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«Ultraschall – das Stethoskop des Rheumatologen!»

News

18. Juni 2019

Knie-Ultraschall

Nicht nur ältere Menschen leiden an Schmerzen des Bewegungsapparats, sondern auch Junge. Um diese Beschwerden kümmern sich vor allem Orthopäden und Rheumatologen. Letztere benützen zur Diagnostik und Therapie immer häufiger moderne Ultraschallgeräte.

«An Rheumatismus und an wahre Liebe glaubt man erst, wenn man davon befallen wird.» Diese Worte der österreichischen Schriftstellerin Marie von Ebner-Eschenbach drücken aus, was die meisten Rheumatiker erleben. Viele Patienten mit rheumatischen Erkrankungen, ob jung oder alt, können sich sehr gut an den Krankheitsbeginn und an die ersten Schmerzen erinnern. Oft bekommen zum Beispiel die Rückenschmerzpatienten von ihren Hausärzten zu Beginn zu Recht zu hören, dass sie sich keine Sorgen machen müssten. Denn rund 90% aller Menschen haben irgendwann einmal im Leben Rückenprobleme, die innerhalb von Wochen wieder verschwinden. Mit oder ohne Therapie. Was aber, wenn der Schmerz nach sechs Wochen nicht weicht und zum Beispiel ein Schwächegefühl und Fieber dazu kommen? Dann sind die Rheumatologen gefragt. 

Spezialisten für den Bewegungsapparat

Die Rheumatologie ist eine Fachdisziplin, die sich zwischen der Inneren Medizin und der Orthopädie bewegt. Der Rheumatologe beschäftigt sich mit der Prophylaxe, Diagnostik, Therapie und Rehabilitation rheumatischer Erkrankungen. Zu diesen gehören die degenerativen und entzündlichen Krankheiten der Gelenke und der Wirbelsäule, Weichteil-, Knochen- und Stoffwechselkrankheiten, infektiöse und krebsbedingte Erkrankungen von Organen des Bewegungsapparates, Autoimmunerkrankungen des Bindegewebes und der Blutgefässe, akute und chronische Schmerzkrankheiten sowie funktionelle Störungen mit Symptomen am Bewegungsapparat. Dr. med. Jan Triebel, Chefarzt Rheumatologie Triemli, erklärt: «Unser Fachgebiet ist sehr spannend und vielschichtig. Es braucht dafür vertiefte Kenntnisse der orthopädischen Chirurgie, der Neurochirurgie, der klinischen Immunologie, der psychosomatischen Medizin sowie der physikalischen Medizin und Rehabilitation.» 

Ultraschall immer wichtiger

Neben einer gezielten Patientenbefragung (Anamnese) und einer körperlichen Untersuchung sowie Röntgen- und MRI-Bildern nimmt der hochauflösende Ultraschall des Bewegungsapparats einen immer grösseren Stellenwert ein. Diese Technik ist schonend für den Patienten, beliebig oft wiederholbar, breit verfügbar und vergleichsweise kostengünstig. Sie dient nicht nur zur Diagnostik, sondern verbessert auch die Genauigkeit und Sicherheit, wenn der Arzt Flüssigkeit aus einem Gelenk zieht und Schmerzmittel oder Cortison in dieses spritzt. «Der Ultraschall ist aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Wir diagnostizieren damit Gelenkentzündungen und aktivierte Arthrosen mit Ergüssen, Sehnenscheiden- und Schleimbeutelentzündungen, Kristallerkrankungen wie Gicht oder beginnende Gelenkveränderungen bei Rheumatoider Arthritis und vieles mehr», sagt Triebel. «Bei uns im Triemli werden die meisten Gelenkspunktionen und Infiltrationen unter Sicht mit dem Ultraschall gemacht. Das verbessert Qualität und Sicherheit beträchtlich. Bei Wirbelsäuleninfiltrationen wird natürlich nach wie vor auch mit dem mobilen Röntgengerät, dem C-Bogen, gearbeitet. Aber auch dort setzen wir in bestimmten Fällen den Ultraschall ein.» 

Auswirkungen auf die Ausbildung

Mit dem Ultraschall zu arbeiten, will aber gelernt sein. Chefarzt Triebel hat die Zeichen der Zeit erkannt und gezielt Spezialisten um sich geschart, welche die Assistenzärzte in dieser Untersuchungstechnik ausbilden. Sowohl er selbst, als auch ein Leitender Arzt und ein Oberarzt im Team sind zertifizierte Tutoren/Supervisoren der Schweizerischen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (SGUM). Davon profitieren nicht nur die Patienten. Dies macht auch die Ausbildungsstätte Stadtspital Waid und Triemli für Assistenzärzte attraktiv.

Der technische Fortschritt hat die Arbeit der Rheumatologen grundlegend verändert. Wichtig geblieben ist die menschliche Zuwendung im Umgang mit Schmerzpatienten. «In unserer stationären, ein- bis zweiwöchigen, rheumatologischen Komplexbehandlung RKB sowie im interdisziplinären, multimodalen Schmerztherapie-Programm MMST wird jeder Patient von einer Psychologin mitbetreut», bestätigt Triebel. Oder wie es William Shakespeare in seiner Tragödie Macbeth schrieb: «Gib Worte deinem Schmerz. Grimm, der nicht spricht, presst das beladene Herz, bis dass es bricht!»
 

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