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«Wir sind beide Mütter - das verbindet uns sehr»

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Nadine Stüssi ist seit bald zwei Jahren in einem Tandem mit Selma* aus Eritrea. Wobei - genau genommen ist es mittlerweile ein Tandem zwischen den ganzen Familien der beiden Frauen. Sie kennen auch je ihre Freundeskreise und Familien und teilen viele schöne Erfahrungen.

10. Februar 2022

«Kurz nach Beginn unserer Treffen bekam Selma ihr erstes Kind. Ich war ein halbes Jahr zuvor selber das erste Mal Mutter geworden. Somit haben wir beide Kinder in ähnlichem Alter und treffen uns auch häufig alle zusammen. Mal sind wir auf dem Spielplatz oder machen gemeinsam einen Spaziergang oder die Kinder spielen zusammen bei ihr oder bei mir Zuhause. Zum Glück verstehen sich die Kinder ganz gut. Und uns verbindet diese geteilte Erfahrung sehr. Wir tauschen uns viel über Kinderthemen aus. Unsere Partner kennen sich mittlerweile auch.

Seit der Geburt ihres Kindes geht Selma nicht mehr in Deutschkurse oder sonstige Programme. Umso wertvoller war unser regelmässige Austausch auf Deutsch. Sie hat sich auch eine Zeit lang mit meiner Mutter zum Deutschlernen getroffen, welche Deutschkurse anbietet.

Zwei Highlights haben unser Tandem bisher besonders geprägt. Das erste war die Hochzeit von Selma und ihrem Partner. Es war eine grosse Herausforderung, bis wir alle notwendigen Papiere zusammen hatten, was sehr belastend für die beiden war. Aber plötzlich ging alles sehr schnell und sie bekamen einen Termin auf dem Standesamt für die Trauung. Ich war als eine der Trauzeuginnen mit meinem Sohn mit dabei. Anschliessend haben wir Fotos auf der Brücke beim Standesamt gemacht und dann bei ihnen Zuhause gegessen. Alle haben sich sehr gefreut und waren erleichtert.

Das zweite Highlight war, als die beiden endlich eine eigene Wohnung gefunden haben. Zuvor hat Selma in einer Gemeinschaftsunterkunft gewohnt und ihr Partner in einer kleinen WG. Es war immer sehr eng und bedrückend. Ich habe sie dabei unterstützt, die Bewerbungen zu erstellen, sich auf Plattformen zu registrieren und Besichtigungstermine abzumachen. Zu den Besichtigungen ging Selma jeweils alleine. Einer der vielen Versuche hat dann tatsächlich geklappt und nun wohnen sie seit einem Jahr in einer schönen Stadtwohnung. Das war ein sehr erleichternder Moment und ich spürte, wie eine Last von ihren Schultern fiel.

Zu Beginn fiel es mir eher schwer, mich abzugrenzen bei den vielen Themen, die auftauchten. Aber in den letzten Monaten habe ich diesbezüglich viel dazugelernt.

Mittlerweile kennen wir auch die Freundeskreise und Familien voneinander, was sehr schön ist. Selma scheint sich auch zu freuen, eine Schweizer Freundin zu haben.

Wir sehen uns nicht mehr ganz so häufig wie am Anfang, aber ich möchte weiterhin für sie da sein und sie auch in Zukunft bei all den vielen Fragen und Themen unterstützen und begleiten.»


*Name geändert