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Wachstum gebremst: Bevölkerung der Stadt Zürich in der ersten Jahreshälfte 2020

In den letzten Jahren ist die Stadt Zürich markant gewachsen. Nun wurde diese Entwicklung aber gebremst: Im ersten Halbjahr 2020 hat die Wohnbevölkerung um 275 Personen auf 433 733 Einwohnerinnen und Einwohner abgenommen. Die Zuzüge sind stärker eingebrochen als die Wegzüge. Bei den Todesfällen gab es in der ersten Jahreshälfte 2020 keinen Anstieg. Anfangs 2020 konnten einige Stadtquartiere zulegen, bei anderen nahm die Bevölkerungszahl ab. (18. August 2020 – Klemens Rosin)

Die Wohnbevölkerung der Stadt Zürich hat in der Zeit von 2000 bis 2019 um 73 000 Personen zugenommen. Das entspricht einem Wachstum von 20 Prozent. In den letzten Jahren war die Zunahme besonders stark: Seit 2015 legte die Stadt Zürich im Mittel um 5800 Personen pro Jahr zu. Es konnte deshalb davon ausgegangen werden, dass Zürich bald so gross sein würde wie nie zuvor: Bis zur Höchstmarke aus dem Jahr 1962 (440 180 Personen) fehlten Ende 2019 nur noch 6172 Menschen. Dieses Wachstum wurde nun aber gebremst: Im ersten Halbjahr 2020 hat die Wohnbevölkerung der Stadt Zürich um 275 Personen abgenommen (Grafik 1) und beträgt per Ende Juni 433 733 Einwohnerinnen und Einwohner. Es ist das erste Mal seit 2004, dass die Bevölkerungszahl in der Halbjahres-Betrachtung rückläufig war.

Grafik 1: Bevölkerungssaldo pro Halbjahr

Markante Veränderungen bei Zu- und Wegzügen über die Stadtgrenze

Warum wurde das Bevölkerungswachstum im Jahr 2020 gebremst? Welche demografischen Prozesse in der Stadt Zürich änderten sich am stärksten? Dazu wird das erste Halbjahr 2020 mit den ersten Halbjahren von 2015 bis 2019 verglichen (Grafik 2). Die Anzahl der Geburten und Todesfälle bis und mit Juni 2020 ist etwa gleich hoch wie in den Vorjahren. So sind im ersten Halbjahr 2020 1666 Menschen mit Wohnsitz in der Stadt Zürich gestorben; etwas weniger als 2019 (1678 Todesfälle). Anders sieht es beim Wanderungssaldo, der Differenz von Zu- und Wegzügen über die Stadtgrenze aus. Von Januar bis Juni 2019 zogen über 1000 Personen mehr nach Zürich als von hier weg; in der ersten Hälfte des Jahres 2020 war der Wanderungssaldo stark negativ (-1272 Personen).

Was hat zum negativen Wanderungssaldos geführt? Sind es die Zu- oder die Wegzüge über die Stadtgrenze? Beide Bewegungen waren 2020 deutlich geringer als im Vorjahr. Der Rückgang war bei den Zuzügen mit -3500 Personen (-17 %) stärker als bei den Wegzügen (-1200 Personen = -6 %).

Grafik 2: Veränderungen im ersten Halbjahr, 2015 bis 2020

Im Fokus: Zu- und Wegzug über die Stadtgrenze

Am 16. März 2020 erklärte der Bundesrat die ausserordentliche Lage gemäss Epidemiengesetz; damit verbunden waren Einreisebeschränkungen in die Schweiz. Dies trug womöglich dazu bei, dass in der ersten Jahreshälfte 2020 vor allem die Zuzüge von Ausländerinnen und Ausländern geringer ausfielen als in der Vorjahresperiode (-2800 Personen; -22 %). Am stärksten nahmen die Zuzüge bei den Jahresaufenthalterinnen und -aufenthaltern ab (Grafik 3). 2020 kamen etwa 1600 Personen weniger als 2019. Die Wegzüge von Personen mit B-Aufenthaltsbewilligung verringerten sich zwar auch, jedoch bloss um 600 Personen. Die Zuzüge über die Stadtgrenze nahmen allerdings nicht bloss bei Ausländerinnen und Ausländern ab, sondern auch bei Schweizerinnen und Schweizern: Anfang 2020 waren es über 700 Personen weniger als in der Vorjahresperiode (-9 %).

Grafik 3: Veränderung von 2019 zu 2020, je nur erste Jahreshälfte

In welchen Monaten waren die Veränderungen zum Vorjahr am grössten? Bei den Jahresaufenthalterinnen und -aufenthaltern brachen die Zuzüge über die Stadtgrenze im April am stärksten ein (Grafik 4). Im Mai war die Differenz zur Vorjahresperiode immer noch beträchtlich. Bei den Schweizerinnen und Schweizern verhielt es sich ähnlich: Der Rückgang der Zuzüge über die Stadtgrenze war im April am grössten, doch auch in den Monaten zuvor zogen weniger Schweizerinnen und Schweizer zu als in der gleichen Zeit im Jahr 2019.

Bei den Wegzügen fielen die Veränderungen vom Jahr 2019 zum Jahr 2020 geringer aus als bei den Zuzügen. Bei einzelnen Gruppen waren die Wegzüge in einzelnen Monaten des aktuellen Jahres sogar höher als im Vorjahr. So verhielt es sich etwa im März bei den Personen der Kategorie «Andere» (überwiegend Kurzaufenthalter/-innen); oder im Mai bei den Schweizerinnen und Schweizern.

Grafik 4: Veränderung von 2019 zu 2020, nach Monat

Erste Jahreshälfte 2020: Wachstum in Wollishofen, Abnahme in Affoltern

In den Jahren 2015 bis 2019 nahm die Bevölkerungszahl in den meisten Stadtquartieren zu (Grafik 5). Bloss 2 von 34 Quartieren verzeichneten in dieser Zeit einen Rückgang. Das starke Wachstum in den anderen 32 Quartieren lässt sich vor allem auf die Bautätigkeit zurückführen.

In der ersten Jahreshälfte 2020 entwickelten sich die Stadtquartiere unterschiedlich: 16 Quartiere wuchsen weiter. Am stärksten war die Zunahme in Wollishofen. Das dortige Wachstum geht vor allem auf die fertiggestellten Wohnungen in der Manegg zurück. In 18 Quartieren war die Bevölkerungszahl rückläufig. Der Rückgang war in den Quartieren Affoltern und Altstetten am stärksten. Die Abnahme in Affoltern ist ebenfalls auf die Bautätigkeit zurückzuführen: Von Januar bis Juni 2020 wurden 88 Wohnungen abgebrochen, jedoch keine neuen erstellt. Anders sieht es in Altstetten aus: Dort stehen 140 neu gebaute Wohnungen einer abgebrochenen gegenüber, dennoch hat die Bevölkerungszahl abgenommen.

Grafik 5: Veränderung pro Halbjahr, Mittel der Jahre 2015 bis 2019 und 1. Halbjahr 2020

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