in Altstetten ist sich bewusst, dass auch für Kleinkinder Bewegung zentral ist: «Natürlich sind wir schon bisher täglich mit den Kindern nach draussen gegangen, damit sie sich austoben konnten.» Dennoch war sie sehr daran interessiert beim Purzelbaum-KiTa-Projekt mitzumachen, denn: «Wir haben uns gefragt, wie wir den Kindern nicht nur in der Zeit draussen, sondern auch in der Kita mehr Bewegungsmöglichkeiten bieten können.» Zudem suchten sie nach einer Alternative für die immer gleiche (und kaum durchsetzbare) Aufforderung an die Kinder, dass sie in der Kita nicht rennen sollten.
Nach neun Monaten zieht Helene Bögli ein positives Fazit: «Wir haben mehr Bewegungsmöglichkeiten für die Kleinsten, aber auch speziell für die grösseren Kinder geschaffen und machen vermehrt Bewegungsspiele mit den Kindern. Wir erhalten gute Anleitungen und konkrete Ideen in den Weiterbildungen und Erfahrungsaustauschtreffen, die zum Projekt gehören», erklärt sie. Bewegung als Kraft und Bereicherung für die Entwicklung der Kinder sehen – diese im Team entwickelte Haltung habe dazu geführt, dass die Aufforderung «nicht zu rennen» obsolet geworden sei. «Der Alltag in der Kita ist heute für alle viel entspannter».
Warum bereits im Vorschulalter Bewegungsförderung betreiben und ein stärkeres Augenmerk auf eine ausgewogene Verpflegung legen?
«Bewegung ist grundsätzlich ein Motor für die physische, psychische und soziale Entwicklung der Kinder», sagt Daniel Frey, Direktor der Schulgesundheitsdienste, «denn durch sie und die damit verbundenden Erfahrungen wird die Entwicklung des Gehirns stimuliert. Das abwechslungsreiche und geübte Zusammenspiel der Muskeln fördert die Koordination und Sicherheit in der Bewegung, die Kinder erfahren die Möglichkeiten des körperlichen Ausdrucks und gewinnen an Selbstvertrauen – von kleinst an».
Aber auch bei der Ernährung werden im Kleinkindalter wichtige, prägende Erfahrungen gemacht. Nur der Sinn für Süsses ist Kindern angeboren. Das bedeutet auch, dass Kinder andere Geschmacksrichtungen zuerst kennenlernen und entwickeln müssen. Dies ist nur möglich, wenn sie auch eine breite Palette von Geschmacksrichtungen immer wieder ausprobieren können. «Schon kleinste Kinder sind extrem neugierig und wollen alles ausprobieren. Ob sie dies aber auch können, ist abhängig von den Erwachsenen und den Verhältnissen, die Kinder antreffen. Eine bewegungsfreundliche Umgebung zu schaffen ist daher wichtig», sagt Alexandra Papandreou, Co-Leiterin des Projektes Purzelbaum KiTa und Projektleiterin Gesundheitsförderung bei den Schulgesundheitsdiensten. Sie hat schon 78 Zürcher Kindergärten in «Purzelbaum Kindergarten» verwandelt: «Wir können in den Kitas von den Erfahrungen in diesen Kindergärten sehr profitieren».
Voraussetzungen schaffen in Kitas
In der Stadt Zürich haben nicht alle Kinder die notwendigen räumlichen Voraussetzungen, sich genügend und vielfältig zu bewegen, sie leben teilweise in engen Wohnverhältnissen mit wenig Aussenraum. Rund die Hälfte der Vorschulkinder in der Stadt Zürich besucht eine Kita – bis zu fünf Tage die Woche. Es ist daher grundlegend, dass Kitas den Kindern ermöglichen, sich häufig und vielfältig bewegen zu können. «Auch mit dem Projekt Purzelbaum KiTa übernimmt die Stadt Zürich Verantwortung, die kindliche Umgebung gesundheitsfördernd weiter zu entwickeln», sagt Stadtrat Gerold Lauber, Vorsteher des Schul- und Sportdepartements. Das Projekt ist Teil des Legislaturschwerpunkts Frühförderung.
Aus Sicht des Sozialdepartements (SD), welches für die Kitas zuständig ist, stösst das Projekt auch bei wichtigen Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartnern auf offene Ohren: «Den meisten Eltern ist eine ausgewogene Ernährung und genügend Bewegung für ihre Kinder ein grosses Anliegen und wird direkt als Qualitätsmerkmal wahrgenommen», sagt Bea Troxler, Programmleiterin des Sozialdepartements beim Legislaturschwerpunkt Frühförderung. Ein grosser Vorteil des Projekts Purzelbaum KiTa sei zudem, dass es für die Kita-Mitarbeiten-den sehr konkret in der Umsetzung ist und die Wirkung auch direkt spürbar sei. «Die Programmleitung des Legislaturschwerpunkts Frühförderung würde es begrüssen, wenn das Projekt in den nächsten Jahren auch in weiteren Kitas aufgenommen werden könnte», sagt Bea Troxler.
Fakten zum Projekt Purzelbaum KiTa
Das Projekt ist in Zusammenarbeit zwischen dem Schul- und Sportdepartement (SSD) und dem Sozialdepartement (SD) entstanden. Im Jahr 2010/11 wurde ein Pilotprojekt in zehn Kitas durchgeführt. Im Sommer 2012 sind weitere zwölf Kitas in der Stadt Zürich in das Projekt eingestiegen. Die Projektphase in einer Kita dauert eineinhalbJahre. Dazu gehören eine Situations-Analyse, Weiterbildungen zu den Themen Bewegung und Ernährung, Beratung bei der Umgestaltung der Kita, fachlicher Austausch Kita-intern und in der Projektgruppe. Die Projektkosten belaufen sich auf rund 6600 Franken pro Kindertagesstätte. Damit werden auch zusätzliche Bewegungsmaterialien finanziert. Die Projektleitung der Schulgesundheitsdienste des SSD konnte von den Erfahrungen des Projekts Purzelbaum auf der Kindergartenstufe profitieren, sie arbeitet zudem mit der schweizerischen Gesundheitsstiftung Radix zusammen, welche bei der Planung und Durchführung des Projekts Unterstützung bietet.