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Potenzial erkennen und Chancen bieten: eine Win-Win-Situation

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Milica Kostic hat als Erwachsene eine Lehre als Fachfrau Gesundheit im Gesundheitszentrum für das Alter (GFA) Mattenhof angefangen. Was sie dazu bewog, wie sie die Lehre erlebt und welche Vorteile ihre (Lebens-)Erfahrung ihr bringt, erzählt sie im Interview.

19. Oktober 2023

Milica Kostic
«Arbeiten auf der Demenzabteilung bedeutet, sich jeden Tag auf neue Situationen einzustellen – mit viel Empathie, Verständnis und Geduld.»

 

 

Milica, wie kommt es, dass du dich mit 26 Jahren entschieden hast, eine Lehre anzufangen?
Ich komme ursprünglich aus Montenegro und bin mit 17 Jahren in die Schweiz gekommen. Ich wurde jung Mutter und habe mich dann in den ersten Jahren voll und ganz auf meine Kinder konzentriert – und daneben Deutsch gelernt. Jetzt, da meine beiden Töchter etwas älter sind, kann ich meine Zeit besser einteilen und eine Ausbildung in Angriff nehmen.

Warum hast du dich für die Lehre als Fachfrau Gesundheit entschieden?
Schon als Kind wollte ich Krankenschwester werden. Meine Cousins haben mir den Gesundheitsbereich nähergebracht. Fragen zu Gesundheit und Anatomie interessieren mich seit jeher. Wie viele Knochen der menschliche Körper hat und solche Sachen. Mit der Zeit habe ich zudem gemerkt, dass ich sehr gerne Menschen helfe. Nach der Ausbildung zur Pflegehelferin beim SRK habe ich im Mattenhof auf der Demenzabteilung angefangen. Meine Vorgesetzte hatte Potenzial in mir gesehen und mich gefördert und motiviert. So kam es, dass ich den Eignungstest gemacht und bestanden habe. Im August 2026 schliesse ich meine Lehre ab.

Gibt es einen Unterschied zwischen einer Lehre als Erwachsene und einer Lehre im Teenager-Alter?
Da ich bereits älter bin und zahlreiche Verpflichtungen habe, ist mein Gehalt höher. Sonst wäre das gar nicht machbar. Die Ausbildung an sich ist aber gleich: zwei Tage Berufsschule und drei Tage Arbeiten im Betrieb pro Woche. Ausserdem besuchen wir überbetriebliche Kurse, in denen wir praktisch einüben, was wir in der Schule lernen. Im Betrieb festigen wir das Geübte nochmals, und wenn wir eine Kompetenz abgeschlossen haben, können wir die Tätigkeit künftig selbständig ausführen. Die Lernenden in meiner Klasse sind zwischen 15 und 50 Jahre alt, ein richtiger Generationenmix.

Weisst du schon, wo du nach deiner Lehre arbeiten wirst?
Definitiv. Ich finde es toll, dass ich als Fachfrau Gesundheit aussuchen kann, wo ich arbeiten möchte. Die Arbeit mit kranken Kindern wäre für mich zum Beispiel nicht denkbar. Das ginge mir zu nahe. Die Langzeitpflege ist das Richtige für mich, da ich es als sehr erfüllend erachte, Menschen den letzten Abschnitt ihres Lebens zu verschönern. Auf der Demenzabteilung fühle mich angekommen. Menschen mit einer Demenz brauchen besonders viel Empathie, Verständnis und Geduld. Ich finde, auf der Demenzabteilung arbeitet man entweder mit ganzem Herzen oder lieber gar nicht.

Die Arbeit auf der Demenzabteilung gilt als besonders herausfordernd. Was reizt dich daran?
Ich bin ein sehr lebendiger Mensch und mag Austausch, Vielseitigkeit und Action. Auf der Demenzabteilung gibt es keine Routine, man muss sich immer wieder auf neue Situationen einstellen. Die Bewohnenden den sind anspruchsvoll, mal glücklich, mal aggressiv. Ich habe schon auf anderen Abteilungen ausgeholfen und die Lehre kann man auch nicht nur auf einer Abteilung machen. Ich weiss aber schon jetzt, dass ich unbedingt wieder zurück auf die Demenzabteilung möchte. Klar, die Arbeit ist anspruchsvoll, aber wer sie gerne macht, bekommt viel zurück. Menschen mit Demenz wissen nicht mehr alles, sie spüren aber sehr viel. Die Bestätigung, die ich bei meiner Arbeit bekomme, ist immens, denn die Reaktionen der Bewohnenden sind sehr direkt. Die Arbeit verlangt viel Gespür, aber natürlich auch eine entsprechende Schulung.

Was rätst du Menschen, die ebenfalls später erst eine Lehre anfangen oder sich umorientieren möchten?
Jeder sollte machen, was ihn erfüllt. Das lohnt sich. Ich mache jetzt das, was ich von Herzen gerne mache. Dafür muss man aber erst einmal realisieren, was man möchte. Das Gesundheitswesen stand für mich schon immer fest, das Thema Demenz habe ich erst später kennengelernt. Besonders wichtig ist es auch, das richtige Umfeld zu finden. Im Mattenhof gefällt mir, dass wir das Wohlbefinden der Bewohnenden und Mitarbeitenden ins Zentrum stellen. Das steht nicht nur so im Leitbild der Gesundheitszentren, sondern wird auch tatsächlich gelebt. Es ist kein Wunschkonzert, aber es wird getan, was möglich ist. Man wird ernst genommen, hat viele Möglichkeiten, sich weiterzubilden und wird gefördert. Ausserdem sind der Teamzusammenhalt und die gegenseitige Unterstützung sehr gut. Es ist ein Geben und Nehmen, auch bei der Einsatzplanung. 

 

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