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Beratung zu sexueller Entwicklung und Erziehung bei der Mütter- und Väterberatung Stadt Zürich.

In unseren Beratungen sind Fragen zu kindlicher Sexualität ein Thema, das die Eltern verunsichern kann, da sie mit erwachsenem Blick die Situation beurteilen. Sobald sie dann die kindliche Entwicklung, den Ursprung und die Wichtigkeit dieser Erfahrungen verstehen, beginnen sie wieder viel entspannter mit den Situationen, die daraus resultieren, umzugehen. Hier einige Beispiele aus unserem Beratungsalltag:

Beratung

Frage einer Mutter eines 7 Monate alten Jungen:

Mein Sohn ist nun 7 Monate alt und sobald wir ihn wickeln greift er an seinen Penis und zieht sehr fest daran. Mein Mann meint, er könne sich dabei verletzen. Ist das normal? Sollen wir das unterbinden?

Antwort der Mütter- und Väterberatung

Ihr Kind erkundet seinen Körper, und genauso wie er seinen Fuss greift und daran zieht, macht er es mit seinem Penis. Das ist ganz normal und gehört zum Entdecken des eigenen Körpers dazu. Sie dürfen dies auch gerne benennen, damit er weiss, dass sein Penis genauso zu seinem Körper gehört wie die Nase oder das Ohr. Da man bei den Jungen die Vorhaut bei der Intimpflege auf keinen Fall zurückschieben sollte, weil die Vorhaut und die Eichel noch verklebt sind und es sonst zu Verletzungen kommen kann, löst sich durch das Ziehen und Kneifen Ihres Sohnes die Vorhaut ganz natürlich.

Frage einer Mutter einer 3-jährigen Tochter:

Meine Tochter macht diese schaukelnden, reibenden Bewegungen immer und immer wieder. Es sieht so aus als würde sie sich selber befriedigen. Sobald sie auf ihren Trip-Trap steigt, beginnt sie damit (zeigt eine Videoaufnahme), ich war schon beim Kinderarzt. Was sollen wir tun, wie damit umgehen? Ist es normal, dass sie dies so exzessiv auslebt?

Antwort der Mütter- und Väterberatung

Es ist ganz natürlich in diesem Alter, dass Ihre Tochter entdeckt, dass ihr dieses Schaukeln und Reiben ein lustvolles Gefühl ermöglicht. Dies kann in einer Art Euphorie über einige Zeit sehr häufig vorkommen, auch in Gegenwart von Erwachsenen und anderen Kindern. Dieser Lustgewinn ist aber im Gegensatz zu den Erwachsenen ein Ganzkörpererlebnis und weniger nur auf den Intimbereich reduziert. Machen Sie Ihrem Kind verständlich, dass es manchen Menschen unangenehm ist dies zu sehen, es aber Orte und Zeiten gibt, wo es dies ausleben darf, zum Beispiel im eigenen Zimmer, vor dem Essen am Familientisch. Diese Grenzen zu setzen gehört auch zur Sexualerziehung dazu und zeigt Ihrem Kind, dass es nicht darum geht, sein Verhalten zu unterbinden, sondern dass es für diese Erfahrung gewisse Regeln und Schutz braucht. Haben Sie Geduld. Ihr Kind wird das nicht sofort verstehen und umsetzen können. Jedoch gehört es auch zu Ihren Aufgaben, das Kind vor den Blicken und negativen Reaktionen anderer Menschen zu schützen.

Frage einer Mutter eines Neugeborenen Mädchen, 6 Wochen alt:

Wie mache ich die Intimpflege bei meiner Tochter? Es scheint immer weisse Resten und Stuhl zwischen den Schamlippen zu haben, und ich getraue mich kaum dazwischen zu gehen.

Antwort der Mütter- und Väterberatung

Für die Intimpflege bei den Mädchen dürfen Sie einfach einen weichen Waschlappen oder Watte mit lauwarmem Wasser nehmen und die Vulva von oben nach unten waschen, so gelangen keine Keime aus dem Darm in die Vagina. Wenn die Stuhlreste hartnäckig kleben, etwas Öl dazu nehmen und mit leichtem Druck auch zwischen den Schamlippen reinigen. Der weisse Ausfluss ist noch eine Reaktion auf die mütterlichen Hormone. Sie dürfen die Pflege auch gerne benennen: Zum Beispiel «jetzt wasche ich dir deine Vulva, jetzt die Schamlippen», so wie Sie es auch bei einem anderen Körperteil beschreiben würden. So wird der Intimbereich nicht zu einem namenlosen Ort und das Kind wird später Wörter haben, wenn es im Intimbereich juckt oder brennt.

Frage einer Mutter eines 3 ½-jährigen Sohnes:

Mein Sohn macht bei uns in der Siedlung im Innenhof im Gebüsch vermehrt sein grosses Geschäft und entdeckt mit seinem Gspänli den Kot mit Stecken. Die Grossmutter meint, es sei mit ihm etwas nicht normal, wir sollten dies sofort unterbinden, und das mache man in diesem Alter nicht mehr. Wir sind verunsichert und wissen nicht, wie wir damit umgehen sollen.

Antwort der Mütter- und Väterberatung

Kinder erleben ihren Körper mit allen Sinnen. Sie empfinden noch keinen Ekel so wie wir ihn kennen und sie sind Stolz, was sie selber produzieren und ausscheiden können. Dazu gehört auch das untersuchen des eigenen Kots. In diesem Alter kommt natürlich dazu, dass man dies gerne mit einem vertrauten Gspänli teilt. Wenn Sie Angst haben, dass er dies in aller Öffentlichkeit auslebt, dürfen Sie ihm ruhig erklären, dass er nun gross genug ist sein grosses Geschäft zu Hause zu machen und dass der Kot im WC heruntergespült wird, da es für einige Menschen draussen schlecht riecht und es ihnen unangenehm sein kann. Ermöglichen Sie ihm danach, die sinnliche Erfahrung mit Knete zu machen, indem Sie ein Kotknetspiel bereitstellen. So können Sie spielerisch ein anderes Material einführen, dass für Sie und die Grossmutter angenehmer ist. Ihr Sohn kann trotzdem seine Phase mit seinem Gspänli lustvoll und spielerisch ausleben, indem sie mit der Knete Kotbrot backen, Kotpizzateig kneten, Gaggiknete für das Topping wählen.

Die wichtige Nachricht, die Sie Ihrem Sohn mitgeben ist: Mein Kot ist OK, ich bin OK, mein Handeln kann man verändern, es gibt alternative sinnliche Erfahrungen zu machen und sie müssen sich nicht Sorgen, dass sich Ihr Sohn der Öffentlichkeit aussetzt.

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