ZüriNetz: Komplettumbau des zentralen städtischen IT-Nervensystems

Die vergangenen sechs Jahre standen ganz im Zeichen eines umfangreichen Umbaus des zentralen städtischen IT-Netzwerkes, dem sogenannten «ZüriNetz». Sie haben von dieser Operation am offenen Herzen nichts gewusst und, vor allem, auch nichts gespürt? Das ist gut so, genau so war es geplant und so wurde es auch erfolgreich umgesetzt.
Von Gerhard Langer

Artikel erschienen am 26. Mai 2020

Seit 2012 ist ein markanter Anstieg des Bandbreitenbedarfs im IT-Netzwerk der Stadt festzustellen. Die zunehmende IT-Durchdringung fordert ihren Tribut. Mit der damaligen Architektur des IT-Netzwerkes konnten steigende Bedürfnisse nur aufwändig befriedigt werden. Das städtische IT-Netzwerk basierte auf miteinander verbundenen dezentralen Knoten, veralteten Glasfasern und vielen Standorten, die noch über Modem und Kupferleitungen erschlossen waren. Auch bezüglich Sicherheit bestand Handlungsbedarf: Signale auf Glas- und Kupferkabeln waren nicht abhörsicher und einige weitere Risiken, wie beispielsweise die Überflutung der Innenstadt nach einem Dammbruch des Sihlsees, konnten in dieser Architektur nicht adressiert werden.

Das ZüriNetz und die Notwendigkeit eines Umbaus

Das «ZüriNetz», welches alle städtischen Standorte mit einem IT-Netzwerk verbindet, war seit den 80er-Jahren organisch gewachsen. Der Unterhalt bestehender Infrastruktur wurde zunehmend teuer und ineffizient. Circa 3 500 km teils in Eigenregie verlegter Glasfaserkabel, 1 300 km Kupferleitungen und neunzehn dezentrale technische Systemräume waren in die Jahre gekommen und nur aufwändig zu betreiben. Auch liess die operative Flexibilität schwer zu wünschen übrig. Für die Erschliessung weiterer Gebäude mussten entweder zusätzliche Glasfaserkabel verlegt oder bei Swisscom Kupfer-Modem-Erschliessungen in Auftrag gegeben werden. Aufgrund steigenden Bandbreitenbedarfs wurden dabei immer mehr Standorte mit Glasfaserkabel erschlossen, mit entsprechenden Kostenfolgen. 

Die Anforderungen an das neue ZüriNetz

Es bestand Handlungsbedarf. Betriebsaufwand und Kosten sollten kleiner; Sicherheit, Flexibilität und Bandbreite grösser werden. Die verantwortliche «IT-Netzwerk»-Fachabteilung der OIZ entwickelte dazu eine Strategie, ja einen Paradigmenwechsel. Die Netzwerkarchitektur wurde komplett neu konzipiert. Grosse Standorte wurden direkt an die städtischen Rechenzentren angebunden, wo notwendig redundant über zwei Leitungen. Kleinere Standorte sind mit dem FTTH-Glasfasernetz (Fibre-to-the-Home) erschlossen. Die Arbeit des Netzwerkteams wurde fokussiert, der Bau von Glasfaserverbindungen an ewz abgegeben. Mit ewz stand eine kompetente und leistungsstarke stadtinterne Partnerin zur Verfügung. Der Umbau und die Modernisierung der Netz-Topologie , insbesondere die Erstellung neuer Leitungen konnten, aufgrund der guten Zusammenarbeit mit ewz, flexibel und unkompliziert mit anstehenden Lifecycle-Ersatzbeschaffungen synchronisiert werden. Aktive Netzgeräte wurden konsequent nur im Rahmen eines ohnehin anstehenden Lifecycle ersetzt, damit konnten die Kosten für den Umbau tief gehalten werden. Mit der Einführung abhörsicherer Verbindungen wurden stadtinterne Sicherheitsauflagen erfüllt.

Das ZüriNetz ist unser zentrales IT-Nervensystem und wichtige Voraussetzung für alle städtischen Digitalisierungsvorhaben.

Das Projekt «ZüriNetz 2018» ist erfolgreich abgeschlossen

Am 7. Oktober 2019 wurde der letzte Standort erfolgreich in das neue IT-Netzwerk überführt. Insgesamt sind damit heute 353 Standorte mit Glasfaserleitungen der neuesten Generation (Dark Fiber) erschlossen, davon 83 mit separaten, redundanten Leitungen in beide städtische Rechenzentren. Auch 179 kleinere Standorte konnten über das FTTH-Glasfasernetz erschlossen werden. Das Projekt «ZüriNetz 2018» ist damit erfolgreich umgesetzt, wichtige Ziele wurden erreicht.

Effizient und ausgerichtet auf die Zukunft

Anstehende hohe Erneuerungskosten für das OIZ-eigene Glasfasernetzwerk wurden vermieden, stattdessen führen Synergien und die Expertise von ewz im Leitungsbau zu deutlich geringeren Kosten für die Stadt. So konnten die jährlich wiederkehrenden Kosten für stadtexterne Kommunikationsdienstleister reduziert werden. Die Einsparungen bei Miete, Betrieb und Wartungsaufwand für die Technikräume reduzieren den laufenden Aufwand erheblich. Allein die jährlichen Einsparungen für Energie belaufen sich auf rund 180 000 Franken.

Das neue ZüriNetz ist ein leistungsfähiges, stabiles und auf die Zukunft ausgerichtetes Fundament für die städtische IT. Es ist unser zentrales IT-Nervensystem und wichtige Voraussetzung für alle städtischen Digitalisierungsvorhaben. Die neue Topologie ist sowohl für aktuelle, als auch für steigende Ansprüche an Sicherheit, Verfügbarkeit, Skalierbarkeit und Flexibilität vorbereitet.

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Dieser Artikel erschien erstmals im November 2019 in einer stadtinternen Publikation und wird hier leicht überarbeitet und aktualisiert zum ersten Mal öffentlich publiziert.

Autor

Gerhard Langer ist Vizedirektor und Leiter Infrastruktur bei der OIZ.