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Magie der Industrie

Bildpräsentation im Haus zum Rech

Gleichzeitig mit dem Start der online-Bildergalerien hat das Stadtarchiv die schönsten Bilder aus dem Escher-Wyss-Archiv in einer Endlos-Bildpräsentation zusammengestellt, die ab dem 9. März 2016 unter dem Titel «Magie der Industrie: Die Fotografien der Firma Escher Wyss» im Parterre des Hauses zum Rech am Neumarkt 4 in Zürich zu sehen ist.

  

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Magie der Industrie: Die Fotografien der Firma Escher Wyss, Zürich

von Nicola Behrens (Stadtarchiv Zürich)

1994 veranstaltete das Fotomuseum Winterthur eine Ausstellung mit dem Titel «Industriebild» zur Industriefotografie des Wirtschaftsraumes Ostschweiz seit 1870. Im Katalog dazu beschreibt Urs Stahel, Mitbegründer und jahrzehntelanger Leiter des Fotomuseums Winterthur, den meistens von Desinteresse geprägten Umgang der Firmen mit ihrem historischen Fotomaterial.

Als eine der positiven Überraschungen schildert er seine Entdeckung des Fotoarchives der Firma Escher Wyss: Eine erste Anfrage wurde gar nicht beantwortet, auf die zweite Anfrage folgte die abschlägige Antwort, ihr Archiv sei langweilig und unbedeutend. Sein Beharren lohnte sich, denn es stellte sich genau das Gegenteil ein: das Fotoarchiv «offenbarte sich als besondere Fundgrube, in der sich zuweilen eine beinahe surreale Gegenwelt zum offiziell gepflegten Bild der Schweiz zeigt».

Signatur VII.419.:34.1.1.3.1.23.10430.
Kessel, Montage Schuss 9 im Schlieren (1935)

Der besondere Wert dieses Fotonachlasses liegt nicht nur in der Quantität, sondern und vor allem in der Qualität der Aufnahmen. Die Firma Escher Wyss hat schon früh mit eigenen Werkfotografen gearbeitet, die hochprofessionelle Bilder hergestellt haben. Sie fotografierten etwa die in die ganze Welt gelieferten Wasserkraftanlagen für die Prospekte der Firma oder dokumentierten Produktionsfehler zur Optimierung der Qualität der hergestellten Werkstücke; sie nahmen aber ebenso die Arbeiter an ihren Werkbänken wie an Firmenanlässen auf. Die Aufgaben dieser Werkfotografen waren nicht nur äusserst vielseitig, sondern manchmal extrem anspruchsvoll: Um in den oft schlecht beleuchteten Hallen scharfe Aufnahmen herzustellen, waren jeweils grosses handwerkliches Geschick und viel Retuschierarbeit nötig.

Die Namen der Fotografen sind im Einzelnen leider nicht überliefert. Doch umso mehr gilt, was Stahel zum Ruhm dieser Künstler zu bedenken gibt: «Die Qualität der Fotos steht im umgekehrten Verhältnis zum Bekanntheitsgrad dieser Fotografen».

Signatur VII.419.:34.1.1.4.1.5.01.
Laufrad beim Einführen ins Gehäuse in der Montagehalle Dogern/Deutschland (1932)

Die Firma Escher Wyss & Cie wurde 1805 als «mechanische Baumwollspinnerei nach englischer Art» gegründet und hat sich im Laufe des 19. Jahrhunderts zu einer der bedeutendsten Maschinenfabriken der Schweiz in den Bereichen Textilmaschinen, Papiermaschinen, Wasserräder und -turbinen, Pumpen, Transmissionsanlagen, im Schiffbau und in der Herstellung von Dampfmaschinen, Dampfschiffen und Dampflokomotiven entwickelt. Seit der Übernahme der Aktiengesellschaft der Maschinenfabriken der Escher Wyss & Cie in Form einer Firmenfusion mit der Sulzer AG Ende der 1960er Jahre sind einzelne Produktionszweige - und mit ihnen natürlich auch deren Geschäftsunterlagen - abgespalten oder mit anderen Geschäftsteilen zusammengelegt worden. Was mit diesen Teilen des Firmenarchives, namentlich dem Grossteil den Konstruktionspläne dann im Einzelnen geschah, lässt sich leider nicht mehr nachvollziehen.

2006 haben die gewichtigsten Nachfolgefirmen der Escher Wyss, nämlich die Firmen VA Tech Hydro AG, MAN Diesel & Turbo AG und Sulzer AG dem Stadtarchiv Zürich das Archiv der Firma Escher Wyss respektive das, was davon noch übrig geblieben war, übergeben.

Signatur VII.419.:34.1.1.7.3.10.08.
Karusselldrehbank Escher Wyss mit Kaplanlaufrad (1953)

Weitgehend unangetastet – und das ist schon beinahe als Wunder zu bezeichnen – ist der Bestand der Fotografien geblieben, der ans Stadtarchiv übergegangen ist. Zu diesen Bildern existieren Verzeichnisse der Negative über einen Zeitraum von 110 Jahren. Und auch wenn die Bilder längst nicht mehr zu sämtlichen 65‘653 verzeichneten Aufnahmen vorhanden sind, lässt es sich erahnen, wie reichhaltig bestückt diese «wahre Fundgrube» (Urs Stahel) ist.

Der Fotobestand ist in vielfältiger Form ans Stadtarchiv überliefert worden: als thematische Fotodokumentationen oder als Alben zu einzelnen Projekten, als Sammlungen der eigenen Fotoabteilung oder als Fremdsammlungen, die aus nicht mehr nachvollziehbaren Gründen der Fotosammlung der Escher Wyss angegliedert wurden.

Allein die Negative, darunter eine riesige Zahl von Glasplattennegativen, umfassen eine Sammlung von 118 Archiv-Schachteln. Um sich einen Eindruck von der Vielfältigkeit des Bestandes zu verschaffen, sei der Unterbestand VII.419.:34.3. der «losen Fotos» empfohlen, die einzeln erfasst im Internet zu finden sind.

Ein weiterer Unterbestand, der als «Fotodokumentation Escher Wyss» bezeichnet wird und die Signatur VII.419.:34.1.1. besitzt, wurde in schwarzen A4-Ordnern aufbewahrt und stammt offenbar aus der Direktionsetage der Firma. Es scheint die Sammlung der besten und beeindruckendsten Fotografien gewesen zu sein, weshalb das Stadtarchiv diese Aufnahmen vollständig digitalisieren liess und sie nun in einer der Bildergalerien auf seiner Homepage dem Publikum zugänglich macht.

Diese Sammlung bildet auch die Grundlage der Bilderauswahl, welche das Stadtarchiv zusammen mit dem Baugeschichtlichen Archiv der Stadt Zürich getroffen hat und die ab dem 9. März 2016 in einer Bilderpräsentation im Haus zum Rech am Neumarkt 4 gezeigt wird.

Signatur VII.419.:34.1.1.1.1.1.13.01.

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