Die Umweltqualität in Zürich im Überblick
Zürich hat eine gute Umweltqualität. Die Luftqualität ist im internationalen Vergleich sehr gut, die Schadstoffbelastung jedoch an stark befahrenen Achsen deutlich zu hoch. Ein Drittel der Einwohner und Einwohnerinnen erleiden gesundheitliche Einbussen infolge zu hoher Lärmeinwirkungen. 20 Prozent des städtischen Siedlungsgebiets ist in Sommernächten überwärmt, sodass ein Teil der Einwohnenden im Sommer häufiger mit Tropennächten konfrontiert ist. Etwa 60 Prozent der Einwohnerinnen und Einwohner können Freiräume mit hoher Aufenthaltsqualität leicht erreichen. Die Wasserqualität im Zürichsee und in den Flüssen ist gut, die Trinkwasserqualität hervorragend. Weniger gute Bedingungen bieten die Gewässer jedoch für Wasserlebewesen. Ökologisch wertvolle Flächen mit einer hohen Artenvielfalt nehmen auch trotz grossem Einsatz der Stadt nur langsam zu. Bei der Lichtverschmutzung im Stadtgebiet setzt sich die Stadt für sinnvolle Massnahmen ein, damit Mensch und Tier möglichst ungestört sind, wenn es dunkel ist. Dasselbe gilt für die Mobilfunkantennen. Bei Sendeanlagen auf Stadtgebiet sorgt die Stadt für die Einhaltung der Grenzwerte.
Die Belastungsgrenzen der Erde sind überschritten. Auch wenn der Anteil der Schweiz an den gesamten globalen Belastungen gering ist – bei den Treibhausgasen beträgt er 0,2 Prozent – ist die Umweltbelastung pro Person dennoch um ein Vielfaches zu hoch. Je nach betrachteter Belastungsgrenze sind es der motorisierte Individualverkehr, der Wärmebedarf oder das Ernährungsverhalten, die massgeblich zur Überschreitung der Nachhaltigkeitsgrenze beitragen, wie die erstmalig für die Stadt Zürich erstellte Berechnung zeigt. Die Auswertungen machen deutlich, dass die durchschnittliche Umweltbelastung in fünf von acht global wichtigen Bereichen zu hoch ist, insbesondere bei den Treibhausgasemissionen und den Auswirkungen auf das Artensterben.
Um die Umweltbelastungen zu reduzieren und den Planeten zu entlasten, ist die Unterstützung von allen gefragt: Verwaltung, Bevölkerung, Wirtschaft und Forschung. Die Energiebereitstellung, die Erzeugung von Gütern und Dienstleistungen muss möglichst ressourcenschonend erfolgen, die Rahmenbedingungen derart gestaltet werden, dass ein nachhaltiger Lebensstil als selbstverständlich erachtet wird und zugleich Gestaltungspielraum für unterschiedliche Bedürfnisse besteht.
Der Klimawandel ist längst in Zürich angekommen. In den letzten 155 Jahren ist die Durchschnittstemperatur bereits um gut 2 °C gestiegen. Die Stadt bekennt sich zu einem aktiven Klimaschutz und setzt in allen klimarelevanten Bereichen Massnahmen zur Reduktion von direkten und indirekten Treibhausgasemissionen um - gemäss Vorgabe der in der Gemeindeordnung verankerten Zielsetzung von 1 Tonne CO2 pro Person und Jahr bis 2050.
Mit dem Pariser Klimaschutzabkommen, wonach die menschgemachte Erwärmung auf rund 1,5 °C begrenzt werden soll, muss diese Zielsetzung verschärft werden. Die Reduktion von Treibhausgasen steht zuoberst auf der politischen Umweltagenda und fliesst in alle Strategien rund um Umwelt, Energie oder Verkehr sowie bei der öffentlichen Beschaffung mit ein. Städtische Neubauten genügen höchsten energetischen Anforderungen, die Busse der Verkehrsbetriebe Zürich werden bald nur noch elektrisch betrieben und die Stadt baut das Fernwärmenetz aus. Für Unternehmen, Private und Schulen bietet sie verschiedene Angebote zum Klimaschutz und zur Ressourcenschonung an, etwa Umwelt- oder Mobilitätsberatungen für Unternehmen oder Beratungen zum Heizungsersatz.
Konkret fühlbar wird die Erwärmung in der Stadt an Hitzetagen oder in Tropennächten, die deutlich häufiger auftreten als früher. Rund 20 Prozent des Siedlungsgebiets der Stadt Zürich sind bereits heute nachts überwärmt. Um dem entgegenzuwirken, werden in Planungsinstrumenten Aspekte des Stadtklimas berücksichtigt, gestützt auf neue Grundlagen wie die Fachplanung Hitzeminderung. Konkret kühlen bestehende und neue Grün- und Freiräume die Umgebung und verbessern dadurch das Lokalklima. Neben der Hitzeminderung zählen zu den Herausforderungen bei der Klimaanpassung aufgrund zunehmender Trockenheit und Extremniederschlägen zudem die Wasserspeicherung und der Hochwasserschutz, aber auch die Zunahme von invasiven Pflanzen und Tieren.
Knapp 30 Prozent der jährlichen 13 Tonnen CO2-Emissionen eines durchschnittlichen Stadtzürchers gehen auf das Konto der persönlichen Mobilität, wobei der motorisierte Individualverkehr mit 17 Prozent knapp zwei Drittel davon ausmachen. Letzterer gibt zudem Schadstoffe in die Luft ab, verursacht Lärm und kann zu einer Stressbelastung führen. Rund 140 000 Menschen in der Stadt sind an ihrem Wohnort durch übermässigen Lärm belastet. Die Verdichtung, neue Arbeitsplätze und der Pendlerverkehr stellen die städtische Verkehrspolitik vor grosse Herausforderungen. Der Klimaschutz, die Reduktion von Lärmemissionen sowie die Verbesserung der Luft stehen dabei im Fokus.
Ein bedeutendes Ziel des Programms Stadtverkehr 2025 ist es, den öffentlichen Verkehr sowie den Fuss- und Veloverkehr attraktiver zu gestalten und den Anteil am gesamten Verkehrsaufkommen weiter zu erhöhen. Der motorisierte Individualverkehr nimmt zwar ab und ist mit 25 Prozent im Vergleich zu anderen Grossstädten niedrig, den Anteil bis 2025 auf 20 Prozent zu senken, bleibt aber ehrgeizig.
Der öffentliche Verkehr bewältigt heute 41 Prozent des gesamten Verkehrsaufkommens, der Veloverkehr beträgt lediglich 8 Prozent. Was den Flugverkehr anbelangt, nahmen schweizweit die pro Person geflogenen Kilometer innert 5 Jahren (2010 bis 2015) um 78 Prozent zu – und die Zürcher Bevölkerung fliegt deutlich mehr als der Schweizer Durchschnitt. Das belastet das Klimabudget der Stadt erheblich.
Potenzial besteht beim Umstieg von fossilen Antrieben auf Elektromobilität: Mit dem Zürcher Strommix lassen sich 50 Prozent an CO2-Emissionen einsparen, wenn Benzin- und Dieselfahrzeuge ersetzt werden. Zusätzlich soll die Digitalisierung als Chance für eine nachhaltigere Mobilität vermehrt genutzt werden. Tempo 30 ist eine wirksame Massnahme, um den Fuss- und Veloverkehr attraktiver und sicherer zu gestalten. Zudem reduziert eine Geschwindigkeitsreduktion die Lärmbelastung und verbessert die Verkehrssicherheit, ist wirksam, kostengünstig und erhöht die Lebens- und Aufenthaltsqualität.
Unsere Ernährung ist für einen Drittel der Umweltbelastung verantwortlich und verursacht einen Zehntel der Treibhausgasemissionen. Die Gründe für den hohen Anteil sind bei der Produktion von Lebensmitteln zu suchen, die Böden, Wasser und Luft verunreinigt, die Artenvielfalt reduziert und das Klima belastet. Am umweltverträglichsten sind saisonale pflanzliche Produkte aus der Region. Treibhausgase fallen in beheizten Gewächshäusern, bei der Aufzucht von Tieren, aber auch bei der Verarbeitung, Lagerung und Kühlung und beim Transport an. Mehr dazu im Kapitel Ernährung.
Grosses Sparpotenzial besteht bei der Vermeidung von Food Waste; die Umweltbelastung der Ernährung liesse sich um 22 Prozent senken. Ein Drittel aller Lebensmittel wandert in der Schweiz in den Abfall, davon wären zwei Drittel noch geniessbar.
Die Stadt Zürich zeigt mit der Strategie Nachhaltige Ernährung Herausforderungen und Chancen auf, legt die Stossrichtung für künftige Massnahmen fest und setzt diese in den städtischen Verpflegungsbetrieben konsequent um. Sie setzt sich für nachhaltige Beschaffungskriterien in der gesamten Wertschöpfungskette ein, fördert eine nachhaltige Produktion, die Zusammenarbeit regionaler Akteurinnen und Akteure und eine Verteilung mittels kurzer Wege. Unter anderem hat die Stadt Zürich eine Herkunftsbezeichnung für lokale Landwirtschaftsprodukte ins Leben gerufen (Stadtpur) und konnte die Lebensmittelabfälle in den Alterszentren bereits um 18 Prozent reduzieren. Der Einkauf für städtische Betriebe erfolgt konsequent nach Nachhaltigkeitskriterien.
Gemäss Prognosen des Bundesamtes für Statistik wird die Bevölkerung der Schweiz in den nächsten Jahren weiterwachsen. Bund und Kantone wollen die Bevölkerungszunahme in den Städten konzentrieren, um eine weitere Verbauung von Grün- und Freiräumen ausserhalb des Siedlungsgebiets zu verhindern. Für die Stadt Zürich bedeutet das rund ein Viertel mehr Einwohnerinnen und Einwohner bis 2040, nachdem die Bevölkerung von 2000 bis 2018 bereits um 60 000 auf 420 000 Personen gewachsen ist. Daneben wird auch die Zahl der Arbeitsplätze in der Stadt weiter ansteigen.
Um Grün- und Freiräume für Natur, Landwirtschaft und Erholung im stadtnahen Umfeld zu erhalten, bleibt nur die Siedlungsentwicklung nach innen. Die Stadt Zürich versteht das Wachstum der Wohn- und Arbeitsbevölkerung als Rahmenbedingung und Chance und will die Anforderungen, die durch Wachstum und Veränderung ausgelöst werden, zum Vorteil für eine qualitätsvolle räumliche Stadtentwicklung nutzen. Die Schwerpunkte liegen bei der Weiterentwicklung des öffentlichen Verkehrs und einer gemischten Gebäudenutzung durch Wohnen und Gewerbe, um für möglichst kurze Wege zu sorgen. Daneben gilt es, naturnahe und miteinander vernetzte Lebensräume von wild lebenden einheimischen Pflanzen und Tieren zu erhalten und gleichzeitig ausreichend Erholungsräume für die Bevölkerung zur Verfügung zu stellen.
Die gegenwärtigen Investitionen am Finanzmarkt unterstützen eine Wirtschaftsweise, die weit von den in Paris festgelegten Klimazielen entfernt ist und längerfristig zu einer weiteren Klimaerwärmung führen würde. Unternehmen gehören mit zu den Hauptverursachern von Umweltbelastungen. Es gilt deshalb, den Umbau der Wirtschaft in Richtung einer ökologisch und sozial verantwortlicheren Produktionsweise zu unterstützen und voranzutreiben.
Die Stadt Zürich nimmt ihre Verantwortung auf verschiedenen Ebenen wahr: mit einer Strategie zur nachhaltigen Beschaffung oder im Dialog und mit Beratungen für eine ökologisch bewusstere Unternehmensführung. Daneben berücksichtigen die Pensionskasse und die Unfallversicherung als Finanzmarktakteure Nachhaltigkeitskriterien. Mehr dazu im Kapitel Wirtschaft & Finanzen.