Eidgenössische Wahlen 2015 - Wahlbeteiligung in der Stadt Zürich
27. Oktober 2015 - Christian Greiner
Am 18. Oktober 2015 fanden die Erneuerungswahlen des National- und Ständerats statt. Von den rund 224 000 Wahlberechtigten in der Stadt Zürich beteiligten sich etwas mehr als 109 000 am Urnengang. Dies entspricht einer Wahlbeteiligung von 48,7 Prozent. Seit 1975 konnten nur die Wahlen im Jahr 2007 mehr Stadtzürcher Wählende mobilisieren. Rund 81 Prozent der Wahlbeteiligten gaben ihre Stimme brieflich ab.
Der Anteil der wahlberechtigten Personen an der Bevölkerung ist seit Anfang der 1980er-Jahre kontinuierlich zurückgegangen und beträgt aktuell noch 55 Prozent. Dieser Rückgang erklärt sich durch die Zunahme von Kindern und Jugendlichen in der Bevölkerung und den höheren Anteil an Ausländerinnen und Ausländern.
Nationale Wahlen mobilisieren
Im Vergleich zu den kantonalen und kommunalen Wahlen lockten die nationalen Wahlen deutlich mehr Wahlberechtigte an die Urne (siehe Grafik 1). Die Wahlbeteiligung liegt rund 16 Prozentpunkte über der Beteiligung an den Kantonsratswahlen im April 2015 (32.6 %) und 6 Prozentpunkte über jener der Gemeinderatswahlen von 2014 (42.6%).
Nach einem Rückgang ab 1975 steigerte sich die Wahlbeteiligung an den eidgenössischen Wahlen zwischen 1995 und 2007 kontinuierlich. Seit 2007 liegt die Wahlbeteiligung an nationalen Wahlen in der Stadt Zürich relativ stabil bei knapp unter 50 Prozent.
Beteiligung in Zürich höher als in Genf, jedoch tiefer als in Bern
Die Wahlbeteiligung in der Stadt Zürich liegt ziemlich genau im schweizerischen Durchschnitt. Im Vergleich zum Kanton Zürich (47.2 %) mobilisierten die eidgenössischen Wahlen in der Stadt etwas mehr Wahlberechtigte. In den Städten Basel (50.4 %) und Winterthur (49.3 %) ist die Partizipation dagegen leicht, in der Stadt Bern (56.0 %) deutlich höher. Die Westschweizer Städte Genf und Lausanne weisen von den Grossstädten die tiefste Wahlbeteiligung auf. In allen Städten stieg die Beteiligung gegenüber den Wahlen von 2011 leicht an oder blieb mindestens konstant.
Fluntern mit höchster, Hirzenbach mit tiefster Beteiligung
In der Stadt Zürich zeigen sich zwischen den einzelnen Stadtquartieren grosse Unterschiede hinsichtlich der Partizipation an den eidgenössischen Wahlen. Ein Korridor mit hoher Wahlbeteiligung zieht sich vom Zürich- zum Hönggerberg durch die Kreise 6, 7, 8 und 10. Die höchste Partizipation weist das Quartier Fluntern auf, wo über zwei Drittel der Wahlberechtigten ihre Stimme abgaben. Im Gegensatz dazu nehmen in den Kreisen 11 und 12 sowie im Quartier Altstetten relativ wenige Stimmbürgerinnen und Stimmbürger an den Wahlen teil. So liegt die tiefste Wahlbeteiligung im Quartier Hirzenbach. Weniger als ein Drittel der Stimmberechtigten gingen dort wählen.
Die Wahlbeteiligung hängt in allen Quartieren stark mit der Altersstruktur und den versteuerten Einkommen und Vermögen zusammen. In den Quartieren mit hoher Partizipation werden tendenziell hohe Einkommen und Vermögen versteuert. Personen mit höherem steuerbaren Einkommen gehen deutlich häufiger an die Urne als Personen mit tiefem Einkommen. Im Kreis 7, welcher die höchste Beteiligung aufweist, leben zudem überdurchschnittlich viele ältere Menschen. Diese nehmen häufiger an Wahlen und Abstimmungen teil. In den Kreisen 11 und 12 leben dagegen viele jüngere Personen. Die tiefen Werte in den Quartieren Lindenhof und City sind auf den hohen Anteil von Amtsadressen zurückzuführen. Diese betreffen Personen, die zwar in der Stadt Zürich gemeldet sind, in den meisten Fällen aber in einem Heim oder einer ähnlichen Institution wohnen und deshalb häufig auf die politische Beteiligung verzichten.
Im städtischen Durchschnitt beteiligen sich Männer stärker an den Wahlen als Frauen. Eine Analyse auf Quartiersebene zeigt dagegen ein differenziertes Bild: In Quartieren mit hoher Wahlbeteiligung gehen deutlich mehr Männer an die Urne als Frauen. In den Quartieren Weinegg, Mühlebach, Oberstrass und Hirslanden ist die Beteiligung der Männer um fast 10 Prozentpunkte höher als bei den Frauen. Nur geringfügig unterscheidet sich dagegen die Wahlbeteiligung zwischen den Geschlechtern in den Quartieren Langstrasse, Rathaus und Gewerbeschule sowie im Kreis 12. Eine Erklärung bietet auch hier die Altersstruktur in den Quartieren. Während sich die Wahlbeteiligung zwischen Frauen und Männer bis 65 Jahre nur wenig unterscheidet, gehen ältere Männer klar häufiger an die Urne. Quartiere mit einer jüngeren Bevölkerung weisen deshalb nur kleine Differenzen in der Beteiligung nach Geschlecht auf.
Hoher Anteil der Briefwahl
Gut vier Fünftel der Wählenden gaben ihre Stimme per Briefwahl ab. Dabei lässt sich nur ein schwacher Zusammenhang mit dem Alter beobachten. Vor dem 30. Altersjahr und nach der Pensionierung wird etwas häufiger brieflich gewählt. Zwischen Frauen und Männern gibt es keinen Unterschied bei der brieflichen Stimmabgabe (je 81 %). Der Anteil Briefwählerinnen und Briefwähler hat sich gegenüber den Wahlen von 2011 kaum verändert.
Die Analyse der Stimmberechtigten hat in der Stadt Zürich eine lange Tradition. Die Erhebung beruht auf der Auswertung der eingereichten Einmalstimmrechtsausweisen (ESRA). Auf diesen ist ein persönlicher Code aufgedruckt. Dieser wurde mit einem Auszug aus dem Personenregister verglichen, der alle wahlberechtigten Personen enthält. Die ESRA werden getrennt von den Wahl- und Abstimmungsdokumenten erfasst und die gewonnen Daten anonymisiert. Auf diese Art kann bestimmt werden, wer am Urnengang teilgenommen hat, nicht aber, wen die Personen gewählt haben.
Berechnung der Wahlbeteiligung
Die gesamtstädtische Wahlbeteiligung von 48,7 Prozent wurde von den offiziellen Daten des Statistischen Amtes des Kantons Zürich übernommen (ohne Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer). Für die restlichen Angaben der Wahlbeteiligung wurden die Daten der eigenen Auswertung genutzt, welche mit den Bevölkerungsdaten der Stadt Zürich abgeglichen und auf Sterbefälle, Zu- und Wegzüge bereinigt wurden. Es wurde keine Unterscheidung zwischen gültigen und ungültigen Wahlzetteln gemacht. Die berechnete Wahlbeteiligung (50.1 %) ist deshalb leicht höher als die offiziell kommunizierte.
Rückschlüsse auf einzelne Personen sind in den Auswertungen zu keinem Zeitpunkt möglich.