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Das gute Beispiel 06-21

Hotellerie: Ambassador & Opera AG

Interview mit Michael Böhler, Direktor / General Manager

Portrait von Michael Böhler

Herr Böhler, beschreiben Sie doch bitte Ihre Hotels?

Unsere Hotels blicken auf eine 90-jährige Geschichte zurück und befinden sich seit jeher im Familienbesitz. Das prägt uns bis heute sehr. Wir sind zwei Vier-Sterne Hotels, die sich Schritt für Schritt in diese Kategorie hochgearbeitet haben. Unsere Hotels verfügen über 58 bzw. 45 Zimmer in zentraler Lage.

Sehr stolz sind wir auf unsere neu gestaltete Lobby im Hotel Opera. Mit ihrer effizienten «Flying Reception» können unsere Gäste überall und ohne Zeitverlust einchecken.

Wie stark hat sich die Bedeutung der Themen Umwelt und Nachhaltigkeit in Ihrem Betrieb in den letzten Jahren gewandelt?

Diese Themen waren immer schon wichtig. Früher haben wir uns «nur» sehr stark auf den Stromverbrauch fokussiert. Wir haben das EnAW-Programm durchlaufen und stark auf die Herkunft unseres Stroms und des Gases geachtet, und nun auf 100% Ökostrom umgestellt.

Seit mehreren Jahren haben wir diesen Fokus allerdings erweitert. Wir verzichten auf PET-Flaschen und Einwegplastikmaterialien und legen beim Einkauf bewusst grossen Wert auf regionale und lokale Produkte. Unser nächster Schwerpunkt liegt auf dem Lieferantenmanagement. Wir sind zudem einer der ersten Hotelbetriebe, die sich dem Nachhaltigkeitsprogramm «Cause We Care» angeschlossen haben. Damit bieten wir sogar unseren Gästen die Möglichkeit, sich direkt für mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz einzubringen.

Unser langjähriges und glaubhaftes Engagement hinsichtlich Umwelt und Nachhaltigkeit zahlt sich für uns sehr aus. Beispielsweise hilft es uns auch bei der Rekrutierung von neuen Mitarbeitenden. Gerade junge Leute legen sehr starken Wert darauf, dass ihre potenziellen Arbeitergeber sich hier auszeichnen. Auch den Kunden wird das zunehmenden wichtiger, wir erhalten viel mehr Fragen hierzu als noch vor wenigen Jahren, aber auch innerhalb der Branche wird das wahrgenommen. Andere Geschäftsführende und Besitzer schauen sich genau an, was wir tun.     

Sie haben sich für eine Beratung durch den Öko-Kompass entschieden, obwohl Sie sich, wie Sie sagen, schon lange mit den Themen Umwelt und Nachhaltigkeit beschäftigen. Hat sich die Beratung für Sie dennoch gelohnt?

Oh ja. Die Beratung durch den Öko-Kompass war super. Wir wurden als Unternehmen ganzheitlich beleuchtet und haben viele neue Massnahmenbereiche aufgezeigt bekommen.

Im baulichen Bereich und bei den betrieblichen Abläufen konnten wir einige Erkenntnisse direkt in die Neugestaltung der Lobby übertragen. Wir haben dort die Klimatisierung überdacht und als Folge die Geräte ausgetauscht und durch neuste, effiziente Geräte ersetzt. Auch die Beleuchtung wurde angepasst. Wir fokussieren uns nun auf LED, was so ursprünglich nicht im Fokus stand. Und für die Küche haben wir uns nach der Beratung für Induktionsgeräte entschieden.

Das nächste grosse Projekt, über das wir auch mit dem Öko-Kompass diskutiert haben, wird der Austausch von unserem Kühlsystem mit Wasser sein. Hier müssen wir aber noch eine einige Arbeit hinsichtlich einer Baueingabe leisten.

Was uns auch sehr gut gefallen hat, ist, dass es mit der Beratung vor Ort nicht getan ist. Man wird im Nachgang auch an besprochene Massnahmen erinnert. Unser Haustechniker hat diese Art von «Kontrolle» sehr positiv gewertet.

Inwiefern war es Ihr Ziel durch eine Beratung auch Ihre Betriebskosten zu senken?

Uns geht es im Bereich Nachhaltigkeit nicht primär darum, Kosten zu sparen. Wir haben schon immer sehr viel im Umweltbereich getan, ohne den wirtschaftlichen Erfolg als Basis kommunizieren zu können und zu wollen. Wir sind aber überzeugt, dass das, was wir tun, auch wirklich Hand und Fuss für die Gesellschaft hat.

Sie haben von Plastik- auf Papier- und Strohtrinkhalme umgestellt. Was sind Ihre Erfahrungen damit? Wie haben die vom Öko-Kompass bereitgestellten Informationen zu Vor- und Nachteilen von Alternativen beim Entscheid geholfen?

Die Idee hatten wir schon früher. Wir haben verschiedene Mehrwegvarianten getestet. Einige der vorgeschlagenen Varianten haben uns nicht überzeugt. Nun haben wir aber eine sehr gute, rezyklierbare Alternative gefunden. Dank des Öko-Kompass wurden vor allem unsere Mitarbeitenden auf den Bereich der Getränke sensibilisiert. Der Öko-Kompass hat hier die Mitarbeitenden wirklich inspiriert. Diese Fragen nun ganz bewusst und aus Eigenantrieb die Gäste, ob sie überhaupt ein Röhrli brauchen. Auch kam von unseren Mitarbeitenden neulich der Input, unseren Fokus nicht nur an der Bar sondern auch in den Zimmer nur Schweizer Getränke zu haben.

Wenden Sie weitere interessante Ansätze an, um die Hotelgäste oder auch die Mitarbeitenden für ein ökologischeres Verhalten zu sensibilisieren?

Ein stetiger Fortschritt ist uns wichtig, natürlich auch den Gästen gegenüber. Aber diese wollen wir eher inspirieren. Intern ist das ein stets wiederkehrendes Traktandum. Wir bieten unseren Mitarbeitenden Schulungen an. Und alle drei Monate gibt es interne Round Tables mit den Mitarbeitenden. Nachhaltigkeitsmassnahmen sind dort immer ein Thema.

Als wiederkehrende Pendenz haben wir das auch in unsere Kadersitzung verankert. Aus beiden Gefässen kommen immer neue Inputs.

Wie reagieren die Gäste darauf?

Die Gäste werden auf die Möglichkeiten bewusst aufmerksam gemacht. Wir kommunizieren über unsere Mitarbeitenden, die Webseite, beim Check-In, über den Türhänger und unsere Inhouse-Gästeapp. Entscheiden können sie selber. Bei einem mehrtägigen Aufenthalt können sie beispielsweise entscheiden, ob sie auf eine Zimmerreinigung verzichten wollen und im Gegenzug ein Klimaschutzprojekt unterstützen wollen oder ein Getränk an unserer Bar offeriert haben wollen. In den ersten zwei Monaten haben 85 Gäste dieses Angebot wahrgenommen – ein positives Resultat.

Sie bemühen sich auch, den Food Waste zu reduzieren. Unter anderem machen sie bei Too Good To Go mit. Welche Einsparungen konnten Sie hier schon erreichen?

Das ist wirklich völlig verrückt. Durch die Teilnahme an Too Good To Go werden jeden Tag bei uns zwei Frühstücke gerettet. Das ist grossartig, vor allem auch dadurch, dass es auch noch ganz spannende und gute Leute sind, die uns hier beim Vermeiden von Food Waste helfen.  

Wir haben auch ein Öko-Kompass-Hinweis mit Kitro überprüft. Da wir aber in unserer Hotelküche eine sehr nachhaltige «Nose to Tail», »Farm to Table» und «Foarging»-Philosophie beherzigen und auch eher kleinere Mengen bzw. nicht viele Mahlzeiten kochen, haben wir uns vorerst gegen diese interessante Technologie entschieden. Es würde uns vermutlich nur in dem bestätigen, was wir eh schon recht gut machen. Für Betriebe, die täglich 500 oder mehr Mahlzeiten verkaufen, würde sich Kitro sicher lohnen. 

Zum Schluss: Für welche Betriebe lohnt sich eine Beratung wie die durch den Öko-Kompass?

Ich würde eher fragen: Für welche lohnt es sich nicht? Jeder Betrieb hat Möglichkeiten, sich bei Abläufen, der Beschaffung oder durch Sensibilisierung von Mitarbeitenden zu verbessern. Externe Nachhaltigkeitsberater haben ein anderes Auge auf den Betrieb. Sie sehen ganz andere Dinge, umweltfreundlicher und langfristig effizienter zu werden.

Und auch wenn ich persönlich schon einige der in den Faktenblättern vorgeschlagenen Programme und Massnahmen kannte, sind auch diese Faktenblätter ein sehr hilfreicher Service. Sie helfen den Verantwortlichen im Betrieb, zum Beispiel der Haustechnik oder dem Küchenchef weiter, wenn ein Geräteaustausch oder eine Investition ansteht.

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