Albisrieden
Aufwertung Zentrumsbereich
Der Zentrumsbereich von Albisrieden mit seinen Einkaufsmöglichkeiten, Restaurants, verschiedenen Quartiereinrichtungen und den Haltestellen des öffentlichen Verkehrs (ÖV) ist für das Quartier von grosser Bedeutung. Er erstreckt sich entlang der Albisriederstrasse, beginnt auf Höhe der Fellenbergstrasse und reicht bis in den historischen Dorfkern von Albisrieden.
Der Strassenraum entspricht nicht mehr den heutigen verkehrlichen und baulichen Anforderungen. Den Bedürfnissen des Fussverkehrs wird heute zu wenig Rechnung getragen, obwohl der Zentrumsbereich von Albisrieden im Verkehrsrichtplan der Stadt Zürich als kommunaler Fussgängerbereich klassiert ist. Die Situation ist für alle Verkehrsteilnehmenden unbefriedigend und stellenweise gefährlich. Auffahr- und Abbiegeunfälle und eine auffallende Häufung von Unfällen mit Zufussgehenden zeugen davon.
In der Albisriederstrasse stehen, zwischen der Fellenberg- und der Altstetterstrasse und in der Püntstrasse, umfangreiche Bauarbeiten an. Die Strasse, Tramgleise und Wasserleitungen sowie Kanalisation müssen erneuert und die Tramhaltestellen verlängert und behindertengerecht ausgestaltet werden.
Zusammen mit der Sanierung der Strasse bietet sich jetzt die Chance, den Zentrumsbereich neu zu gestalten und aufzuwerten. Ziel ist, ein attraktiver und funktionierender Zentrumsbereich für das Quartier mit hoher Aufenthaltsqualität zu schaffen. Der verfügbare Raum ist knapp. Die Ansprüche sind hoch und vielfältig. Die Herausforderung liegt darin, eine für alle verträgliche Lösung zu finden.
Heutige Situation
Zweigeteiltes Zentrum von Albisrieden
Der Zentrumsbereich in Albisrieden wird durch die breite und dominante Albisriederstrasse zerschnitten. Die heute hohen erlaubten Fahrzeuggeschwindigkeiten verstärken die trennende Wirkung. Der Verkehrslärm überschreitet die Immissionsgrenzwerte entlang der Albisriederstrasse.
Treffpunkte und Aufenthaltsorte sind teilweise rückwärtig der Strasse angeordnet und mit Grünrabatten oder Hecken abgegrenzt. Die Seitenbereiche werden dadurch zu wenig wahrgenommen. Der Zentrumsbereich hebt sich kaum vom restlichen Teil der Albisriederstrasse ab. Die Fahrspur- und Trottoirbreiten sind teilweise zu schmal und auch die Beleuchtung ist ungenügend.
Ungenügende Trottoirverhältnisse, schwierige und gefährliche Querungen
Die Situation für den Fussverkehr im Zentrum von Albisrieden ist unbefriedigend. In der Püntstrasse fehlt zwischen dem Kiosk und dem St. Jakob Beck das nordseitige Trottoir. Entlang der Albisriederstrasse ist der Raum durch private Parkplätze oder schmale Trottoirs eingeschränkt.
Die Fussgängerquerung zwischen dem «A-Park» und «In der Ey» ist eine wichtige Quartierverbindung. Der Übergang ist jedoch trotz 11 Metern Strassenbreite ohne Mittelinsel ausgestattet. Für Personen, wie Betagte und Kinder, denen es schwerfällt den Verkehrsablauf und die Geschwindigkeiten einzuschätzen, ist das Queren schwierig.
Das Überqueren der Strasse ist auf wenige Fussgängerstreifen beschränkt. Eine Analyse der Fussgängerquerungen zeigte im gesamten Zentrumsbereich jedoch den Wunsch nach vielseitigen Querungen auch ausserhalb der heute markierten Fussgängerstreifen.
Ausbau der Haltestellen nicht mehr zeitgemäss
Die Haltestellen entsprechen nicht mehr den heutigen Anforderungen der Fahrgäste und den gesetzlichen Vorgaben. Die Wartebereiche sind zu schmal und nicht alle Haltekanten sind hindernisfrei ausgeführt. Bei der Bushaltestelle Albisriederdörfli fehlt stadteinwärts ein Witterungsschutz. Die Tramhaltestelle Fellenbergstrasse ist eine Inselhaltestelle und erfordert das Überqueren der Strasse. Umsteigen zwischen Tram und Bus ist für die Fahrgäste umständlich.
Unübersichtliche Kreuzungen für den Autoverkehr
Auch für den motorisierten Individualverkehr ist die heutige Situation unbefriedigend. Die Kreuzungen beim Albisriederdörfli und bei der Fellenbergstrasse sind unübersichtlich und führen immer wieder zu heiklen Situationen für den Fuss- und Autoverkehr. Das Linksabbiegen aus der Albisriederstrasse in die Fellenbergstrasse ist nur durch Umfahren der Tramhaltestelle möglich.
Fehlende Veloinfrastruktur
Im gesamten Zentrumsabschnitt gibt es trotz Tempo 50 keine Velostreifen oder Velowege, obwohl hier überkommunale Velorouten festgelegt sind. Velofahrende fühlen sich bergwärts aufgrund der beschränkten Platzverhältnisse vom Fahrzeugverkehr bedroht. Die wichtige Verbindung zwischen Bachwiesenweg und Fellenbergstrasse ist nicht erkennbar. Die Inselhaltestelle verhindert eine direkte Anbindung.
Was wird neu?
Im Zentrumsbereich von Albisrieden konkurrieren auf engstem Raum vielfältige Nutzungsansprüche, die neue Lösungsansätze brauchen.
Das Konzept sieht eine Mischverkehrslösung mit einem Mehrzweckstreifen in der Strassenmitte vor. Das heisst, in der Albisriederstrasse zwischen Fellenberg- und Püntstrasse wird der Fahrzeug- und Veloverkehr zusammen mit dem ÖV in beiden Fahrtrichtungen auf einer gemeinsamen Fahrbahn geführt. Der Zentrumsbereich wird mit einem Tempo-30-Regime belegt. Die Fussgängerstreifen innerhalb dieses Abschnittes werden aufgehoben. Dank Tempo 30 können Zufussgehende überall die Fahrbahn queren. Der Mehrzweckstreifen in der Fahrbahnmitte erleichtert Zufussgehenden das Queren in zwei Etappen und dient dem Velo- und Autoverkehr zum Linksabbiegen. Die Fahrbahn ist breit genug und die Fahrgeschwindigkeiten niedrig, sodass Velofahrende in ausreichendem Abstand überholt werden können. Die Markierung von Velostreifen ist somit nicht nötig.
Die Kreuzungen in der Fellenberg- und Püntstrasse werden übersichtlicher. In die Fellenbergstrasse kann künftig direkt links abgebogen werden. Mit einer Lichtsignalanlage (Tramschleuse) bei der Zentrumszufahrt stadtauswärts wird der ÖV bevorzugt, um Behinderungen zu vermeiden.
Neue Bauminseln auf Kiesflächen mit Sitzbänken sollen die Aufenthaltsqualität zusätzlich erhöhen und das Klima verbessern.
Was wird mit dem neuen Konzept erreicht?
Die Umgestaltung des Strassenraums mit dem Mehrzweckstreifen und der Temporeduktion auf 30 km/h erhöht die Verkehrssicherheit, stärkt den Zentrumsbereich und reduziert die Lärm- und Schadstoffbelastung. Das Konzept trägt zur Verflüssigung des Verkehrs bei. Bis anhin herrschte «Stop and Go» für den Verkehr. Ziel ist ein stetiger Verkehrsfluss auf tieferem Geschwindigkeitsniveau. Mit niedrigeren Geschwindigkeiten werden die Unfallhäufigkeit und die Unfallschwere gesenkt. Das Konzept kann mehrheitlich innerhalb des bestehenden Strassenraums umgesetzt werden. Die Flächen für den Fussverkehr können vergrössert werden. Die Anlieferung und Entsorgung sowie die Durchfahrt für Schutz & Rettung bleiben weiterhin gewährleistet.
Das geplante Verkehrsregime beruht auf dem Prinzip der Koexistenz, also einer Kultur der gegenseitigen Rücksichtnahme. Die Selbstverantwortung aller Verkehrsteilnehmenden wird gefördert.
Die entsprechend neue Gestaltung des gesamten Strassenraums hebt sich vom Rest der Albisriederstrasse optisch ab und gibt dem Quartierzentrum eine eigene Identität.
Was ist ein Mehrzweckstreifen?
Der Mehrzweckstreifen ist baulich von den Fahrbahnen getrennt und zwei Meter breit. Er befindet sich in Fahrbahnmitte und erfüllt verschiedene Funktionen: Dem Fahrzeugverkehr dient er als Abbiegehilfe und Zufussgehenden und Velofahrenden als Stützpunkt beim Queren der Strasse.
Der Streifen ist leicht erhöht ausgebildet und dadurch taktil erfassbar. Einige Querungsstellen werden mit punktuell platzierten Sicherungselementen versehen (z. B. Sicherheitspfosten). Diese Bereiche können nicht vom Fahrzeugverkehr befahren werden. Der Mehrzweckstreifen trägt optisch zur Verengung der Strasse bei und hat eine geschwindigkeitsdämpfende Wirkung.
Was bedeutet Mischverkehr?
Mischverkehr heisst, der Fahrzeug- und Veloverkehr wird zusammen mit dem ÖV auf derselben Fahrspur geführt. Durch die gemeinsame Verkehrsführung wird weniger Platz für die Strasse beansprucht. Das Linksabbiegen und Einspuren auf dem Tramgleis ist sicherer als mit einer separaten Fahrspur neben dem Tram.
Die Fahrbahnen auf der Albisriederstrasse zwischen der Pünt- und Fellenbergstrasse haben jeweils eine Breite von 4,50 Meter. Dies ist breit genug, damit Velofahrende in ausreichendem Abstand vom Fahrzeugverkehr und Tram überholt werden können. Weil linksabbiegende Fahrzeuge den Mehrzweckstreifen benutzen, kann an ihnen vorbeigefahren werden. Behinderungen für den ÖV werden mit den Kaphaltestellen minimiert und der Komfort und die Sicherheit für Fahrgäste erhöht. Damit das Tram ungehindert in die Haltestelle einfahren kann, muss der Fahrzeugverkehr vor der Zentrumseinfahrt mit einer Lichtsignalanlage kurzzeitig zurückgehalten werden.
Sichere und vielseitige Querungsmöglichkeiten für Zufussgehende
Künftig darf und kann die Fahrbahn überall gequert werden. Dank dem Mehrzweckstreifen ist das Queren einfacher, vielfältiger und sicherer. Zufussgehende können die Strasse direkt aber auch schräg queren. Im Vergleich zur heutigen Situation können Zufussgehende die Fahrbahn in zwei Etappen und kürzerer Distanz von je 4,50 Metern queren. Fussgängerstreifen sind für die Schulwegsicherheit nicht erforderlich. Wichtige Querungsstellen werden mit einem Querungsschutz (z. B. Poller) versehen. Zufussgehende sind ebenfalls aufgefordert, sich mit den anderen Verkehrsteilnehmenden zu verständigen und diese zu beachten.
Mit der Optimierung des Strassenverlaufes und der Einrichtung der Kaphaltestelle «Fellenbergstrasse» können die Trottoirs vergrössert und zu attraktiven Vorbereichen gestaltet und aufgewertet werden. In der Püntstrasse wird nordseitig neu ein Trottoir gebaut. Durch die neue Verkehrsführung und Strassenraumgestaltung können die Haltestellenbereiche vergrössert und zu attraktiven Seitenbereichen aufgewertet werden.
Komfort für die Fahrgäste des öffentlichen Verkehrs erhöht sich
Die Haltestellen werden hindernisfrei ausgebaut. Dank der Umgestaltung zur Kaphaltestelle können Fahrgäste des öffentlichen Verkehrs direkt ins Tram oder den Bus einsteigen. Sie müssen nicht mehr die Fahrbahn queren. Die Haltestelle «Fellenbergstrasse» wird als kombinierte Bus-/Tramhaltestelle ausgebildet und die heutige Bushaltestelle in der Fellenbergstrasse wird aufgehoben. Dadurch verkürzt sich die Umsteigedistanz zwischen Tram und Bus. Durch die neue Verkehrsführung und Strassenraumgestaltung können die Haltestellenbereiche vergrössert und als attraktive Seitenbereiche aufgewertet werden.
Mehr Sicherheit für Velofahrende
Durch das niedrige Geschwindigkeitsniveau erhöht sich die Verkehrssicherheit auch für den Veloverkehr. Bei Tempo 30 ist die Markierung von Velostreifen nicht nötig. Die Fahrbahnbreiten in der Albisriederstrasse zwischen Pünt- und Fellenbergstrasse sind so bemessen, dass Velofahrende in ausreichendem Abstand auch vom Tram überholt werden können. Der Mehrzweckstreifen erleichtert auch Velofahrenden das Queren der Fahrbahn. In der Pünt- und Altstetterstrasse wird der Veloverkehr im Mischverkehr geführt.
Motorisierter Individualverkehr wird verflüssigt
Der Verkehr wird generell bei tieferem Geschwindigkeitsniveau flüssiger. Ohne Fussgängerstreifen gibt es weniger «Stop and Go». Die Kreuzungen sind übersichtlicher ausgestaltet. Neu kann von der Albisriederstrasse direkt links in die Fellenbergstrasse abgebogen werden. Von den Fahrzeuglenkenden wird eine grössere Aufmerksamkeit verlangt, da Zufussgehende überall die Strasse queren können. Die Anlieferung und Entsorgung als auch die Zufahrten zu privaten Grundstücken bleiben gewährleistet.
Termine
- Politischer Prozess: 2017-2020
- Punktuelle Gleisreparaturen: Frühling 2020
- Voraussichtlicher Baustart Werkleitungen: 1. Quartal 2026
- Voraussichtlicher Baustart Strassen- und Gleisbau: 1. Quartal 2027
- Bauende: Ende 2028
Grund für die Terminverschiebungen sind Rechtsmittelverfahren.
Medienmitteilung
Weitere Informationen
Christian Räber
Telefon +41 44 412 42 92