Global Navigation

Interview medizinische Fachperson Einsatzleitzentrale

Sarah Ott, welchen beruflichen Hintergrund bringst du mit?

Ich arbeite schon über 22 Jahre in der Einsatzleitzentrale. Ich kam im Jahr 2000 in die damalige Zentrale der Feuerwehr in Zürich Wiedikon. Davor habe ich die Handelsmittelschule absolviert und bin durch ein zweijähriges Bankpraktikum in die Berufswelt eingestiegen. Nach einem Auslandaufenthalt arbeitete ich wieder auf der Bank als Kundenberaterin. Dann habe ich mich bei der Feuerwehr Zürich als Disponentin beworben. Nach fünf Jahren wurden die Zentralen der Feuerwehr und der Sanität zusammengelegt und wir wurden zu Polydisponent*innen ausgebildet. 

In welcher Form kommen dir deine Kompetenzen aus deiner Erstausbildung heute zugute?

Das A und O finde ich, ist, dass man multitaskingfähig ist. Man muss gleichzeitig aktiv zuhören, Fragen stellen und das Zehn-Finger-System bedienen können. Durch die kaufmännische Ausbildung war ich mit dem Zehnfingersystem schon vertraut, auch das Bedienen des Computers beherrschte ich. Als Kundenberaterin einer Bank waren mir auch Kundengespräche und die Gesprächsführung eine Hilfe. 

Natürlich kommt dann noch der Faktor Stress dazu, weil die Anrufenden häufig gestresst sind. Da hilft es, wenn man in hektischen Situationen ruhig und professionell bleiben kann. 

Wie muss man sich den Ablauf einer Schicht vorstellen?

Der Tag in der Einsatzleitzentrale (ELZ) beginnt um 6.30 Uhr oder 18.30 Uhr. Ich komme rechtzeitig ins OPC 1 am Flughafen, ziehe mich in der Garderobe um, da wir in Dienstkleidung arbeiten. Dann betrete ich die ELZ, begrüsse meine Arbeitskolleg*innen aus der Nachtschicht und die Dienstantretenden. Ich melde mich am Computer an und um 6.30 Uhr startet der Rapport mit der Schichtleitung. Sie informiert uns über die vergangene Nacht und über Bevorstehendes: Sind Veranstaltungen oder Feuerwehr-Übungen geplant? Erwarten wir ein Unwetter? Nach wenigen Minuten übernimmt die Tagschicht und löst die Nachtschicht ab. 

Meine Aufgaben für den Tag sind: Die Notrufe 144 und 118 entgegennehmen, Bandmeldeanlagen an- und abmelden sowie Verlegungstransporte für Spitäler aufnehmen. Man ist mit Patient*innen, Ärzt*innen und der Polizei in telefonischem Kontakt. Im Verlauf des Tages kommen noch weitere med. Fachpersonen Einsatzleitzentrale dazu, die uns unterstützen. Man kann nicht sagen wie der Tag wird. Mal ist es eher ruhig, dann von einem Moment auf den anderen kann es wieder sehr hektisch sein. Die Mittagspause organisieren wir gestaffelt, damit immer genügend Mitarbeitende die Notrufe entgegennehmen können. Da wir jederzeit einsatzbereit sein müssen, essen wir im gleichen Gebäude. Um 18.30 Uhr ist unsere Nachtablösung bereit für den Rapport und wenige Minuten später übernehmen sie. Ich melde mich vom Computer ab und mache mich zufrieden auf den Heimweg. 

Was schätzt du an deinem Beruf?

Das Schöne an meinen Arbeitstagen ist, dass sie sehr abwechslungsreich sind. Es ist eine sinnvolle Arbeit und man hat nach dem Arbeitstag das Gefühl, vielen Leuten geholfen zu haben. Nach Arbeitsschluss hat man auch keine Pendenzen, denn jeder Tag fängt wieder bei null an. Es ist ein sehr kommunikativer Job und ohne Teamwork geht gar nichts. Man arbeitet Hand in Hand mit den Disponent*innen und jeder hat dasselbe Ziel, den Kund*innen und Patient*innen zu helfen. Ich arbeite auch schon so lange im Schichtdienst, dass ich gar nicht mehr weiss, ob ich zu normalen Arbeitszeiten von 8.00–17.00 Uhr arbeiten könnte. Ich schätze es, auch mal Freitage unter der Woche zu haben. Aber es ist auch eine Herausforderung, das soziale Leben im Schichtdienst zu planen. 

Was braucht es, um medizinische Fachperson in der Einsatzleitzentrale zu werden?

Medizinische Kenntnisse oder Erfahrungen in einer Feuerwehr sind sicher von Vorteil – medizinische Kenntnisse vielleicht noch etwas mehr, weil die Sanitätsnotrufe überwiegen. Aber da ich ja selber auch Quereinsteigerin bin, finde ich es viel wichtiger, dass man fit am Computer ist. Das Zehnfingersystem ist unabdingbar. Zudem ist Multitasking mit gleichzeitigem Sprechen, Schreiben und Zuhören gefragt. Man sollte kommunikativ und stressresistent sein, zudem ist jede Fremdsprache willkommen. 

Welche deiner persönlichen Eigenschaften sind dir im Arbeitsalltag eine Hilfe?

Mir kommen meine Teamfähigkeit, Multitasking-Fähigkeit und die Stressresistenz sehr entgegen. Ebenso wertvoll ist, dass ich in hektischen Situationen Ruhe bewahren kann und kommunikativ sowie entscheidungsfreudig bin.

Weitere Informationen