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SCHERE STEIN PAPIER

Antrag zur Überarbeitung

  • Architektur
    Bollhalder Eberle Architektur, Raphael Bollhalder, Christian Walser, Markus Bollhalder,
    Sihlfeldstrasse 10, 8003 Zürich
  • Verantwortlich
    Barbara Waltert
  • Mitarbeit
    Jakob Sprenger, Matthias Gorla, Maja Hodel, Nadine Weger, Anina Huber, Pierre Métrailler
  • Landschaftsarchitektur
    vetschpartner Landschaftsarchitekten AG,
    Neumarkt 28, 8001 Zürich
  • Verantwortlich
    Nils Lüpke
  • Bauingenieurwesen
    Borgogno Eggenberger + Partner AG, St. Gallen
  • Energie- und Gebäudetechnik
    Wirkungsgrad Ingenieure, Luzern
  • Photovoltaik
    sundesign photovoltaic engineering, Stallikon
  • Verkehrsplanung
    F. Preisig AG, St. Gallen
  • Brandschutzplanung
    Siplan AG, Bern
  • Fassadenplanung
    Dr. Lüchinger+Meyer AG, Zürich
  • Elektroplanung
    Walter Salm, Meier & Partner AG, Zürich
  • Visualisierungen
    maaars architektur visualisierungen, Zürich

Drei schlichte Quader reihen sich entlang der Tramstrasse zu einer durchlässigen Bebauung aneinander und zeichnen die programmatische Aufteilung der Schulanalage Saatlen in Sonderschule (SKB), Primar- und Sekundarstufe volumetrisch ab. Leicht zueinander versetzt angeordnet, schaffen die Bauten allseitig verteilte, differenzierte Aussenräume für verschiedene Altersstufen und Nutzungsarten. Während die Gebäude der SKB und der Primarschule mit lediglich drei Obergeschossen in Erscheinung treten und damit angemessen auf die Massstäblichkeit der gegenüberliegenden, inventarisierten Wohnsiedlung Vitasana reagieren, türmt sich an der Ecke Saatlen- / Tramstrasse die Sekundarschule zum weithin sichtbaren Hochpunkt auf. Die grundsätzlich subtile Setzung im städtebaulichen Kontext wird durch diese expressive Geste etwas konterkariert. Durch die Aufteilung der Schule auf drei Baukörper gelingt eine sorgfältige Einordnung ins Quartier. Der Hochpunkt an der Saatlenstrasse wird von der Jury allerdings kritisch betrachtet: Seine Höhe verunklärt das sonst selbstverständliche Zusammenspiel der drei Bauten.

Durch die Konzentration der Neubauten auf die nördliche Parzellenhälfte wird gegen Süden ein grosszügiger Freiraum geschaffen. Das orthogonale Erschliessungssystem und die daran angebundenen Baumreihen strukturieren diesen in funktionale Einheiten und schaffen abwechslungsreiche räumliche Sequenzen durch verschiedenartige Aussenraumtypen. Im Kontext des Organischen Städtebaus mit seinem grundsätzlich locker gestreuten Baumbestand wirken die schnurgeraden Alleen aber etwas fremd. Die resultierende Gliederung des Freiraums sowie die Adressierung erscheinen klar. Die nach Süden ausgerichtete Terrasse der Primarschule mit den Strukturen für Kletterpflanzen verspricht, ein identitätsstiftender Ort für das neue grösste Schulhaus von Zürich, aber auch für das Quartier zu werden. Obwohl die Projektverfassenden sorgfältig die bestehenden Grünräume mit ihrer Vegetation analysiert haben, wird die prägnante und geschützte Buchengruppe an der Schörlistrasse leider einschneidend reduziert. Im Bereich der längsseitigen Grünsäume besteht mit den Bestandswegen und den neuen Verbindungsachsen eine unnötige Wegverdoppelung, vor allem unter Anbetracht, dass die langen, geraden Achsen keine Fortsetzung ins Quartier finden. Zugunsten einer besseren Einbettung wird der dritte Allwetterplatz nur in halber Grösse angeboten, dafür aber mit der Weitsprunganlage und dem Veloparcours kombiniert. Inakzeptabel gestaltet sich die Anlieferung der Mahlzeiten, welche eine Querung des Gesamtareals mit Wendemanöver auf dem Pausenplatz der Sekundarschule erfordert. Auch die offene Tiefgarageneinfahrt über den Grünzug ist nicht nachvollziehbar.

Alle Gebäude weisen mehrseitig Zugänge auf. Den unterschiedlichen Ankunftsrichtungen der Kinder wird damit Rechnung getragen. Die Gesamtanlage wirkt übersichtlich organisiert und bietet eine gute Orientierung, einzig die strassenabgewandten Eingänge zum Sportbereich sind für externe Besucher wohl eher schwer auffindbar. Die drei Baukörper weisen eine artverwandte, den jeweiligen Nutzungen und Cluster-Grössen angepasste Raumstruktur auf. Markante Ungleichheiten zeigen sich bei den Klassenzimmern: während sie an den Gebäudeecken zweiseitig natürlich belichtet werden, weist die Mehrheit der Unterrichtsräume lediglich stirnseitig ein Fensterband auf. Durch minimale Geschosshöhen und tiefliegende Fensterstürze werden diese Zimmer nur unzureichend mit Tageslicht versorgt. Im Gegensatz zu den niedrigen Gebäuden der SKB und Primarstufe, die selbst für zukünftige Aufstockungen noch Raum lassen, besteht bei der Sekundarschule aufgrund der bereits erreichten maximalen Gebäudehöhe von 25 Metern bezüglich der Raumhöhen kein Anpassungsspielraum mehr. Eine umfassende Neuorganisation von Teilbereichen wird unumgänglich sein.

Äusserst ungelenk stehen die Haupttreppen der Primarschule in den Eingangsbereichen. Ihre Lage verengt die Antrittspodeste und beschneidet dennoch sowohl die Deckenkonstruktion als auch den Luftraum der Sporthalle. Bei einer Geschosshöhe von 3,4 Metern scheint ein Treppenzwischenpodest unumgänglich, was den räumlich-strukturellen Konflikt weiter verschärft. Wünschenswert wäre auch eine grosszügigere innere Erschliessung von der Primarschule zum Sportbereich anstelle der minimal bemessenen Korridore. Aufgrund der spiegelsymmetrischen Cluster-Anordnung ergeben sich im 2. Obergeschoss der Primarschule zwei gefangene, lediglich zenital belichtete Betreuungsräume, was eine potenzielle zukünftige Umwandlung in Klassenzimmer verunmöglicht. Verbesserungsbedürftig erweist sich auch die Belichtungssituation der innenliegenden Betreuungs- und Gruppenräume im Kindergarten. Weitestgehend schlüssig organisiert sind aber die beiden Regelgeschosse der SKB, wenn auch erst mit bescheidenen räumlichen Qualitäten. Die Vorzone vor den Aufzügen ist aufgrund der Bedeutung für den Schulbetrieb aufzuwerten. Am kräftigsten zeigt sich das Projekt bei seiner mit Rankenpflanzen überwachsenen Terrasse der Primarschulmensa, deren bemerkenswerte Aufenthaltsqualität bei den anderen beiden Bauten umso mehr fehlt.

Im architektonischen Ausdruck zeigt sich die Schulanlage dezidiert zurückhaltend. Filigrane Metallprofile und Blechverkleidungen zeichnen die Struktur des Stützen-Platten-Systems an den Fassaden ab. Photovoltaikpaneele bekleiden lediglich den Dachrand, womit die angestrebte Solarstromproduktion als Beitrag zur Energiewende bei weitem nicht erreicht wird. Gemäss statischer Vorprüfung erfordert die Überspannung der Sporthallen mit Vierendeelträgern eine Halbierung von deren Tragachsen, was in zusätzlichen strukturellen Vertikaldurchdringungen mündet. Insbesondere in der Mensa und bei den Haupttreppen sind die räumlichen Konsequenzen noch nicht ersichtlich. Konstruktiv rätselhaft bleibt das Hybridtragwerk mit 30 Zentimeter starken Stahlbetondecken auf Breitflanschträgern. Insbesondere im Bereich der Sporthallen wirft das Tragsystem Fragen auf. Ob in Zeiten der Klimadebatte reine Stahl-Beton-Tragwerke mit Glas-Metallfassaden die zukunftsweisende Konstruktionsmethode der grössten Schule der Stadt Zürich sein sollen, wird in der Jury kontrovers diskutiert.

Einfache Bauvolumen, eine hohe Durchlässigkeit und Durchgrünung sowie ein zurückhaltender architektonischer Ausdruck sind wesentliche Merkmale der Steiner'schen Gartenstadt. Insgesamt gelingt es dem Projekt SCHERE STEIN PAPIER, gut auf diesen besonderen Kontext zu reagieren und eine zeitgemässe Antwort für die anspruchsvolle Aufgabe der neuen Schulanlage Saatlen zu finden.

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