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Schulpsychologie in Bewegung

Medienmitteilung

20 Jahre Schulpsychologischer Dienst der Stadt Zürich

Der Schulpsychologische Dienst der Stadt Zürich (SPD) feiert dieses Jahr sein 20-jähriges Bestehen. Seit der Gründung hat er sich von einem eher schulfernen Dienst zu einem dezentralen, vermehrt präventiv ausgerichteten Angebot entwickelt. Heute positioniert sich der SPD deutlich näher bei Schule, Eltern und Kindern. Die Aufgaben des Schulpsychologischen Dienstes, der zu den Schulgesundheitsdiensten der Stadt Zürich gehört, wurden in dieser Zeit um Beratungsangebote in den Schulen für Lehrpersonen und Schulverantwortliche erweitert. So unterstützt der Schulpsychologische Dienst die Schulen auch bei ihrem anspruchsvollen Auftrag der integrativen Förderung.

4. Juni 2012

Gesundheit – nicht nur die physische, auch die psychosoziale Gesundheit – ist eine wichtige Grundlage für die Entwicklung, das Wohlbefinden und damit auch für die Lernfähigkeit von Kindern. Hierfür möglichst gute Voraussetzungen zu schaffen, ist in erster Linie Aufgabe der Eltern. Doch Kinder verbringen heute bis zu zehn Stunden täglich in Schule und Hort. «Die Schule trägt eine Verpflichtung, Unterricht, Betreuung und das Zusammenleben im Lebensraum Schule so zu gestalten, dass ein gesundheits- und damit auch lernfreundliches Schulklima entsteht», hält Daniel Frey, Direktor der Schulgesundheitsdienste der Stadt Zürich, fest. Der Schulpsychologische Dienst kann hier wichtige fachliche Unterstützung bieten und nimmt diese Aufgabe immer stärker war. Eine Voraussetzung dafür war die Dezentralisierung des Schulpsychologischen Angebotes ab Mitte der 90er-Jahre.

Andere Zeiten – andere Strukturen

Natürlich gab es schon vor mehr als zwanzig Jahren psychologische Unterstützung für Schulkinder der Stadt Zürich. 1992 wurde der Schulpsychologische Dienst zu einer eigenständigen Abteilung. «Anfänglich waren die Schulpsychologinnen und Schulpsychologen an nur vier Standorten tätig. Ab Mitte der 90er-Jahre wurde ein dezentraleres Angebot in den Schulkreisen angestrebt – näher bei den Schulen, den Erziehungsberechtigten und den Kindern», sagte Christine Eggensberger, Schulpsychologin und Fachbereichsleiterin beim Schulpsychologischen Dienst, anlässlich der Medienkonferenz zum 20-jährigen Jubiläum des SPD. Seit 2002 besteht in jedem Schulkreis eine Zweigstelle des Schulpsychologischen Dienstes. Pro Jahr sind rund 2000 Schülerinnen und Schüler mit dem Schulpsychologischen Dienst in Kontakt. Dabei unterscheiden sich diese Kontakte stark bezüglich der Fragestellungen und des Beratungsbedarfes.

Neue Aufgaben kommen hinzu

Vor zwanzig Jahren standen diagnostische Einzelabklärungen von Kindern mit Lernstörungen (z. B. Legasthenie, Dyskalkulie) oder Verhaltensauffälligkeiten sowie die Zuweisung von Schülern und Schülerinnen zu therapeutischen Angeboten klar im Vordergrund der schulpsychologischen Arbeit. In den letzten Jahren hat zusätzlich zu dieser Aufgabe, die Beratung von Schulleitungen, Lehrpersonen und Eltern stark zugenommen. Ein wichtiger Grund dafür ist der Paradigmenwechsel in der Volksschule: von der separierenden Förderung von Schulkindern mit besonderen Bedürfnissen zur integrativen Förderung in der Regelklasse. Bei der Suche nach einer Schulungsform, die den Bedürfnissen der Kinder entspricht, berät der Schulpsychologische Dienst die Schulen. Er ist auch für die Empfehlung von sonderpädagogischen Massnahmen zuständig. Ebenso können Schulpsychologen und Schulpsychologinnen beigezogen werden, wenn sich Lehrpersonen, Eltern und Kinder nicht darüber einig sind, welche Massnahmen für die schulische Weiterentwicklung des Kindes sinnvoll sind. «Die schulpsychologische Beratung soll nicht erst einsetzen, wenn bereits grössere Probleme bestehen, sondern vermehrt präventiv ausgerichtet sein», sagt Daniel Frey. Beispielsweise wurden Schulhaussprechstunden für Lehrpersonen eingerichtet mit dem Ziel, dass sich Lehrpersonen schon frühzeitig beraten lassen und so aufwändige Abklärungen durch den Schulpsychologischen Dienst verhindert werden.

Die Entwicklung der schulpsychologischen Beratungs- und Abklärungstätigkeit erfordert heute von den Mitarbeitenden zunehmend nicht nur fachliche Kenntnisse, sondern auch die Fähigkeiten zu koordinieren, zu vermitteln und interdisziplinär zusammenzuarbeiten.

Heutige Herausforderungen

«Die Zusammenarbeit zwischen Schule, Eltern und Fachpersonen ist in den letzten Jahren enger geworden. Sie birgt viele Chancen für gute Lösungen» sagt Jürg Forster, Leiter des Schulpsychologischen Dienstes der Stadt Zürich. «Wenn es Uneinigkeit über die nötigen Fördermassnahmen gibt, hat unser Dienst oft eine vermittelnde Funktion.» Dies erfordere eine sorgfältige Abklärungs- und Beratungsarbeit und möglichst klare, transparente Vorgehensweisen. Angesichts einer immer vernetzteren Arbeitsweise besteht eine weitere Herausforderung im Umgang mit persönlichen Informationen von Schülerinnen und Schülern und ihren Familien. In der Zusammenarbeit mit Jugendlichen, Eltern und Schule ist eine Vertrauensbasis wichtig.

Jürg Forster betont im Weiteren die Wichtigkeit von einheitlichen Rahmenbedingungen für die Schulpsychologischen Dienste im ganzen Kanton Zürich. Das Schul- und Sportdepartement der Stadt Zürich setzt sich für die Schaffung einer kantonalen Fachstelle ein, die der Qualitätssicherung in der schulpsychologischen Versorgung dienen soll.

Sicht der Kreisschulpflege

«Ich schätze die vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen der Schulpflege und dem Schulpsychologischen Dienst sehr», sagte die Präsidentin der Kreisschulpflege Glattal, Vera Lang Temperli an der Medienkonferenz. Dieses gute Verhältnis trage auch in schwierigen Momenten. Doch es gelte manchmal bestehende Grenzen der Machbarkeit wahrzunehmen. Grenzen von Eltern, welche vielleicht eine von Fachpersonen empfohlene Massnahme ablehnen, Grenzen der Interventionsmöglichkeiten - wenn andere Stellen die Notwendigkeit anders einschätzen. Auch müssen Fachpersonen wie die Schulpsychologeninnen und Schulpsychologen immer wieder selber Grenzen setzen, im Spannungsfeld zwischen Eltern, Lehrpersonen, Fachdiensten und Behörden.