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Bevölkerungshöchststand und Schwankungen innerhalb eines Jahres – eine Erklärung zur Statistik der 1960er-Jahre

Die Stadt Zürich hat wieder mehr als 440 000 Einwohnerinnen und Einwohner. Das letzte Mal war dies in den 1960er-Jahren der Fall. Das Maximum per Jahresende wurde 1962 erreicht. 1963 wuchs die Einwohnerzahl aber noch bis im Juli weiter an. Eine Erklärung zu den verschiedenen Höchstständen und wieso die Einwohnerschaft der Stadt Zürich damals innerhalb des Jahresverlaufs so stark schwankte.

Aktuell wohnen in der Stadt Zürich 440 181 Menschen – gemäss offiziell verfügbaren Zahlen mehr als je zuvor. Der bisherige Höchststand wird in den Jahrbüchern für das Jahresende 1962 mit 440 180 Personen ausgewiesen. Der absolute Höchststand der Bevölkerungszahl wurde allerdings erst im Juli 1963 erreicht. Das Statistische Amt meldete damals ein Maximum von 446 092 Personen.

Wieso wohnten in den 1960er Jahren im Sommer mehr Personen in der Stadt als im Winter? Es war die Zeit der Hochkonjunktur mit vielen Gastarbeitern, den sogenannten «Saisonniers». Sie durften nicht das ganze Jahr über in der Schweiz leben. Die meisten fuhren um die Weihnachtszeit zurück an ihren Herkunftsort. So war die Stadtzürcher Bevölkerung am Jahresende jeweils um einige tausend Personen kleiner. Das bedeutet: Die offiziell im Jahrbuch publizierte Bevölkerungszahl von 440 180 am Ende des Jahres 1962 war nicht wirklich der Höchststand, sondern entspricht vielmehr dem Tiefststand im Jahresverlauf.

Die Einwohnerzahl konnte in den 1960er Jahren noch nicht direkt dem Personenregister entnommen werden. Die Einwohnerkontrolle meldete aber monatlich Zuzüge, Wegzüge, Geburten und Sterbefälle. Durch entsprechende Fortschreibung der Volkszählungsresultate berechnete die Statistik daraus die aktuelle Einwohnerzahl und veröffentlichte die Monatsergebnisse in den Vierteljahresberichten. Wenn neue Volkszählungsresultate vorlagen, war eine Überprüfung und Anpassung der früher ausgewiesenen Zahlen angebracht.

So wurden im Sommer 1961 die Fortschreibungszahlen aufgrund der Resultate der Volkszählung vom Dezember 1960 überprüft. Die Einwohnerzahl musste um fast 3000 zurückgesetzt werden. In den 1950er Jahren waren offenbar die Wegzüge nicht vollständig erfasst worden, weshalb die fortgeschriebene Einwohnerzahl zu hoch war. Daher setzte die Fortschreibung im Sommer 1961 an einem neuen Punkt an, und die früher publizierten Jahresendwerte seit 1951 wurden rückwirkend korrigiert.

Auch in den 1960er Jahren ergab die Bevölkerungsfortschreibung wieder überhöhte Zahlen, wie sich nach der Volkszählung 1970 herausstellen sollte. Der ursprünglich ausgewiesene Bevölkerungshöchststand von 440'784 per Jahresende 1962 musste 1971 auf 440'180 zurückkorrigiert werden.

Die Monatswerte der Vierteljahresberichte wurden rückwirkend nicht offiziell korrigiert. Die Bereinigungsarbeiten der 1970er Jahre wurden aber monatsscharf durchgeführt. Internen Dokumenten zufolge wurde der Bevölkerungshöchststand im Juli 1963 mit 445 321 Personen erreicht, statt der im Sommer 1963 gemeldeten 446 092.

Wie verlief die Bevölkerungsentwicklung im Jahresverlauf? Nachfolgende Grafik zeigt die bereinigten Zahlen von Mitte 1961 bis Ende 1964.

Grafik 1: Bevölkerungsentwicklung im Jahresverlauf (1961 bis 1964)

Den Jahreskurven kann entnommen werden, dass die Einwohnerzahl Zürichs jeweils vom Januar bis zum Sommer kontinuierlich anstieg, dann bis zum November ungefähr konstant blieb, bevor sie im Dezember stets um rund 4000 zurückging. Von den Jahresendzahlen war 1962 tatsächlich die höchste. Aber im Sommer lag die Einwohnerzahl wegen der vielen Saisonniers immer etwa um 5000 höher. Die Kurven für 1962 und 1963 verlaufen dabei lange Zeit parallel; die Einwohnerschaft war 1963 bis zum August also ähnlich gross wie 1962. Gemäss den korrigierten Zahlen lebten 1962 Ende Juli 445 314 Personen in Zürich, ein Jahr später waren es 445 321 – praktisch gleich viele. Erst im Herbst öffnete sich die Schere: Während die Bevölkerungszahl im Oktober des Jahres 1962 nochmals etwas anstieg, ging sie im Oktober 1963 – entgegen dem saisonalen Trend in den anderen Jahren – relativ stark zurück. Ende Oktober 1963 lebten bereits rund 1300 Personen weniger in der Stadt als ein Jahr zuvor.

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