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Nationales Klimaschutzgesetz

Öl, Gas, Benzin und Diesel: Fossile Energien werden bis 2050 in der Schweiz ausgedient haben. Das bestimmt das neue nationale Klimaschutz-Gesetz. Welche Konsequenzen ergeben sich daraus für KMU?

by patrick federi

Die Schweiz soll bis 2050 klimaneutral sein. Das gibt das Klimaschutz-Gesetz vor, das die Schweizer Stimmbevölkerung am 18. Juni 2023 annahm. Die Stadt Zürich möchte das Ziel sogar bis 2040 erreichen. Dem stimmte die Zürcher Stimmbevölkerung am 15. Mai 2022 mit einer klaren Mehrheit von 75 Prozent zu und damit wurde das Klimaschutz-Ziel in der Gemeindeordnung verankert. Nebst der Klimaneutralität ist das Ziel die Energiesicherheit. Es ist vorgesehen, mehr Energie in der Schweiz zu produzieren und so von Importen unabhängiger zu werden.

Dabei ist auch die Wirtschaft gefordert. Die Betriebe müssen ihre Produktion so umstellen, dass sie netto keine Treibhausgase mehr ausstossen. Das bedeutet, dass sich Unternehmen in den nächsten 27 Jahren vollständig dekarbonisieren oder sie einen verbleibenden Rest durch Kohlendioxid-Speichertechnologien kompensieren müssen, beispielsweise um das ausgestossene CO2 in Böden zu binden. Ein vollständiges Verbot von fossilen Brennstoffen sieht das neue Gesetz nicht vor.

Neue Finanzhilfen

Um das Netto-Null-Ziel zu erreichen, sichert der Bund Industrie- und Gewerbebetrieben bis 2030 Finanzhilfen für die Investition in neuartige, klimafreundliche Technologien zu. Bis 2030 stehen dafür jährlich maximal 200 Millionen Franken zur Verfügung. Auch für Hauseigentümer*innen werden mehr Gelder für die energetische Sanierung der Liegenschaften gesprochen.

Welche Unternehmen profitieren von der Förderung?

Das Bundesamt für Umwelt hält fest, dass die Fördermittel für neuartige Technologien grundsätzlich allen Unternehmen offenstehen. Voraussetzung ist, dass der Betrieb einen Netto-Null-Fahrplan erarbeitet. Die Förderung zielt also vor allem auf Firmen, die sich frühzeitig zur Klimaneutralität bekennen. Nicht gefördert werden Massnahmen, die bereits anderweitig eine Förderung durch den Bund erhalten oder in ein Instrument zur Verminderung der Treibhausgasemissionen eingebunden sind.

In der Stadt Zürich ansässige gemeinnützige Organisationen und Start-ups erhalten zudem die Möglichkeit, über das Förderprogramm KlimUp für ihre intelligente Ressourcennutzung finanzielle Unterstützung zu beantragen. Die Anträge können ab Anfang 2024 eingereicht werden.

So viel zu den Rahmenbedingungen. Doch wie sieht es in der Praxis aus?

«Auch für kleine Unternehmen lohnt es sich, baldmöglichst einen Netto-Null-Fahrplan zu entwickeln», meint Öko-Kompass-Berater Andreas Schneider. Berechnungen des TCS zeigen beispielsweise, dass Elektroautos längerfristig günstiger sind als Verbrenner und sich daher eine Umrüstung der Fahrzeugflotte für Unternehmen finanziell lohnt. Je schneller eine Firma solche Massnahmen umsetzt, desto mehr Kosten kann sie einsparen. Dies gilt auch bei energetischen Sanierungen.

Um als Unternehmen solche Massnahmen anzugehen, empfiehlt es sich, die CO2-Emissionen zu berechnen, um den eigenen Treibhausgas-Ausstoss besser einschätzen zu können und darauf aufbauend Massnahmen umzusetzen. Auf dem Markt gibt es für eine Berechnung diverse Rechner. Zudem bietet der Öko-Kompass erste Inputs und Empfehlungen, wie KMU sich in Richtung Netto-Null bewegen können.

Druck entsteht bei zuliefernden Betrieben

«Zunächst werden vor allem jene KMU unter Zugzwang geraten, die grössere Unternehmen beliefern, die sich bereits Netto-Null-Ziele gesetzt haben», sagt Schneider. Die Reduktionsziele der Unternehmen wirkten sich nämlich in der Regel direkt auf die Lieferkette aus. «In solchen Fällen müssen zuliefernde KMU schneller reagieren, bilanzieren und CO2-vermindernde Massnahmen ergreifen.»

Öko-Kompass-Beraterin Gessica Gambaro empfiehlt beispielsweise, dafür das Angebot von «Go for Impact» zur Science Based Targets Initiative (SBTi) zu nutzen. Go for Impact bietet diverse Erklärungen, weiterführende Unterlagen und eine Liste mit Beratenden für KMU, die sich für die Netto-Null-Fahrplan-Entwicklung interessieren.

Für klimaneutrale Lieferungen empfiehlt Gessica Gambaro unterschiedliche Möglichkeiten: Lieferungen könnten je nach Fahrzeugtyp mit alternativen Antriebstechnologien, also mit Elektro- oder Wasserstoffantrieb, transportiert werden. Eine optimierte Tourenplanung könnte zudem Leerfahrten minimieren. Firmen in der Stadt verwenden vermehrt Lastenfahrräder, die sich für kleinere Lieferungen bestens eignen. Für längere Wege kommen auch klimafreundlichere Bahnverfrachtungen in Frage.

Da der Weg zu Netto-Null für Unternehmen kein einfacher ist, empfiehlt der Öko-Kompass umso mehr, Unterstützung in Anspruch zu nehmen – sei es die erwähnte Beratung «Go for impact» oder in Form einer kostenlosen Erstorientierung durch den Öko-Kompass.

Weiterführende Programme und Instrumente:

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