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Welt-Alzheimertag: Ressourcen stärken – Lebensqualität erhöhen

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Welche Erkenntnisse aus Forschung und Praxis finden in unseren Gesundheitszentren Anwendung – und wie wirken sie sich auf das Wohlergehen der Bewohner*innen aus? Drei Beispiele geben einen kleinen Einblick.

21. September 2023

Demenz ist ein wichtiges Thema in den Gesundheitszentren für das Alter (GFA): Rund 70% unserer Bewohner*innen haben eine majore neurokognitive Beeinträchtigung. Wir orientieren uns daher in all unseren Gesundheitszentren an den neuesten Erkenntnissen, um unseren Bewohner*innen die bestmögliche Lebensqualität zu gewährleisten. Dies unter anderem anhand von Aktivierung, Sensibilisierung und Individualisierung, wie drei ausgewählte Ansätze exemplarisch aufzeigen.  

 

Aktivierung
Wir arbeiten in der Aktivierungs-, Physio- und Ergotherapie in verschiedenen Gesundheitszentren mit der Firma Dividat zusammen. Gründerin Dr. Eva van het Reve beschäftigt sich seit ihrem Doktorat im Bereich der Bewegungswissenschaften an der ETH Zürich im Jahr 2011 mit der Frage: Wie können wir die Gesundheit und Selbständigkeit der Menschen erhalten, wenn sie älter werden? Dr. Manuela Adcock, Leiterin Forschung bei Dividat, erklärte jüngst an einem Vortrag im Rahmen der Scientifica im Gesundheitszentrum für das Alter Mathysweg: «Körperliche Bewegung tut nicht nur dem Körper, sondern auch dem Gehirn gut – und sie kann die Hirnleistung verbessern.» Zudem wirke sich das Training positiv auf die Stimmung aus. Kombiniere man physisches Training mit kognitiven Herausforderungen, sei der Effekt noch grösser und wirke auch als Prophylaxe gegen Demenz. Mit anderen Worten: Idealerweise wird Bewegung mit spielerischen Elementen kombiniert, die das Hirn beschäftigen.

Im Gesundheitszentrum für das Alter Mathysweg steht darum der Dividat Senso im Fitnessraum: ein Gerät, das mittels kognitiv-motorischem Training neue Reize setzt und Hirnfunktionen anspricht. Was eher abstrakt klingt, stösst bei den Bewohner*innen auf grossen Anklang, sodass sich schon mal eine Warteschlange bildet: «Ich fange immer mit diesem Gerät an, um mich aufzulockern», erklärt ein Herr. Eine Dame meint «Das einfachste Spiel auf dem Gerät ist das mit den Ringli, aber das ist mir inzwischen zu einfach geworden».   

 

Sensibilisierung
Wir legen grossen Wert auf die umsichtige Begleitung von Menschen mit Demenz. In unserem eigenen Schulungszentrum, dem SGZ Campus, befähigen und bestärken wir alle Mitarbeiter*innen darin und schulen sie praxisnah.

Durch Selbsterfahrungsübungen erlangen die Teilnehmer*innen wichtige Erkenntnisse für die Beziehungs- und Milieugestaltung. Anhand von 13 typischen Alltagssituationen simulieren die Kursteilnehmer*innen Tätigkeiten wie Tisch decken, Auto fahren oder Aufräumen unter erschwerten Bedingungen und mit zusätzlichem Stress durch simultane akustische Signale. «Hier stossen einige Kursteilnehmende an ihre Grenzen», weiss Beatrice Widmer, Programmleiterin Bildung am SGZ Campus. Sie fügt an: «Das zieht jeweils sehr wertvolle Erkenntnisse und Diskussionen nach sich».

 

Individualisierung
Jeder Mensch ist anders – jede Demenzerkrankung auch. Darum sind eine individuelle Pflege und Betreuung von Menschen mit Demenz essenziell. Ganz nach unserem Leitbild: der Mensch im Zentrum. Ein Projekt aus dem Gesundheitszentrum für das Alter Mattenhof, das Thomas Pöcker, Fachexperte Demenz, am diesjährigen Schweizer Pflegekongress vorstellte, zielt genau darauf ab:

Die getakteten Essensabläufe standen im Widerspruch mit den Bedürfnissen der Bewohnenden auf der spezialisierten Demenzabteilung. Die Folgen davon waren Hektik und Unruhe. In einem interprofessionellen Team wurde entschieden, die Essenszeiten an den Rhythmus der Menschen mit Demenz anzupassen und von fixen Essenszeiten wegzukommen. Das Ergebnis: Eine entspannte und ruhige Atmosphäre auf der Abteilung. «Sun-Downing», also ein Zustand der Desorientierung, der während des späten Nachmittags auftritt und bis in die Nacht andauern kann, hat sich deutlich reduziert, die Schlafqualität und -dauer verbesserten sich. Und es wird erheblich weniger Reservemedikation verabreicht und deutlich mehr gegessen.