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Publikation

Oktober 2022

Persönlich-Kolumne: Licht ins Dunkel bringen

Publikation Tagblatt der Stadt Zürich
Raphael Golta, Vorsteher Sozialdepartement
Raphael Golta, Vorsteher Sozialdepartement
Oktober 2022

Persönlich-Kolumne: Licht ins Dunkel bringen

Publikation Tagblatt der Stadt Zürich

Während vielen Jahrzehnten wurde Menschen in unserem Land durch die Sozialbehörden grosses Leid und Unrecht angetan, auch in der Stadt Zürich. Ungerechtfertigte und willkürliche fürsorgerische Zwangsmassnahmen und Fremdplatzierungen zählen darum ohne Zweifel zu den dunkelsten Kapiteln unserer Geschichte. Um dieses Leid anzuerkennen und die Betroffenen zu unterstützen, will die Stadt Zürich den Opfern einen sogenannten Solidaritätsbeitrag von 25'000 Franken ausbezahlen. Eine entsprechende Weisung an den Gemeinderat wurde vor kurzem verabschiedet.

Neben dieser finanziellen Entschädigung braucht es aber vor allem eine umfassende historische Aufarbeitung der damaligen Geschehnisse. Wie hat das Zusammenspiel von gesellschaftlichen Werten, Politik, Behörden und gesetzlichen Grundlagen das Handeln der damaligen Fürsorgebehörden möglich gemacht? Und welche Verantwortung tragen die verschiedenen staatlichen Ebenen sowie weitere öffentliche und private Institutionen?

Diese Fragen gilt es nun mit einem ganz spezifischen Fokus auf die Situation in der Stadt Zürich im Detail zu klären.

Denn wir sind es den Opfern der unmenschlichen Massnahmen schuldig, dass wir uns mit ihrer Geschichte, die letztlich unser aller Geschichte ist, intensiv und ehrlich auseinandersetzen. Ohne blinde Flecken und ergebnisoffen. Um damit den Opfern und ihren Nachfahren endlich langersehnte Antworten auf ihre Fragen liefern zu können. Aber auch um als Gesellschaft einen angemessenen und würdigen Umgang mit diesem unrühmlichen Teil der Stadtzürcher Vergangenheit zu entwickeln.  

Raphael Golta,
Vorsteher Sozialdepartement