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Die Hälfte der Zürcher Beschäftigten verdient mehr als 7820 Franken

Im Jahr 2016 lag der mittlere Lohn einer Vollzeitstelle in der Stadt Zürich bei 7820 Franken pro Monat (brutto). Die eine Hälfte der Beschäftigten verdiente mehr, die andere weniger. Das entspricht gegenüber 2014 einer Steigerung des Medianlohns um rund 1 Prozent. Hohe Löhne erzielten Beschäftigte mit Hochschulabschluss (CHF 10 388), Kaderleute (CHF 10 538) und Arbeitnehmende in der Finanzbranche (CHF 10 949). Die Lohnhöhe hängt auch mit dem Alter zusammen. Bis zum 40. Lebensjahr gilt: Je älter, desto höher ist der mittlere Lohn. Bei den über 40-Jährigen hängt der Lohn kaum noch mit dem Alter zusammen. Der vorliegende Webartikel untersucht die Gründe für dieses Muster auf der Grundlage der Schweizerischen Lohnstrukturerhebung 2016. (28. November 2018 - Tina Schmid)

Rund 108 000 Beschäftigte in der Stadt Zürich sind zwischen 30 und 39 Jahre alt – das ist jeder vierte. Die 30- bis 39-Jährigen sind somit die grösste Altersgruppe unter den Zürcher Beschäftigten. Fast ebenso viele (96 000) sind zwischen 40 und 49 Jahre alt, deutlich weniger Arbeitnehmende zählen die Altersgruppen der 50- bis 59-Jährigen (80 000), der 20- bis 29-Jährigen (69 000) sowie der 60- bis 65-Jährigen (20 000).

Mit dem Alter steigt die Spannweite der Löhne

Bis zum 40. Lebensjahr gilt: Je älter, desto höher ist der auf eine Vollzeitstelle umgerechnete mittlere Lohn. Bei den über 40-Jährigen hängt der Lohn kaum noch vom Alter ab (Grafik 1). 30-Jährige verdienen im Mittel knapp 7000 Franken, 40-Jährige 8800 Franken und 50-Jährige 9100 Franken – ebenso viel wie 64-Jährige. Bei der Interpretation der Grafik 1 ist zu beachten, dass die Daten jeweils nur für einen Zeitpunkt vorliegen. Sie erlauben deshalb keine Aussagen über die Entwicklung des Lohnes im Lebensverlauf. Die Darstellung der Medianlöhne nach Alter gibt dennoch Aufschluss über den Zusammenhang zwischen Lohn und Alter.

Mit zunehmendem Alter steigt die Bandbreite der Löhne. Diese kann mit dem Interquartilsabstand gemessen werden, also dem Abstand zwischen dem 25%-Quantil und dem 75%-Quantil. Bei den 20-Jährigen beträgt dieser knapp 700 Franken, bei den 30-Jährigen schon rund 2500 Franken. In den Altersjahren nach 40 erreicht die Bandbreite mit über 5000 Franken ihr Maximum.

Personen ohne Berufsausbildung: Ältere verdienen nicht mehr als Jüngere

Die mit dem Alter wachsende Bandbreite der Löhne widerspiegelt unterschiedliche Erwerbsverläufe: Manche Beschäftigte steigen die Karriereleiter hoch, absolvieren eine Weiterbildung oder wechseln die Position und erhöhen damit ihren Lohn. Andere verharren am unteren Ende der Lohnskala. Dabei dürfte es sich häufig um Personen ohne abgeschlossene Berufsausbildung handeln. Grafik 1 zeigt: 60-Jährige ohne abgeschlossene Berufsausbildung verdienen im Mittel kaum mehr als 30-Jährige mit vergleichbarem Bildungsniveau. Der mittlere Lohn von Akademikerinnen und Akademikern hingegen ist mit 60 Jahren rund 5800 Franken höher als mit 30 Jahren. Das Bildungsniveau scheint somit nicht nur zentral für die Lohnhöhe zu sein, sondern auch für die Lohnentwicklung.

Grafik 1: Medianlöhne (brutto) nach Alter, Geschlecht und Bildungsniveau (Linie: Medianlohn, schraffierte Fläche: mittlere 50 Prozent der Löhne)

Grafik 1 bildet auch den Zusammenhang zwischen dem Alter und dem Lohn von Frauen und Männern ab. Die auf ein Vollzeitpensum umgerechneten mittleren Löhne der Frauen sind in allen Altersklassen tiefer als jene der Männer. Und: Für Frauen gilt nur etwa bis zum 35. Lebensjahr: «Je älter, desto höher der mittlere Lohn». Zudem ist die Kurve, die den Zusammenhang zwischen dem mittleren Lohn und dem Alter darstellt, bei den Frauen flacher als bei den Männern – ihr Lohnanstieg pro Altersjahr ist also kleiner. Dies dürfte auch daran liegen, dass Frauen ihr Erwerbspensum häufiger reduzieren als Männer, um Haus- und Familienarbeit zu leisten – schliesslich verdienen Teilzeiterwerbstätige im Mittel auch dann weniger als Vollzeiterwerbstätige, wenn ihr Lohn auf ein Vollzeitpensum umgerechnet wird (vgl. Analyse 4/2015 «Löhne in Zürich»).

Ältere Frauen und ausländische Arbeitnehmende mit tiefer Bildung und wenig Lohn

Es gibt – neben der unterschiedlichen Entwicklung der Beschäftigten – einen weiteren Grund für die wachsende Bandbreite der Löhne: die unterschiedlichen Startbedingungen der 40- bis 64-Jährigen. Es handelt sich vor allem um Unterschiede im Bildungsniveau. Grafik 2 zeigt die höchste abgeschlossene Ausbildung nach Altersklasse, Geschlecht und Herkunft (Schweiz/Ausland).

Grafik 2: Höchste abgeschlossene Ausbildung nach Altersklasse, Geschlecht und Herkunft

Ältere Frauen sowie Ausländerinnen und Ausländer sind deutlich weniger gut ausgebildet als Schweizer Männer: Von den über 50-jährigen Schweizer Männern, die in der Stadt Zürich arbeiten, haben 21,3 Prozent einen Universitätsabschluss. Bei den Schweizer Frauen in diesem Alterssegment sind es nur 9,8 Prozent, bei den ausländischen Frauen 11,0 Prozent. 10,6 Prozent der über 50-jährigen Schweizerinnen, die in der Stadt Zürich arbeiten, haben keinen Berufsbildungsabschluss. Diese Frauen konnten noch nicht von der Bildungsexpansion profitieren. Dies gilt in noch stärkerem Ausmass für ausländische Frauen über 50 Jahren: 40,6 Prozent von ihnen haben keinen Berufsbildungsabschluss. Sie stehen mit einem mittleren Lohn von 4333 Franken am unteren Ende der Lohnskala (Grafik 3). Zum Vergleich: Schweizer Akademiker verdienen im Mittel 11 580 Franken.

Grafik 3: Medianlöhne (brutto) nach höchster abgeschlossener Ausbildung, Geschlecht und Herkunft

Jüngere Beschäftigte besser gebildet

Die Bildungsunterschiede fallen bei Beschäftigten unter 40 Jahren deutlich geringer aus. Jüngere Arbeitnehmende sind häufig gut gebildet – sowohl Männer wie Frauen. Auch jüngere ausländische Beschäftigte sind gut gebildet und unterscheiden sich hinsichtlich ihrer höchsten abgeschlossenen Ausbildung kaum von Schweizerinnen und Schweizern. Die Unterschiede im Bildungsniveau der jüngeren und älteren Ausländerinnen und Ausländer widerspiegeln die Schweizer Migrationspolitik: Während in den 1950er- und 1960er-Jahren viele ausländische Arbeitskräfte mit tiefer Bildung in die Schweiz kamen, sind es in den letzten Jahren häufig gut gebildete Fachkräfte.

Fazit: Bildung ist zentral für den Lohn – immer weniger Niedriggebildete

Die beschriebenen Unterschiede im Bildungsniveau haben weitreichende Folgen, denn Bildung beeinflusst den Lohn wesentlich. Wie Grafik 1 zeigt, verdienen insbesondere Personen ohne abgeschlossene Berufsausbildung wenig und scheinen ihren Lohn im Laufe der Zeit auch nicht steigern zu können. Die Auswertungen zeigen aber auch, dass diese Personengruppe immer kleiner wird: Es handelt sich um ältere Schweizer Frauen und ältere ausländische Personen, die in den nächsten zehn bis zwanzig Jahren pensioniert werden. Jüngere Arbeitnehmende sind häufig besser gebildet, weshalb ihre Lohnvarianz geringer ausfällt. Auch hatten die heute 30- bis 39-jährigen Beschäftigten vergleichbarere Startbedingungen für ihre Karriere als jene der Altersgruppe 50 plus – ob sich dies in zehn oder zwanzig Jahren in einer geringeren Lohnvarianz niederschlagen wird, müssen zukünftige Lohnstrukturerhebungen zeigen.

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