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Fussball verbindet

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27. März 2024

MNA spielen beim FC Witikon Fussball
MNA sind ein wertvoller Bestandteil der A-Jugend-Mannschaft des FC Witikon geworden.

«Buru, Buru», schreit Zaker über den Fussballplatz. Er rennt mit zwei Teamkameraden aufs gegnerische Tor zu. «Uf Düütsch», ruft der Trainer vom Spielfeldrand aus. «Lauf, lauf», korrigiert Zaker. Kurz darauf der Schuss aufs Tor. Treffer! Und schon geht es weiter. Zaker hat sein Team immer im Blick. Seit kurzem ist er Kapitän der A-Jugend beim FC Witikon. Dabei ist der 17-Jährige erst seit gut einem Jahr in der Schweiz. Zaker ist aus Afghanistan geflüchtet – allein. Er ist einer von zwölf unbegleiteten Minderjährigen (MNA) aus Afghanistan, die für Witikon übers Fussballfeld rennen.

Training gibt den MNA Halt

Den Ball ins Rollen gebracht hat Philipp Burckhart, MNA-Betreuer bei der AOZ. Er hat den Kontakt zum Verein hergestellt und die Integration der Geflüchteten in die Mannschaft begleitet. Mittlerweile ist er sogar Co-Trainer beim FC Witikon. «Für die MNA ist das Training weit mehr als ein sportlicher Ausgleich», sagt er. Es hilft bei der Integration, gibt ihnen Halt in einer neuen und in vielen Bereichen noch fremden Umgebung. Teamkapitän Zaker bestätigt: «Hier muss ich nicht nachdenken. Ich fühle mich frei.»

Fussball erinnert an die Heimat

Gleichzeitig verbindet Fussball die Jugendlichen mit ihrer Heimat Afghanistan. «Dort haben sie schon als Kinder viel auf der Strasse und in Stadien gespielt», erzählt Philipp. Dass sie hier wieder Fussball spielen können, verschafft ihnen ein Stück Beständigkeit. «Es sind sogar neue Freundschaften entstanden. Ein Mitspieler hat den MNA eine PlayStation geschenkt. Jetzt besucht er sie regelmässig zum Zocken.» Dieser Spieler sei den neuen Teamkollegen gegenüber anfangs eher skeptisch gewesen. Auch hier zeigt sich: Direkte Begegnungen mit Menschen sind das beste Mittel gegen Vorurteile.

Strategen treffen auf Künstler

Von Vorbehalten ist sowieso kaum etwas zu spüren. Und doch war es nicht immer leicht. «Unsere MNA spielen anders Fussball als wir. Wir sind Strategen. Sie sind Künstler», erklärt Philipp. Die MNA hätten erst lernen müssen, ihre Positionen zu halten, abzuspielen. Und auch die bestehenden Spieler mussten umdenken, das Künstlerische der neuen Teamkollegen schätzen lernen. Inzwischen ist die Mannschaft zusammengewachsen. Nach dem Training hört man die Fussballer Schweizerdeutsch miteinander reden – auch die MNA.

Der FC Witikon profitiert nicht allein vom Talent der jungen Männer aus Afghanistan. Ihr Wille, ihre Freizeit dem Fussball zu widmen, ist ebenfalls Gold wert. «Ohne die MNA hätten wir wohl gar keine A-Jugend-Mannschaft mehr», sagt Präsident Martin Grob. In diesem Alter hätte der Verein für viele Schweizer Jugendliche keine Priorität mehr. Schule, Ausgang, die Freundin, andere Hobbys – da bliebe kaum mehr Zeit fürs Training.

MNA werden Schiedsrichter

Ganz anders die MNA. Sie investieren mit Begeisterung ihre Freizeit in den Fussball. Tatsächlich absolvieren vier junge Geflüchtete nun sogar die Ausbildung zum Schiedsrichter. Einer von ihnen ist der inzwischen 19-jährige Manzor, der ebenfalls als Jugendlicher in die Schweiz geflüchtet ist. «Der Verein hat mich wirklich gut aufgenommen. Das hat mir sehr geholfen», erzählt er. Darum will Manzor jede Gelegenheit nutzen, um auf dem Platz zu sein – «egal ob als Spieler, als Schiedsrichter oder vielleicht irgendwann als Trainer». So will er etwas zurückgeben.