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Individuelle Therapie gegen Krampfadern

Endlich Sommer! Mit den kurzen Hosen und Röcken kommen bei Männern und Frauen aber oft auch die unschönen Besenreiser an den Beinen zum Vorschein. Wie harmlos sind diese kleinen Venen? Weisen sie auf Krampfadern in der Tiefe hin? Unsere Gefäss-Expertin liefert die Antworten.

Dr. med. Nathalie Ulmer
Dr. med. Nathalie Ulmer, Leiterin Angiologie Gefässzentrum

Warum sind Besenreiser, die kleinen oberflächlichen Venen, nicht zu unterschätzen?

Die Mehrheit der Besenreiser ist auf eine Bindegewebeschwäche zurückzuführen. Aus medizinischer Sicht sind sie meistens harmlos. Gelegentlich können sie aber auch erste Anzeichen einer fortgeschrittenen Krampfader-Erkrankung oder einer Schwäche der tiefen Beinvenen sein.


 

Wie entstehen Krampfadern?

Sie entstehen durch eine Wandschwäche der Venen. Dadurch weiten sich diese aus. In der Folge verlieren die Venenklappen ihre Schliessfähigkeit. Wegen der Schwerkraft fliesst das Blut zurück und staut sich in den Beinvenen. Die häufigste Krampfadern-Form ist die «primäre Varikose». Bei den meisten Betroffenen liegt eine erbliche Veranlagung vor. Weitere Risikofaktoren für Varizen sind Schwangerschaft, Hormonpräparate, Alter, Bewegungsmangel, Übergewicht und Stehberufe. Die «sekundäre Varikose» entsteht nicht anlagebedingt, sondern wenn tiefe Venen verlegt oder verstopft sind, z.B. bei einer Thrombose.

Weshalb sind Varizen nicht nur ein kosmetisches Problem?

Krampfadern können zu schweren und müden Beinen führen. Die Unterschenkel und Knöchel schwellen vor allem abends und in der warmen Jahreszeit an. Insbesondere in der Nacht kommt es zudem zu Wadenkrämpfen. Die Beschwerden nehmen bei längerem Sitzen oder Stehen zu. Die Patienten klagen auch häufig über Juckreiz an den Beinen oder über hervorstehenden Venen. Bei fortschreitender Erkrankung bewirkt die venöse Stauung, dass vermehrt Flüssigkeit, Eiweiss und Blutkörperchen in das umliegende Gewebe austritt. Dies führt zu bräunlichen Verfärbungen sowie Verdickungen der Haut und in schweren Fällen zu offenen Beinen. Durch den gestörten Blutfluss kann sich auch eine oberflächliche Venenthrombose entwickeln. Über der betroffenen Vene zeigt sich eine Erwärmung und Rötung sowie ein Druckschmerz. Wenn sich ein Blutgerinnsel in der oberflächlichen Venenthrombose ablöst, kann es in seltenen Fällen zu einer Lungenembolie kommen. Dies lässt sich durch die richtige Behandlung verhindern.

Was raten Sie bezüglich Diagnostik und Therapie?

Ich empfehle, dass die Betroffenen ihre Beschwerden bei ihrem Hausarzt oder ihrer Hausärztin ansprechen. Diese überweisen sie bei Bedarf zur weiteren Abklärung einem Spezialisten, z.B. einem Angiologen oder Phlebologen. Nebst dem Gespräch und der körperlichen Untersuchung ist der Ultraschall das Untersuchungsverfahren der Wahl. Mit dieser nicht-invasiven und schmerzfreien Methode lässt sich der Zustand des oberflächlichen und tiefen Venensystems erkennen. Dabei kann auch die Strömungsrichtung und Flussgeschwindigkeit des Blutes in den Venen gemessen werden.

Die Therapie richtet sich nach der individuellen Ausprägung und Schwere der Erkrankung und nach dem Patientenwunsch. Die Basisbehandlung ist die Kompressionstherapie: Ein Verband oder spezielle Kompressionsstrümpfe drücken die Venen tagsüber zusammen und unterstützen den venösen Rückfluss von aussen. Bewegungstherapie kann den Blutfluss in den Venen verbessern und auch gegen Krampfadern helfen. Bei grösseren, gerade verlaufenden Krampfadern ist eine sogenannte endovenöse Laserablation oder Radiofrequenz-Thermoablation durchführbar, ambulant mit örtlicher Betäubung. Der Krampfadernverschluss erfolgt durch die Hitze, die von der Laserfaser oder via elektromagnetische Wellen freigesetzt wird. Geschlängelte Krampfadern können ebenfalls ambulant durch eine Phlebektomie-Operation oder durch eine ultraschallgesteuerte Schaum-Sklerotherapie behandelt werden, ergänzend zur Lasertherapie oder alleine. Über eine Verweilkanüle spritzt der Operateur oder die Operateurin eine aufgeschäumte Flüssigkeit in die Vene und zerstört so die Venenwand.

Wie gut ist die Wirkung von Salben und Tabletten?

Defekte Venenklappen der Krampfadern lassen sich mit Tabletten und Salben nicht beheben. Diese Produkte können lediglich Beschwerden wie Schwere- und Spannungsgefühl, Wadenkrämpfe sowie Schwellungsneigung lindern. Sie haben einen wichtigen Stellenwert bei der Symptomtherapie. Eine medikamentöse Behandlung kann erwogen werden, wenn die Sanierung von Krampfadern nicht erwünscht ist oder falls nach einer invasiven Behandlung Schwellungen oder Schweregefühl fortbestehen. Die pflanzlichen Medikamente entfalten ihre Wirkung an den Gefässwänden und reduzieren deren Durchlässigkeit. Die Tabletten werden meistens zusammen mit einer Kompressionstherapie verschrieben.

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